Silent cry

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Und wer kümmert sich dann um die Welpen?", fragte mich Lia, die den Karton mit den drei Kleinen trug. „Ähm...das klärt sich schon noch. Aber sie dort sitzenzulassen wäre ja wohl keine Option gewesen!"

Ich schob meine Unterlippe vor. Lia seufzte. „Ich bin auf die Reaktion der anderen gespannt..." Ich blieb wie angewurzelt stehen. Irgh! Das hatte ich total vergessen.

Ich wurde unruhig bei dem Gedanken, dass wir gleich bei Jisungs Wohnung waren. Lia sah mir in die Augen. „Tut mir leid." Häh? Hatte ich was verpasst? „Immerhin war ich es, der dir die ganzen privaten Fragen gestellt hat und dir keine Wahl gelassen als zu antworten.", entschuldigte sie sich. Ich schüttelte den Kopf.

„Ich hätte ja nicht antworten müssen. Aber irgendwie hatte sich einiges angestaut und bevor ich mich selbst stoppen konnte, war es auch schon draußen...ohne Rücksicht auf Chris und Yejis Gefühle zu nehmen."

Jetzt schüttelte Lia den Kopf. „Ich glaube er hat es geschätzt, dass du ehrlich warst. Auch wenn er im ersten Moment ein wenig geschockt war..." Lia grinste.

„Aber auch wenn es schwer zu glauben ist, denke ich, dass er dich bereits als Teil der Familie sieht, obwohl ihr euch erst seit drei Tagen kennt. Er war ganz aufgeregt als er uns von seiner neuen Schwester erzählte und hat uns alle überredet zu diesem Treffen heute..."

„Soll das heißen ihr habt nur Chris zu Liebe zugestimmt mich zu treffen und eigentlich hattet ihr keinen Bock auf ein dahergelaufenes Mädchen aus Deutschland?", fragte ich gespielt provokativ.

„Mmh vielleicht?", grinste sie. Daraufhin boxte ich ihr leicht in die Seite. „Aua!", lachte sie, „Nur Spaß...wir mochten dich spätestens dann, als du den Abgang hingelegt hast und gelacht hast, als wärst du Felix Schwester..." Ich wurde rot.

„So schlimm ist mein Lachen gar nicht!" Auf einmal blieb Lia stehen. „Bereit?", fragte sie. Ich nickte. Wir waren an dem Ort angekommen, aus dem ich vor einer knappen Stunde geflohen war.

Nachdem die letzten Stufen bestritten waren, klingelte Lia an der Tür. Mein Puls beschleunigte sich. Die Tür ging auf und Minho stand vor uns. Er zog eine Augenbraue hoch.
„Willkommen zurück, Ausreißer.", begrüßte er mich.

Wir traten ein und ich sah mich verwirrt um. „Ihr seid die ersten...die Anderen müssten aber auch gleichkommen.", meinte Minho.

„Wie? Du bist hier geblieben?" zickte ihn Lia an.
„Natürlich, irgendjemand muss ja hier auf sie warten" antwortete Minho und grinste sie an.

„Shit! Ich hätte hier bleiben können!" rief sie empört und verschränkte die Arme.

Mir entglitt ein erleichterter Seufzer. „Freu dich nicht zu früh! Du wirst schon noch deine Strafe erhalten, dafür dass wir hier Babysitter spielen durften." Bitte?

„Du weißt schon, dass ich kein kleines Kind mehr bin oder?" Er musterte mich. „Also klein bist du schon..." Gerade als ich was erwidern wollte, hüpfte einer der Welpen aus dem Karton, den Lia  auf dem Sofa abgestellt hatte und lief Richtung Minho.

Dieser lehnte sich im Sessel zurück und bemerkte nicht wie der Kleine sein Bein beschnüffelte und dann langsam sein Bein hob. „Er wird doch nicht..!", sprach Lia mit einem grinsen aus, was ich dachte.

Doch es war zu spät. Ein feiner Strahl hinterließ Flecken auf Minhos Hose und seiner Socke. Verwirrt sprang dieser auf und starrte hinab während Lia in schallendes Gelächter ausbrach.

„Ich mag den kleinen" versuchte sie lachend herauszubringen.

Erst wanderten seine Augen zum Hund, dann zu seiner Hose... „Was zur Hölle...!"

In dem Moment hörte ich eine Tür klapsen und Schritte näherkommen. „Was ist denn hier los?", fragte Jeongin überrascht von unserer ausgelassenen Stimmung.

„...Hund...Minho...!", japste Lia, vor Lachen keinen vollständigen Satz herausbringend.

Jisung blickte verwirrt von einem Hund zum nächsten. „Wo kommen denn die ganzen Welpen her?", fragte er schließlich. Ich hatte mich mittlerweile wieder eingekriegt und hob den kleinen Ausreißer hoch auf meinen Schoß.

Er wedelte freudig mit dem Schwänzchen. Dann fiel mein Blick auf Chris, welcher mich ebenfalls anstarrte. Ich spürte einen Kloß im Hals und meine Augen wurden erneut feucht. Schnell vergrub ich mein Gesicht im Fell des kleinen Hundes, den ich in den Armen hielt.

„Verdammt Chris! Hör jetzt endlich auf so ein Gesicht zu ziehen...du bringst sie nur wieder zum Weinen!", schimpfte Lia ihn an und nahm mich in den Arm.

Ich hob den Kopf, doch im nächsten Moment legte sich eine Hand vor meine Augen und ich wurde gegen eine Brust gezogen. „Könnt ihr uns kurz allein lassen?", hörte ich Chris Stimme an meinem Ohr. Es kam keine Antwort, aber ich hörte wie sich Schritte entfernten. Ich wollte mich umdrehen, doch Chris hielt mich fest in seinen Armen und hielt auch weiterhin meine Augen bedeckt.

Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr und bekam Gänsehaut. „Ähm...Chris...", fing ich an, doch er drückte mich nur noch fester an sich. „Es tut mir so leid...", hörte ich eine brüchige Stimme. M-Moment! Weinte er etwa!

505-Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt