Kapitel 13

81 4 5
                                    

Für einen kurzen Moment scheint das ganze Stadion um uns herum still zu stehen. Dann bricht Jubel aus.
Carla, Lina, Manu und Thomas neben mir springen voller Freude auf.
Das Stadion bebt und man spürt die Erleichterung, die in der Luft liegt.
1:0 für Bayern.
Mitleidig sehe ich hinunter aufs Spielfeld, wo mein Freund gerade am liebsten im Boden versinken würde.
Man sieht ihm an, wie sauer er auf sich selbst ist.
Da würde meine alleinige Anwesenheit nicht zu einer besseren Laune beitragen...
Seufzend lasse ich mich noch weiter in meinen Stuhl sinken.
Warum musste es ausgerechnet Leon sein, der den Fehler macht?!

Als auch die anderen sich wieder hin setzten, legt Carla tröstend einen Arm um mich.
„Du tust mir wirklich Leid, Linnea!".
Das hilft mir im Moment nicht gerade weiter. Aber wenigstens hat Sie es gesagt.
„Danke" murmele ich und starre immernoch etwas fassungslos aufs Spielfeld.

Die letzten Minuten, bis der Schlusspfiff ertönt, vergehen ohne eine einzige Torchance für Madrid.
Sobald das Spiel abgepfiffen ist, bricht das Ganze Stadion um uns herum ins jubeln aus.
Dazu gehören auch meine Freunde.
Nur ich stehe schweigend in mitten der Fans und sehe hinunter zum Spielfeld.
Mein Freund hatte sich noch nicht vom Platz bewegt. Er sitzt alleine auf dem Rasen und starrt in die Lehre.
Es tut weh, ihn so hilflos und traurig zu sehen.
„Ich denke, ich sollte einmal nach Leon sehen." schnell verabschiede ich mich von Lina und den anderen, die sich gerade ein Glas Champagner gönnen.
Mir war gerade nicht nach feiern. Ich musste jetzt dringend meinen Job als Freundin erfüllen und Leon aufmuntern.

Die Scheinwerfer strahlen aufs Feld, als ich den Rasen der Allianz Arena betrete.
Alles ist mit Konfetti bedeckt und es wuseln viele Spieler um mich herum.
Nach einer Weile entdecke ich meinen Freund, wie er immer noch an der selben Stelle, am Rand des Spielfeldes sitzt. Sein Blick verloren im Nichts, seine Schultern hängen nach unten. Man kann ihm die Last der Niederlage wörtlich ansehen.

„Hey!"
Langsam trete ich näher und lasse mich neben ihn auf den Rasen sinken.
„Das tut mir wirklich leid!" sanft lege ich eine Hand auf Leons Schulter.

Er seufzt und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen.
„Ich hab wirklich alles gegeben. Und dann verlieren wir wegen so einem verdammt dummen Fehlpass!" frustriert schlägt Leon eine geballte Faust in den Rasen.
Ich spüre den Schmerz in seinen Worten und lasse mich neben ihn ins Gras fallen.
„Ich weiß, wie wichtig dir dieser Titel und dieses Spiel ist. Aber manchmal kommen die Dinge einfach nicht so, wie wir es uns erhoffen."

Leon lehnt sanft seinen Kopf gegen meine Schulter. „Aber ich bin Schuld, dass wir verloren haben. Wäre nicht dieser beschissene Ballverlust gewesen, dann...".
„Leon. Du bist nicht Schuld an eurer Niederlage. Du bist nicht der einzige auf dem Platz. Ihr arbeitet als Team zusammen. Ihr gewinnt gemeinsam und ihr verliert gemeinsam."
Ich mache eine Pause und schenke ihm ein schwaches Lächeln.
„Du darfst traurig sein, Leon. Das ist völlig in Ordnung. Aber vergiss nicht, dass du mehr bist als nur ein Fußballspieler. Du bist ein großartiger Mensch mit so vielen Talenten und Fähigkeiten. Diese Niederlage definiert nicht, wer du bist!"

Leon sieht nachdenklich auf den Boden und lässt meine Worte auf sich wirken.
Nach einer Weile nimmt er mich fest in den Arm.
„Danke, Linnea. Danke, dass du hier bist."
Es tut gut, zu hören, das meine Anwesenheit ihn etwas tröstet.

Ich drücke seine Hand fester.
„Immer, Leon. Ich bin immer hier für dich, egal was passiert."

Gemeinsam sitzen wir noch eine Weile auf dem Fußballfeld.
Um uns herum wird alles für die Pokal Übergabe und das anschließende Feuerwerk vorbereitet.

Nach einer Weile tauchen auch unsere Freunde neben uns auf.
Manuel, der Leon auch in seiner Zeit als Kapitän bei Bayern noch nie so sehr am Boden zerstört gesehen hatte, sieht seinen ehemaligen Kollegen mitleidig an.
„Komm Leon. Aufstehen und weiter machen!" er reicht erst seinem Kumpel, dann mir die Hand und hilft uns auf zu stehen.
„Das klingt so leicht!" murmelt mein Freund frustriert.
„Ich bin doch Schuld an allem!" mahnend werfe ich ihm einen Blick zu. Ich hatte ihm gerade eben erklärt, daß er in einem Team niemals die alleinige Schuld trägt.
Auch Thomas schüttelt den Kopf.
„Nein Leon. Bist du nicht. Beim Fußball geht es um die Mannschaft. Und nicht um den einzelnen.".
Aufmunternd legt Müller meinem Freund einen Arm um die Schulter.
„Vielleicht sollte es einfach nicht sein.".
Die beiden machen sich auf den Weg in Richtung Kabinen, damit Leon sich für die Übergabe der Medaillen umziehen kann.

„Ach Linnea" Carla legt einen Arm um meine Schulter.
„Ich bin mir sicher, den bekommst du wieder hin.".
„Der Urlaub wird ihm sicher gut tun!" aufmunternt zwinkert Lina mir zu.
„Vielleicht gibt es da ja die ein oder andere Überraschung für dich!".
Verwirrt sehe ich zu ihr.
„Überraschung?".
Sie schüttelt den Kopf. „Wirst schon sehen!".
Mit diesen Worten verschwindet sie in Richtung Bayern Spieler, um ihrem Freund zu gratulieren.
Auch Carla, Manuel, Thomas und ich schließen sich ihr an und gehen zu den Spielern, die gerade umgezogen und bereit für die Zeremonie aus ihrer Umkleide gekommen sind.
Die Stimmung ist gut und sie feiern ausgiebig mit den Fans in der Südkurve.
Ein 'Finale dahoam' zu gewinnen ist dann doch noch ein mal etwas ganz besonderes für die Spieler.
„Aleks!" glücklich nehme ich meinen Mitbewohner in den Arm, als dieser zu uns herüber kommt.
„Ich bin so stolz auf dich!"
„Danke Linnea!" glücklich grinst er mich an, bevor er sich seiner Freundin widmet, die es kaum erwarten konnte, ihn endlich in ihre Arme zu schließen.

Nach der Pokal Übergabe und dem Feuerwerk lehrt sich das Stadion schnell. Es ist schon kurz nach halb eins Abends und die Fans wollen sicher alle nach Hause.
Auch ich würde alles dafür geben, jetzt Zuhause gemeinsam mit Leon in meinem Bett zu liegen und zu schlafen. Bei Leon, der neben mir sitzt, könnte ich wetten, das es genau so ist.
Allerdings sind unsere Freunde da ganz anderer Meinung.
Wir essen gerade alle gemeinsam in der VIP Lounge und danach soll es weiter in den Club gehen.
Allerdings haben Leon und ich schon gemeinsam entschieden, das wir uns nach dem Essen ausklinken werden.
Ich merke, wie Leon immernoch verdammt schlecht drauf ist, was ich auch zu hundert Prozent nachvollziehen kann.
An seiner Stelle wäre ich wahrscheinlich nicht anders gelaunt.

„Verdammt bin ich froh endlich hier zu sein!"
erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen.
Leon antwortet mit einem zustimmenden brummen. Er hat sich im Bad schon frisch gemacht und packt gerade seine letzten Sachen für den Urlaub in seinen Koffer.

Auch ich mache mich auf den Weg ins Bad, um Trikot und Jeans gegen meinen Pijama zu tauschen.
Als ich wieder komme, klettere ich leise unter die Decke.
Leon gibt schon tiefe, regelmäßige Atemzüge von sich.
Der Abend hat ihn wirklich mitgenommen...
Sanft drücke ich ihm einen Kuss auf die Schulter, bevor ich mich meinem Handy widme, um noch ein bisschen auf Instagram zu scrollen.
So müde ich auch war, als wir beim Essen saßen, jetzt ist definitiv noch nicht Zeit zu schlafen.
Das Adrenalin des Spiels steckt mir noch tief in den Knochen.

Als ich nach einer Weile ein Bild entdecke, muss ich lächeln.
Es zeigt mich und Leon, wie wir, ich im Bayern Trikot mit seinem Namen und er im Real Madrid Trikot, Arm in Arm auf dem Rasen sitzen.
Ich entscheide mich das Foto gemeinsam mit dem Satz „Forever greatfull" in meiner Story zu posten.

Weil es wahr ist.
Ich bin verdammt dankbar, Leon zu haben.
Egal ob er gerade die Champions League verloren hat.
Was solls.
Wir haben uns beide.
Und das ist alles was zählt.

One last Time. ||a Leon Goretzka Fanfiction ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt