Kapitel 20

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Eine gute Freundin sein... darüber hatte ich mit Leon in den letzten Tagen viel diskutiert. Auch wenn er der Meinung ist, das ich ihm nichts zurück geben muss, lasse ich es mir nicht nehmen, ihn im Trainingslager zu besuchen.
Die Mannschaft ist vor dem Start der Saison noch einmal ins jährliche Trainingslager am Tegernsee gefahren.
Weil für das Wochenende wunderschönes Wetter vorausgesagt ist, haben Lina und ich beschlossen, unsere beiden Jungs zu besuchen.
Also hatte es sich meine beste Freundin zur Aufgabe gemacht, alles mit dem Trainerteam ab zu klären.
Zu unserer Erleichterung war Julian begeistert von der Idee und hat auch andere Familien der Spieler eingeladen, um ein gemeinsames Abendessen zu organisieren. Die Spieler sollten von der ganzen Sache nichts mitbekommen.
Deshalb fällt es mir heute besonders schwer, auf Leons Nachricht zu antworten, als ich gerade bei Lina am Frühstückstisch sitze.

,Guten Morgen Liebling! Ich hoffe du hast gut geschlafen. Wie geht es dir?❤️'

seufzend lege ich mein Handy kurz ab und sehe zu meiner besten Freundin.
„Leon?" neugierig lugt die Brünette auf den Bildschirm meines Smartphones.
„Ja" ich nicke.
„Am liebsten würde ich ihm schreiben, das ich es kaum erwarten kann, ihn heute zu sehen!"
„Ich weiß" Lina legt einen Arm um meine Schulter.
„Aber dann wäre er den ganzen Vormittag so hibbelig, das er sich nicht aufs Training konzentrieren kann!"
Ich muss kichern. Damit hatte sie wohl Recht.

‚Mir geht es gut :) Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Training! Gib alles!❤️'

nur Sekunden später färben sich die Häckchen blau und es erscheint eine neue Nachricht auf meinem Display.

‚Ich wäre noch motivierter, wenn du jetzt hier wärst... 😞'

„Wie konnte der Typ den zwei Monate Fernbeziehung aushalten?!" Lina sieht mir kopfschüttelnd über die Schulter.
„Lass ihn nicht noch länger warten...machen wir uns mal auf den Weg!".
Wir laden unsere Koffer in Linas Auto und machen uns auf den Weg in Richtung Tegernsee.
Weit haben wir es nicht.
Wenn der Verkehr mitspielt sollten wir in nicht einmal einer Stunde in Rottach Egern sein.

Tatsächlich haben wir großes Glück und kommen schon nach 40 Minuten Fahrt am Team Hotel an.
„Nobel wohnen die hier schon! Das muss man ihnen lassen!" staunend betrachte ich die Lobby des Hotels.

Wir checken ein, bekommen unsere Zimmer und machen uns direkt auf den Weg zum Aufzug.
„Die Jungs sollten gerade beim Teamausflug sein!" meint Lina mit einem Blick auf die Uhr.
„Wie wäre es mit einem kleinen Power Nap und gegen 16 Uhr, wenn das Training fast zu Ende ist, machen wir uns auf den Weg zum Platz?"
„Klingt super!" der Vorschlag eines Power Naps ist bei mir willkommen.
Auch wenn die Anreise nicht besonders lang war, bin ich ziemlich erledigt.
Angekommen vor meinem Zimmer schließe ich die Tür auf und schiebe meinen Koffer hinein.
„Endlich da" erschöpft lasse ich mich auf das Doppelbett in der Mitte des Raumes fallen.
Ich stelle mir einen Wecker und versuche zu schlafen.
Allerdings ist daran nicht zu denken.
Dafür bin ich viel zu aufgeregt, Leon zu sehen.
Besonders gespannt bin ich auf deine Reaktion.
Ich hoffe, er freut sich...
Immer mehr Gedanken schwirren mir durch den Kopf.
Nachdem ich mich eine halbe Stunde verzweifelt hin und her gewälzt hatte und nichts geholfen hat, gebe ich es schließlich auf.
Ich greife nach meinem Handy und öffne Instagram.
Sofort springt mir ein Post des FC Bayern entgegen.
Es zeigt die Jungs beim Kanu fahren, der gemeinsamen Teambuilding Aktion.
Glücklich sehe ich mir die Fotos an, auf denen mir ab und zu auch mein Freund entgegen sieht.
Er sieht so glücklich aus hier in München.
Diese Momente versichern mir immer wieder, das er nicht nur wegen mir wieder zurück gekommen ist.
Seufzend schließe ich Instagram wieder und lege mein Handy beiseite.
Mit Lina würde ich mich erst in einer Stunde in der Lobby treffen. Bis dahin gilt es, noch etwas Zeit tot zu schlagen.
Weil ich es hier im Zimmer definitiv nicht mehr aushalte, beschließe ich, in der Lobby einen Cappuccino zu trinken.

Angekommen in der Hotel Lobby lasse ich mich gemeinsam mit einer Tasse Kaffee auf einen Sessel, relativ nah am Haupteingang des Hotels sinken.
Gebannt beobachte ich die Gäste, die an mir vorbei huschen.
Ein paar wenige kenne ich sogar. Es sind andere Spielerfrauen, die ich schon einmal im Stadion getroffen hatte, Physiotherapeuten der Spieler oder andere Mitarbeiter des Vereins.
Als allerdings in der Ferne eine Stimme zu hören ist, die ich sehr gut kenne, sehe ich erschrocken auf die Uhr.
Ich hatte die Zeit komplett vergessen...
Es ist 15 Uhr und die Spieler müssten jetzt von der Team Building Einheit nach Hause kommen.
Und so ist es auch.
Die ersten Spieler, die in der Lobby auftauchen sind Chupo und Leroy. Allerdings sind die beiden so tief in ein Gespräch verwickelt, das sie mich nicht bemerken.
Doch Leons Stimme kommt auch immer näher.
Er würde mich sofort bemerken.
Panisch sehe ich mich nach einem Versteck um. So kurz davor möchte ich die Überraschung nicht kaputt machen.
Als ich um mich herum keine Versteckmöglichkeit entdecke, entscheide ich mich für das Treppenhaus.
Meinen Kaffee habe ich schon bezahlt, also husche ich direkt in Richtung Treppenhaus.
Schnell, weil ich höre, wie auch ein paar der Spieler die Treppe nehmen, renne ich nach oben in den vierten Stock.
Dort angekommen luge ich zu erst vorsichtig in den Flur.
Als weit und breit keiner der Spieler zu sehen ist, gehe ich mit schnellen Schritten in Richtung meines Zimmers.
Fast bei meiner Zimmertür angekommen, kommen mir auf einmal Leon und Konrad entgegen.
Scheiße.
Ich stelle mich in eine Nische neben meiner Zimmertür und hoffe, das die beiden mich nicht bemerken.
Tatsächlich ist Leon damit beschäftigt, etwas in sein Handy zu tippen, so das er mich nicht bemerkt. Auch Konrad wäre an mir vorbei gelaufen, wenn nicht in genau diesem Moment mein Handy einen Ton von sich gegeben hätte.
Natürlich.
Eine Nachricht von Leon.
„Linnea?" verwirrt mustert mich mein bester Freund.
„Ja. Ich bin's" seufzend gebe ich mich geschlagen.
„Bitte erzähl den anderen nichts. Das soll eine Überraschung werden. Und sei leise! Wenn Leon uns beide reden hört, ist er innerhalb von Sekunden auch hier!"
„Okay."
„Warum stehst du noch hier? Hast du kein Zimmer?"
Mein Bester Freund grinst.
„Doch. Hab ich. Aber du stehst vor meiner Tür!" er zeigt auf die Zimmertür, an die ich mich gelehnt hatte.
„Oh. Sorry. Bis später!" zum Abschied drehe ich mich noch einmal zu ihm um, den Finger auf die Lippen gelegt, bevor ich mit leisen Schritten zu meinem Zimmer verschwinde.
Zu meiner Enttäuschung bemerke ich, das Leon vorhin genau in das Zimmer neben mir verschwunden sein muss.
Eine kurze Nachricht an den eingeweihten Konrad, mit der Frage, welche Zimmernummer Leon hat, bestätigt meinen Verdacht.

Erschöpft von dem Stress der letzten zehn Minuten lasse ich mich auf das Bett fallen und öffne Leons Nachricht.

,Hey Liebling ❤️ ich hoffe du hast einen schönen Tag. Ich bin gerade vom Kanu fahren zurück. Wollen wir ein paar Minuten reden, bevor ich zum Training muss?'

Jetzt muss ich ihm das auch noch ausschlagen... Wenn wir telefonieren, würde er direkt merken, das ich nur eine Zimmerwand entfernt von ihm im Bett liege und darauf warte, ihn endlich wieder in meine Arme schließen zu können.

,Tut mir leid, aber ich bin gerade mit Lina etwas essen. Trainier fleißig 💪🏻 Ich liebe dich 😘'

Die Nachricht wird sofort gelesen und auch eine Antwort ist schnell da.

,Alles klar. Das mache ich doch immer! 🤨 Ich liebe dich auch ❤️ Kann es kaum erwarten, dich wieder zu sehen! 😘'

Ein breites Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und ein warmes, kribbelndes Gefühl macht sich in meinem gesamten Körper breit.
Wenn er nur wüsste....

One last Time. ||a Leon Goretzka Fanfiction ||Where stories live. Discover now