45 | Ein trauriger Niemand.

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Meine Hände waren auf der Höhe meiner Brust gehoben, als wir den Raum verließen und trotzdem rammte Jane mir gerne beim Gehen den Lauf ihrer Pistole in den Rücken.

Alle Agenten hatten ihre Blicke auf uns gerichtet, als wir durch die Flure des Gebäudes liefen. Verwirrung und Misstrauen konnte man von deren Blicken ablesen. Und all das gefiel Jane gar nicht, ich konnte es hingegen nur heimlich belächeln. Wir gefiel es sie wütend zu sehen.

"Fuck." Flüsterte sie in mein Ohr, dabei striff ihr heißer Atem meine Haut. Eine Gänsehaut überkam mich. "Ripley hat dafür gesorgt, dass nur wir ihre kleine Nachricht hören konnten." Auch wenn ich nicht daran gedacht hatte, hauptsächlich da ich mich nicht mit der Technik der CIA auskannte, fand ich es doch etwas vorhersehbar.

Warum hätte Cory auch diese Durchsage für alle öffentlich machen sollen, wenn es doch nur eine Sache zwischen uns Vieren war? Zudem hätte sie sich so doch nur zum Ziel gemacht.

Aber genauso weil Cory es zwischen uns halten wollte, kam mir eine Idee. "Wie hat das mit dir und Rider überhaupt angefangen, Jane?" Ich flüsterte nicht, aber posaunte ich es auch nicht in die Außenwelt laut heraus. Es hatte genau die perfekte Lautstärke für Provokation übrig.

Von der leisen Weise wie sie schockartig die Luft einzog, wusste ich, dass ich sie hatte. "Kein junger Mann würde so eine Position besitzen, also, wie viele Jahre ist er älter?" Ihr gefiel das ganz und gar nicht und schon konnte ich den Lauf ihrer Pistole auf meine Wirbelsäule schlagen spüren.

Ich stoppte, ging kurz in die Knie und atmete tief vor Schmerz die Luft ein, bevor ich sofort von Jane geschubst wurde um weiterzulaufen. Aber hielt mich das nicht auf. Ich war ihr Druckmittel, sie konnte mir nichts. Nichts tödliches zumindest.

"Ist er verheiratet? Würde er sich für dich scheiden lassen?" Und der Spruch für den ich mich selbst sogar etwas hasste. "Oder bist du nur mit ihm zusammen, da du es sonst nicht an die Spitze schaffst?"

Sie schwieg, gottverdammt sie schwieg. Erst als wir um eine Ecke liefen und kein weiterer Agent zu sehen war, hielt sie mich an, nahm den Stoff meines Hemdes und schlug mich gegen die kalte Wand. Ich konnte das Blut in meinen Adern gefrieren spüren, als sie mich ansah.

Ihr Blick erinnerte mich an die Ausdrücke der Männer, als Cory und ich in der Bar waren. Sie alle sahen sie mit Mordlust in den Augen an. Genauso sah auch Jane zu mir. Sie lief rot an, biss sich auf die Zähne und hielt ihren Arm gegen meinem Hals, während sie immer noch den Stoff meines weißen Hemds hielt.

Sie wollte mich ersticken lassen, mich zum Schweigen bringen, aber konnte sie es nicht. Trotzdem machte sie keinen Halt davor, leicht auf meine Kehle zu drücken.

"Glaubst du wirklich, dass jemand wie Ripley dich lieben könnte?" Wieder wollte sie mir irgendwelche Lügen erzählen. Warum fing sie auch ausgerechnet damit an? "Oder irgendjemand was das angeht?" Nun damit hatte ich nicht gerecht. "Wie sah dein Leben vor Cory nochmal aus? Ach ja, du gehst zu deiner unglaublich spannenden Arbeit im Buchladen und gehst dich dann zuhause betrinken. Ein wirklich tolles Leben, was du da führst."

Sie schrie mich nicht an, trotzdem dröhnten mir ihre Worte in den Ohren, wie Rauch in einer Lunge brannte. Ich hasste es, wie sie es wirklich schaffte mich zu verunsicher. "Hat sich nicht deswegen nie eines deiner Dates bei dir mehr gemeldet?" "Woher...?" Woher wusste sie von meinen Dates? "Woher? Weil ich bei der gottverdammt CIA arbeite! Wenn ich etwas wissen will, dann finde ich es auch heraus. Scheiße, dafür existierten wir doch; um Informationen zu beschaffen!"

Ich konnte mein Herz wie ein Erdbeben in meiner Brust schlagen spüren. Bum, bum, bum, Einsturz. Etwas stürzte in mir zusammen. Nur leicht verschwommen sah ich ihre braunen Augen in meiner glasigen Sicht. "Ripley würde verschwinden in dem Moment in dem sie realisiert, dass du ein Niemand bist. Ein trauriger Niemand, der wieder dem Alkohol verfallen wird, sollte das für euch jemals vorbei sein."

Sie ließ von mir ab. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie sehr ich doch meinen Atem anhielt. Wieder hielt Jane die Pistole auf meinen Rücken gerichtet und zusammen liefen wir weiter.

Meine Augen brannten, aber konnte ich nichts dagegen tun, meine Hände mussten für Jane sichtbar sein. "Warum hast du dich damals mit mir angefreundet?" Offensichtlich ja nicht, weil wir uns so gut verstanden hatten. Ich wollte nur noch klare Antworten. Wenn Cory und ich es ins Ausland geschafft haben sollten, dann hätte ich Jane nie wieder gesehen, dann hätte ich nie mehr irgendwelche Fragen beantwortet bekommen können.

Aber sie schnaubte nur herablassend, als wollte sie sich über mich lustig machen. "Ich war die Neue und du der Außenseiter. Es war einfach sich mit dir anzufreunden, da dich niemand wollte. Verständlich, du musstest immer deine Zweifel allem gegenüber miteinbringen, konntest nie nein zu irgendwen sagen und hast deine Verzweiflung von irgendwen gemocht zu werden, immer allen gezeigt. Es war anstrengt mit dir befreundet zu sein."

Ein Teil von mit wollte das nicht glauben. Sie sagte das alles sicherlich nur aus Wut, da ich so über sie und Rider geredet hatte. Und selbst wenn alles wahr gewesen wäre, ich brauchte sie nicht mehr in meinem Leben. Ich hatte schließlich Cory. Und wenn ich Cory auch zu langweilig wurde?

Schnell wollte ich den Gedanken wegschütteln. Sie meinte, sie würde mich lieben. Sie hätte mich nicht verlassen und auch nie solche Dinge über mich gesagt. Sie liebte mich doch. Aus Liebe wollte sie mich nicht hier haben, aus Liebe wollte sie mich vor diesen Ort beschützen. Und aus Liebe wollte ich sie hier nicht zurücklassen.

Ich versuchte die Tränen wegzublinzeln und konzentrierte mich auf den Weg. Nur noch einige Meter von uns entfernt lag eine weitere Tür mit der Aufschrift 'Director'.

Nur noch diese Tür trennte mich von Cory. Danach wäre alles wieder gut gewesen. Ich hätte sie endlich wieder in meinen Armen spüren können, während ihre Wärme mich durchfuhr. Und all das lag hinter dieser Tür.

The Story Of Cass & CoryWhere stories live. Discover now