Kapitel 11

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Ich liege auf der Dachterrasse in der Sonne, mein Smartphone direkt neben mir liegend, während ich auf Leons Anruf warte.
Die letzten Tage war viel los in Madrid und wir haben es nicht geschafft, zu telefonieren.
Aber heute hat Leon versprochen, das wir es hinbekommen.
Ungeduldig sehe ich immer wieder auf das Display meines Handys.

Als es endlich klingelt, springe ich wie von einer Hummel gestochen auf und nehme den Anruf entgegen.

"Leon! Wie schön das du auch mal die Zeit für mich gefunden hast!"
Mein Freund seufzt schwer am anderen Ende der Leitung.
"Es tut mir leid, Linnea, aber die letzten Tage waren so verdammt voll gepackt. Ich habe es einfach nicht unterbekommen, dich anzurufen."
„Aha" etwas angefressen bin ich schon.
Allerdings möchte ich jetzt wirklich keinen Streit anfangen, so kurz vor der Sommerpause.
Seufzend nehme ich einen Schluck von meiner Limonade.
„Ist schon okay Leon. Lass uns das wann anders klären. Wie geht es dir?" auch am anderen Ende der Leitung kann ich ebenfalls ein seufzen vernehmen.
„Nicht gut. In letzter Zeit scheint einfach alles schief zu gehen.
Im Training läuft es nicht mehr und auch in den Spielen kann ich keine Leistung bringen. Ancelotti ist verdammt sauer auf mich.".
Zu hören, das es ihm nicht gut geht, lässt meine schlechte Laune von gerade eben sofort verschwinden.
„Mensch Leon. Das bekommst du schon wieder hin. Ich weiß es ist schwer aus so einem formtief raus zu kommen. Aber du bist stark. Denk doch einmal daran, was du schon alles geschafft hast!"
Am liebsten würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen.
In den Interviews die er gibt, kommt es so rüber, als würde das ganze ihn kalt lassen. Aber anscheinend ist die Kritik der letzten Wochen doch nicht spurlos an ihm vorübergegangen.
Am anderen Ende der Leitung bleibt es kurz still.
„Ich wünschte du wärst hier.".
„Das wünsche ich mir auch Leon. Mehr als alles andere."
Wieder Stille.

„Manchmal überlege ich, ob ich wieder zurück in die Bundesliga wechseln soll..."
Sofort werde ich hellhörig.
„Nein!"
„Warum? Ich dachte du willst mich auch bei dir haben?!" Leons Stimme klingt verwirrt.
„Ja. Aber ich möchte nicht, dass du wegen mir irgendwelche dummen Entscheidungen triffst. Du warst in Madrid verdammt glücklich, bevor wir uns wieder gesehen haben. Und..." ich atme tief durch.
„Wir wissen ja gar nicht, ob das mit uns nicht wieder in die Brüche geht, wenn wir dauernd aufeinander sitzen.".
„Wow..." er macht eine Pause.
„Linnea, wenn du mich nicht in deiner Nähe haben willst, dann kannst du das auch direkt sagen!" seine Stimme klingt energisch, und ich merke, das er ziemlich sauer ist.

„Bitte Leon. Ich habe den ganzen Tag auf deinen verdammten Anruf gewartet. Lass uns jetzt nicht wieder streiten. Es fängt ja schon an wie damals...".
Leon zögert einen Moment. „Tut mit Leid. Aber ich weiß nicht einmal, wo ich in letzter Zeit anfangen soll. Es fühlt sich an, als ob nichts so läuft, wie ich es geplant hatte. Ich bin einfach frustriert und müde.".
Aufmerksam höre ich ihm dabei zu, wie er sich langsam wieder beruhigt.
„Es ist okay, Leon. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Du bist stark und klug, und ich bin sicher, dass du diese Herausforderungen meistern wirst. Ich bin immer für dich da, egal was passiert.".
„Danke Linnea. Tut mir leid, wenn ich gerade etwas überreagiert habe. Aber es ist nur... Ich vermisse dich so sehr. Ohne dich auszukommen war noch nie meine Stärke."
Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. „Du musst nicht ohne mich auskommen, Liebling. Wir sind ein Team, und zusammen können wir alles schaffen.".
„Ich kann es kaum erwarten, dich in zwei Wochen zu sehen!"
Da hatte er Recht. Die letzten Monate haben uns auf eine sehr harte Probe gestellt.
Wir hatten uns zwar zwei mal gesehen, als Alex und ich am Wochenende nach Madrid geflogen sind, aber die gingen viel zu schnell vorrüber.
Jetzt konnte auch ich es nicht mehr erwarten, ihn endlich für drei lange Wochen an meiner Seite zu haben.

„Linnea!" Alex taucht auf einmal neben mir auf.
Als er sieht, das ich gerade telefoniere, lässt er sich schweigend auf die Liege neben mir sinken.
Sein Gesicht sieht ernst aus, während er auf den Boden starrt.
Irgendwas stimmt hier nicht.

„Leon? Tut mir leid, ich muss Schluss machen. Ich liebe dich!"
„Ich liebe dich auch!"
Das ist das letzte was ich von meinem Freund höre, bevor ich auflege.

„Alex!" besorgt widme ich mich nun meinem Mitbewohner.
„Was ist den los?".
Er atmet tief durch, als würde ihm das ganze wirklich schwer fallen.
„Du musst mir versprechen, dass das unter uns bleibt." beginnt er ernst.
„du bist die erste, die hiervon erfährt.".
„Von was?".
„Ich hab ein Angebot von Real Madrid.".
Als er den Satz ausgesprochen hatte, bleibt mir die Luft weg.
„Wie jetzt?".
„Naja, Tuchel meinte, er will mich für die kommende Saison ausleihen, wenn sich ein passendes Angebot ergibt. Damit ich Erfahrung sammeln kann. Und da hat sich jetzt Madrid bei mir gemeldet.".
„Aber...das ist doch super!" fest nehme ich meinen Mitbewohner in den Arm.
„Wirklich? Findest du?" erleichtert atmet er auf.
„Natürlich! Das ist deine Chance verdammt!" stolz klopfe ich ihm auf die Schulter.
„Mag sein" nachdenklich nickt er.
„Aber, ich weiß nicht, ob ich das wirklich machen soll. Eigentlich bin ich super zufrieden hier und nur wegen Carla will ich nicht nach Madrid. Wer weiß, ob wir wirklich so gut harmonieren." er macht eine Pause und streicht sich durch die Haare.
„Ich meine, ich liebe sie wirklich. Aber wir haben eben... Noch nie länger als ein Wochenende miteinander verbracht.".
Seufzend nicke ich. Das Problem kenne ich nur zu gut.
„Da musst du auf dein Herz hören. Ihr müsst schließlich nicht direkt zusammen ziehen. Und es ist auch nur für eine Saison. Dann kommst du wieder zurück nach München. Mit vielen neuen Erfahrungen und Eindrücken. Und jetzt fliegen wir ja alle gemeinsam in den Urlaub. Nach drei Wochen mit Carla bist du dir bestimmt etwas sicherer!".

„Danke für den Ratschlag" ein leichtes grinsen taucht auf Alexs Lippen auf.
„Ich werde darüber nachdenken.".
„Vielleicht solltest du dabei einen kühlen Kopf bewahren!" bemerke ich und stehe auf, um ihm ein Glas von meiner selbstgemachten Limonade zu holen.
„Hier!" grinsend drücke ich ihm das Getränk in die Hand.
Dankend nimmt er es entgegen.
Gemeinsam lassen wir den Abend noch ausklingen, beobachten, wie die Sonne langsam verschwindet und essen gemeinsam auf der Dachterrasse zu Abend.

Gegen 23 Uhr liege ich wieder alleine auf meiner Liege und sehe mir die Sterne an.
Ich vermisse Leon wirklich sehr.
Natürlich würde ich mich freuen, wenn er wieder zurück in die Bundesliga kommt.
Aber ich habe Angst.
Angst das es genau so endet wie die letzten Male.
Schließlich habe ich uns schon einmal eine zweite Chance gegeben.
Und das ist nach hinten losgegangen.

One last Time. ||a Leon Goretzka Fanfiction ||Where stories live. Discover now