05 | Misstrauen und Vertrauen.

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Ein Klopfen ließ mich hellhörig werden. Es war schon fast Mitternacht, als ich auf die Uhr sah. Wer hätte um diese Uhrzeit noch an meiner Tür geklopft, wenn nicht die "Polizei." Wisperte ich leise, so leise, dass ich dieses Wort selbst kaum hörte, aber Cory schon.

Misstrauen huschte über ihr Gesicht, dann bebten ihre Lippen kurz vor Panik, bevor sie stur und ausdruckslos zur Tür sah. Nie war ich jemanden mit solch starken Stimmungsschwankunen begegnet.

Schnell flüchtete sie von der Couch hinter die Kücheninsel. "Schon vergessen, du konntest die Polizei nicht rufen." Da hatte sie recht. Noch bevor ich überhaupt meinen Namen, geschweige denn meine Adresse durchgeben konnte, hatte sie mein Handy gegen die Wand geschleudert.

Ich war genauso misstrauisch wie sie, doch zwang sie mich mit ihren Handzeichen an die Tür zu gehen. Wir spürten beide, dass etwas faul war, warum wollte sie also, dass ich die Tür öffnete?

Tief atmete ich noch einmal durch, bevor ich die Tür öffnete. Ein Mann im schwarzen Anzug und schwarzer Brille stand vor mir, aus seinem Ohr schaute ein schwarzes Kabel heraus, während das andere Ende in seinem Anzug verschwand. "Miss, wenn ich bitte eintreten dürfte." Aber er wartete nicht auf meine Erlaubnis, genauso wenig wie die beiden anderen Männer, die ihm folgten.

Sie machten mir Angst. "Was soll das bitteschön werden?" Sprach ich leicht verunsichert aber auch wütend. Sie sahen sich im Raum um, aber versuchte ich meinen Blick von der Kücheninsel fern zu halten. Wäre es wahnsinnig gewesen, wenn ich Cory geglaubt hätte? Schließlich wäre das schon der zweite Einbruch in meine Wohnung heute gewesen.

Einer der Männer trat auf mich zu, seine Miene war todernst. "Das ist eine staatliche Durchsuchung, sollten sie diese versuchen zu behindern, werden wir sie verhaften." Die Luft blieb mir fort. Eine staatliche Durchsuchung, Cory meinte doch sogar, dass sie für den Präsidenten arbeitete. Diese Männer dann wohl auch.

"Müssen sie nicht sowas, wie einen Durchsuchungsbeschluss haben?" Ich wollte mich nicht einschüchtern lassen, aber fühlte ich mich plötzlich ganz klein, als er mir angepisst seine Zähne zeigte. Er war ein Raucher, widerlichen gelb waren seine Zähne. "Wir sind nicht die Polizei, wir brauchen sowas nicht." Gab er genervt zurück. "Wie kann ich dann aber sicher gehen, dass sie wirklich beim Staat angestellt sind?"

Sie sahen mich wie ein Stück Fleisch an, auf welches sie sich am liebsten gestürzt hätten, aber nicht vor Hunger, sondern vor Wut. Sie wollten mich aus Spaß in Fetzen zerfleischen, nur weil sie es konnten. Es war, als hätten sie bewusst die Angst die Frauen für Männer empfanden, für sich genutzt, um mich einzuschüchtern.

Drei widerliche Mensch standen in meinem Wohnzimmer, welche dazu auch noch Macht besaßen, wie hätte es anders sein sollen?

Der Mann der an meiner Tür geklopft hatte, trat auf mich zu und holte aus seiner Anzugtasche eine Marke heraus. CIA. Die Marke sah genau wie die von Cory aus. "Wenn sie uns nun arbeiten lassen würden." Fauchte er mir zu und wies den beiden Männer an, dass sie in mein Bade- und Schlafzimmer gehen sollten, während er in meinem Wohnzimmer blieb.

Er bewegt sich auf die Schränke, aber blieb er kurz zuvor noch an meinem Beistelltisch stehen und nahm die Weinflasche in die Hand. Kurz hoben sich seine Augenbrauen, als er das Etikett las. Corys Worte spielten sich von neu in meinem Kopf ab "Billig Wein." Es sah aus, als wollte er genau diese Worte wiederholen, aber stellte er die Flasche schnell zurück und führte seinen Weg zu den Schränken fort.

Er öffnete die Türen, doch traf er nur auf alte Unterlagen und Fotoalbem. Lässig wollte ich mich an die Kücheninsel anlehnen und sah kurz zu Cory, die angestrengt atmete. Das war nicht das erste Mal - sie hatte die Wahrheit gesagt.

Die Marke die sie mir gezeigt hatte, die absolut erfunden klingenden Geschichten, die sie mir erzählt hatte, waren alle wahr.

Eine Lawine von Besorgnis war dabei mich zu begraben. Das Blut an ihren Knien, die dreckige und zerrissene Kleidung, die dunklen Ringe unter ihren Augen, wie lange suchten diese Männer nach ihr? Was hatte sie getan? Sie zeigte mir die Marke, warum waren ihre eigenen Leute hinter ihr her?

Meine Lungen brannten und meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an. Hätten sie Cory gefunden, was hätten sie dann mit ihr gemacht, was hätten sie mit mir gemacht? Hätten sie uns einfach mitgenommen und unsere Erinnerungen wie in diesen Hollywoodfilmen gelöscht, oder hätten sie uns zu tode gefoltert, wie man es in den Medien hörte, wenn jemand geheime Dokumente veröffentlichte?

Das ich nicht wirklich sehen konnte, was die anderen Männer in meinem Zimmer trieben, machte mich wahnsinnig. Das waren meine privaten sachen, die sie da durchwühlten.

Noch einmal fiel mein Blick zu Cory, die konzentriert den Mann an meinen Schränken ansah. Sie wartete und wich zurück nach hinten, wenn sein Blick in unsere Richtung fiel.

"Boss?" Ertönte Die Stimme aus meinem Schlafzimmer. Misstrauisch sah mich wohl der Boss an, bevor er mir den Rücken zuwandte und zusammen mit den anderen Mann, der gerade aus meinem Bad kam, in mein Schlafzimmer ging.

Für einen Boss, besaß er wenig Autorität. Wenn ich einen Mann wie ihm auf der Straße jemals begegnet wäre, hätte ich ihn niemals Respekt aus Höflichkeit und guter Manier erwiesen, sondern vor Angst. Angst, was er mit meinen Körper und Geist in der Lage gewesen wäre.

Er war einer der Männer, weswegen man Nachts die Straßenseite wechselte und so tat, als wäre man am telefonieren gewesen.

Aber kurz auf seinen verschwinden hin, konnte ich eine Hand spüren, die meine fest umschloss und mich mitzog. Es passierte so schnell; Cory rannte mit mir den Hausflur entlang und die Männer in schwarz schrien uns hinterher, bevor ich den Kugelhagen hören konnte, der auf uns losgelassen wurde.

"Es tut mir leid!" Schrie Cory mir entgegen, ehe wir hinter eine Ecke verschwanden und die Treppe runterliefen, aber davor konnte ich noch die Schusswaffen sehen, die die Männer auf uns hielten, ehe sie angepisst das leere Magazin mit samt Pistole zum Boden schmissen.

Sie hatten gerade versucht uns zu erschießen.

The Story Of Cass & CoryWhere stories live. Discover now