15 | Götter des Glücks.

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Ohne Licht fiel es mir so viel schwerer meine Augen offen zu halten. Mein Kopf brummte und die Kälte umschlang mich.

"Du bist müde." Stellte Cory etwas belustig fest. Ich konnte ihre Finger spüren, die sanft meine Hand berührt. "Leg dich ruhig hin, ich bleib noch eine Weile wach."

Zart zog sie mich hinter sich her, bis mein Körper auf der ungemütliches Matratze lag. Aber im Vergleich zu heute morgen, fühlte sich diese wie weiche Wolken an.

Ich wollte noch gegen Corys Worte protestieren, aber so wie ich meine Augen nicht mehr öffnen konnte, so konnte ich auch meinen Mund nicht mehr dazu zwingen irgendwelche Wörter zu sagen.

Mein Kopf brachte mich an einen sicheren Ort, der Ähnlichkeiten mit einem Traum hatte.

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"Cass." Wisperte eine Stimme und rüttelte an meiner Schulter. Einen missmutigen laut gab ich von mir und wollte mich auf die andere Seite der Matratze drehen. "Cass!" Rief nun aber die Stimme lauter.

Sofort öffnete ich meine Augen, aber konnte ich nichts außer Dunkelheit erkennen.

"Wir müssen los." Sagte die Stimme, die ich langsam als Corys wahrnahm. Aber ich verstand nicht, warum mussten wir los und wie spät wahr es überhaupt?

"Sofort." Und wieder wisperte sie, aber dieses mal drückte sie meine Hand sanft. Langsam konnte ich sie in der Schwärze ausmachen. Ihre eisblauen Augen stachen in der Dunkelheit heraus, wie rote Farbe auf einer weißen Leinwand.

"Warum?" Gähnte ich und nahm auch noch ihre andere Hand in meine, die mich beide von der Matratze zogen. "Wir wurden gefunden."

Und plötzlich war ich hellwach, auch wenn Cory das nicht sofort mitbekam. Mein Kopf drehte sich vor Fragen, während mein Körper vor Angst schon zu rosten begann. Ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen.

"Wie?" Schock hatte sich auf meinen Stimmenbändern gelegt, den man deutlich raushören konnte. "Keine Ahnung." Zuckte sie mit den Schultern. "Wahrscheinlich wurde das Auto als gestohlen gemeldet und über Satellit hat man dann den GPS-Tracker ausfindig gemacht."

Dafür das sie meinte, dass sie keine Ahnung hätte, konnte mir Cory doch eine ganz genaue Antwort geben.

"Und woher weisst du, dass sie uns gefunden haben?" Ihre Hand wanderte über meinen Rücken und schickte eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper. "Ich habe ihre Autos hier herumfahren sehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie dieses Gelände betreten, Cass."

Ihre blauen Augen ließen vor meinen braunen nicht locker. Dringlich wanderte ihre Hand in der Stille weiter, bis sie mich in ihren Armen hielt.

"Was zur -" Entfloh es mir im Schock, aber schlangen sich schnell meine Arme um ihren Hals. "Du bist gerade erst aufgewacht, du wirst in der Hektik nicht einen Schritt rennen können."

Ich fühlte mich nicht mehr müde, sondern verängstigt. Ich hätte so schnell rennen können, wie Cory es von mir verlangte. Aber meine Gedanken drehten sich trotzdem um diese Männer. Was wenn sie uns finden würden? Ich würde vielleicht noch eine Chance besitzen, aber Cory wurde auf dem Stuhl landen.

Mein Griff um ihren Hals wurde enger. Darüber wollte ich nicht nachdenken. Stattdessen wollte ich mich lieber auf diese Wärme konzentrieren, die von ihren Körper ausging.

Cory war stark, problemlos trug sie meinen Körper zum Ausgang. "Du musst mich wirklich nicht tragen." Aber war ich selbst überrascht, als meine Worte leicht stottert rauskamen. "Du bist langsam, Cass, und ich lasse dich sicherlich deswegen nicht zurück."

Sie zog mich mit, als wir das erste Mal geflohen sind. Da fiel mir schon auf, dass sie schnell war, aber diese Situation war anders. Ich hätte nicht in mich hineinlächeln sollen, als wir noch in der Dunkelheit waren.

Außerhalb des Lagerhauses schien der Mond und die Sterne hell über uns. "Und nun?" Fragte ich und legte versehentlich meinen Kopf in ihre Halsbeuge. Es war einfach so passiert. "Wir suchen uns ein neues Auto." Sagte sie. "Es ist mitten in der Nacht, also werden wir einen kleinen Vorsprung haben, bevor das Auto gemeldet wird." Cory war hoffentlich bewusst, dass wir nicht ewig Autos stehlen konnten.

Der heruntergekommende Zaun stand vor uns, aber lief sie in eine andere Richtung, die in den kleinen Wald hineinführte.

"Je offensichtlicher ein Versteck, desto besser. Dort sucht man meist nicht, da man diese als zu vorhersehbar sieht." Erklärte sie mir und setzte mich auf dem Boden ab, um mir sofort darauf über den Zaun zu halten.

Mit Leichtigkeit zog sie sich darüber und streckte mir wieder ihre Hände aus. "Ich kann laufen, wirklich." Versichter ich ihr, aber erntete ich nur ein Augenrollen darauf. "In dem Moment in dem wir rennen müssen, werfe ich dich einfach über meine Schulter." Ließ Cory mich wissen und Schritt voran, was mir tatsächlich doch ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte.

Ich war beeindruckt wie sie hier sehen konnte. Die Baumkronen waren so dicht aneinandergereiht, dass kein bisschen Licht durchschien. Nicht einmal ein Geräusch verursachte sie beim Laufen, während unter meinen Schritten nur unzählige Stöcker brachen.

Ich fürchtete mich der Grund zu sein, weshalb wir vielleicht erwischt werden würden. Niemals hätte ich mit diesen Gewissen leben können.

"Cass." Sagte sie meinen Namen und blieb stehen, weshalb ich kurz gegen ihren Rücken stoß. "Dort vorne kommen wir heraus." Zeigte sie mir mit den Finger, aber konnte ich nichts in der Dunkelheit erkennen. "Du musst aufpassen, dass niemand sieht, wie ich das Auto knacke." Das war leichter gesagt als getan.

Beim letzten Auto das sie "knackte", hatte sie die verdammte Scheibe eingeschlagen. Der Alarm ging zwar nicht an, aber das hätte auch nur Glück sein können. Von all den sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt, hätte sie von den Göttern des Glücks einfach per Zufall ausgewählt sein können, eventuell war das allein auch schon Glück gewesen!

Ich hätte noch weiter mich darüber aufregen können, aber Cory lief weiter und führte mich aus dem Wald heraus. Ein paar Häuser standen direkt gegenüber von uns, zwar waren die Lichter aus, aber trotzdem fürchtete ich mich. Das war anders als Richmond, dass hier war eine Kleinstadt. Die Nachbarn hätten einander hier nicht ignoriert.

Ich folgte Cory zu einem weißen Neuwagen. Sie nickte mir zu und meinte damit, dass ich nun ausschau halten sollte. Trotzdem konnte ich meinen Blick nicht von ihr nehmen.

Sie zog die Jacke aus, aber mir gefiel das ganz und gar nicht. Lieber hätte ich mir ein Loch in der Jacke gewünscht, als eine weitere Wunde auf ihrer Haut.

Sie schlug mit ihren Ellenbogen das Fenster ein und öffnete sofort die Tür. Die Götter mussten auf ihrer Seite gestanden haben, sonst hätte doch die Alarmanlage angehen müssen!

"Steig ein." Foderte sie mich auf und fuhr ohne Schlüssel davon.

The Story Of Cass & CoryWhere stories live. Discover now