Answer

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Nachdem mir Chris gestern Abend bestimmt noch um die zehn Mal erklärt hatte, wo der Weg nach Hause lang geht, schritt ich selbstbewusst um die nächste Ecke und...krachte volle Kanne mit einer Person zusammen.

„Autsch!" Nur knapp erlangte ich mein Gleichgewicht zurück, doch mein Gegenüber plumpste auf den Boden. „Oh! Das tut mir wirklich sehr leid! Haben Sie sich verletzt?" Ich bückte mich etwas, um der Person aufzuhelfen und hielt ihm meine Hand entgegen.

„Warum sind wir auf einmal beim Sie?", fragte mich eine Stimme, die sich sehr nach Chris anhörte.

„Aber immerhin habe ich dich gefunden. Ich dachte schon, ich bin zu spät und du bist schon nach Hause gefahren." Chris klopfte sich etwas Schmutz von der Hose. „Äh, ja...ich wollte gerade zur U-Bahn, aber die bessere Frage ist wohl, warum bist DU hier? Also nicht, dass ich mich nicht freue, aber hat Stray Kids heute nicht Termine wie Shootings oder Fanmeetings oder Ähnliches?" Er zuckte mit den Schultern.

„Keine Lust. Ich will die Anderen nicht sehen." War das sein Ernst! D-Das ging doch nicht oder? „Was hast du den Anderen gesagt...oder besser, weiß euer Manager Bescheid?" Noch ein Schulterzucken. „Weiß nicht. Hab mein Handy ausgeschaltet." Was zum! „Bitte tu das nicht!

Ich weiß, dass dich ihre Worte verletzt haben, aber sie sind deine Freunde und eben diese machen sich Sorgen, wenn sie dich nicht erreichen können. Hast du gestern noch mit Felix gesprochen?" Er sah mich verblüfft an.

„Woher weißt du, dass Lix bei mir war?" Als ich ihm antworten wollte, rannte mich fast ein Anzugträger um, der es offensichtlich sehr eilig hatte. „Lass uns den Standort wechseln.", schlug Chris vor und ich stimmte zu.

Kurze Zeit später dampften vor uns zwei Tassen heiße Schokolade mit ordentlich Sahne und extra Streusel, die mich in allen Farben des Regenbogens anstrahlten. Mmh, das sah verdammt lecker aus! Ob es wohl so gut schmeckte, wie es aussah?

Soojin, Konzentration! Es gibt Wichtigeres als bunte Streusel! „Felix hat mir gestern noch meine Schuluniform vorbeigebracht.", fing ich an und Chris verzog das Gesicht.

„Die hatte ich ja total vergessen...tut mir leid, Soojin." Ich schüttelte den Kopf. „Ich hatte auch nicht mehr dran gedacht. Jedenfalls hat sich Felix bei mir persönlich entschuldigt und naja, ich habe das Gefühl, er vertraut mir? Er wollte auch noch einmal mit den Anderen über die ganze Sache reden, aber zunächst hat er dich aufsuchen wollen, weil er es bereut hat, dich nicht unterstützt zu haben..."

Chris trank einen Schluck aus seiner Tasse. Als er sie absetzte, klebte ein weißer Sahnebart an seiner Oberlippe. Es hätte putzig aussehen sollen, doch sein ernster Blick zerstörte das unschuldige Image. Im nächsten Moment wischte er sich sein Bärtchen auch schon mit dem Handrücken wieder ab. „Er war bei mir..., aber ich wollte nicht mit ihm reden." Er vermied Blickkontakt und schaute stattdessen auf die Tasse in seiner Hand. In mir brodelte es!

Ohne Vorwarnung zog ich das Handy aus seiner Hosentasche und schaltete es an. „Was machst du?", rief er verwirrt aus und versuchte mir das viereckige Ding aus der Hand zu nehmen, doch ich zog es weg, bevor er es zu fassen bekam.

Es reichte ein kurzer Blick auf das Display, um zu erkennen, was ich mit meiner Lüge angerichtet hatte. „Achtundsechzig verpasste Anrufe und einhundertvierundzwanzig neue Nachrichten." Ich legte das Handy vor ihm hin.

„Vielleicht hast du im Moment keine Lust mit ihnen zu reden, aber ich hoffe, dir ist bewusst, dass sie sich riesen Sorgen, um dich machen. Seit gestern haben sie nichts mehr von dir gehört. Sie sind bestimmt krank vor Sorge um dich...du könntest von einem Auto angefahren worden sein und sie wüssten es nicht. Du kannst sagen, was du willst, aber zum Teil ist das alles auch meine Schuld. Ich werde dir jetzt nicht vorschreiben, dass du ihnen verzeihen sollst, aber eine Sache WILL ich, dass du tust...naja eigentlich zwei. Zum einen melde dich bitte, damit sie wissen, dass es dir gut geht. Zum anderen bitte ich dich deinen Stray Kids Pflichten nachzugehen, denn da draußen sind Millionen von Fans, ich eingeschlossen, denen SKZ die Kraft gibt, Tag für Tag ihr Bestes zu geben und die gleichzeitig im Gegenzug SKZ Karriere unterstützen und anfeuern. Es steht mir vielleicht nicht zu, das alles zu sagen, aber ich bin mir nun mal sicher, dass Stray Kids dir genauso wichtig ist und am Herzen liegt wie mir!" Okaaay...das war eventuell ein wenig zu laut gewesen, denn alle umliegenden Tische sahen mich mit großen Augen an.

Zum Glück schienen keine Teenager darunter zu sein, die hätten wissen können, worüber ich sprach. Chris seufzte. War das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? Gerade als er den Mund öffnete, ging der neunundsechzigste Anruf ein.

Auf dem Display erschien ein Foto von Hyunjin. Mit großen Augen sah mich Chris an. Ich deutete ihm ranzugehen, doch er schüttelte den Kopf. „Was, wenn er böse auf mich ist?" Ich wusste nicht, ob ich lachen oder meinen Kopf auf die Tischplatte knallen sollte. War das sein Ernst?

„Jetzt geh schon ran!" Doch zu spät...sein Handy zeigte einen unbeantworteten Anruf mehr an. „Chris, ob du willst oder nicht, irgendwann musst du eh ans Handy gehen." Er legte sein Handy wieder auf den Tisch. „Vielleicht später?" Schon leuchtete das Display erneut auf: Jeongin.

Fragend schaute Chris wieder zu mir und ich riss mich zusammen, ihm nicht schon das Geh ran! entgegen zu brüllen. So vorsichtig wie nur möglich, tippte er auf das Ikon mit dem grünen Telefonhörer und zog es nach rechts.

(Titel- Answer, Ateez)

505-Stray KidsWhere stories live. Discover now