39 | Ein Happy End für uns?

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"Du bist dir sicher, dass das funktioniert?" Fragte ich noch einmal nach. Der Anzug schnürte mir meinen Hals zu. Vor Nervosität konnte ich nicht richtig atmen. Ich hasste das Gefühl von ersticken, vor allem, wenn ich in so einer Situation eine ruhige Atmung brauchte.

Nun war es soweit. Wir waren wirklich in Langley und fuhren auf das Gebäude der CIA zu. Das alles war eine komplette Schnappsidee gewesen! Waren wir wirklich nüchtern gewesen, als wir hierher kamen?

"Es muss einfach funktionieren, Cass."

Das gesamte Grundstück war von Bäumen umzingelt. Das eigentliche Gebäude war dafür einige Kilometer von der Kontrolle entfernt. Security befanden sich vor dem Grundstück.

"Und was, wenn sie wissen, wie wir aussehen?" Fragte ich. "Werden sie nicht. Rider würde solch unbedeutenden Leuten nichts von unserer Existenz erzählen." Ich fühlte mich trotzdem nicht besser. Und unbedeutend klang wie entbehrlich. Sie konnten also in Riders Augen auch sterben.

Das Auto, welches ich ausnahmsweise mal erlaubt war zu fahren, hielt vor einem Mann in blauer Uniform an. Cory mied seinen Blick, während ich zum aller ersten Mal zu schauspielern versuchte, aber sonderlich gut war ich nicht darin ein Pokerface zu bewahren.

Nervös lächelte ich ihn am und beobachtete aus dem Fenster, wie er seine Hand auf einer Schusswaffe ablegte, die an seinen Gürtel hing. "Ausweis." Foderte er uns auf.

Zum ersten Mal sah ich den Ausweis, den West für mich angefertigt hatte. Ich starrte auf mein Bild, trotzdem erkannte ich mich nicht wieder. Die Vorstellung jemand anderes zu sein, wirkte mir plötzlich so fremd. Aber ich konnte nicht lügen, dass war eine verdammt gute Fälschung gewesen, mit den falschen Fingerabdruck, dem Logo der CIA und meiner Agenten Nummer. Aber konnte ich meinen neuen Namen überhaupt nicht ernst nehmen: Kate Portman. Ich war das nicht und das wollte ich auch niemals sein. Wenn ich den Namen las, bekam ich gefallen an meinen eigentlichen: Cass Leighton.

Auch Cory hielt ihren entgegen. Neugier überkam mich. Welchen Namen hatte West ihr gegeben? Aber als ich nur einen kurzen Blick erhaschen konnte, konnte ich ihren eigentlichen Namen lesen: Cory Ripley. Es war kein gefälschter Ausweis, sondern ihr echter.

Schock legte sich auf meinen Gesicht ab, doch versuchte ich diesen zu unterdrücken. Der Mann sah nicht überzeugt aus und faste zu seinem Gürtel runter, aber noch bevor ich reagieren konnte, stützte sich Cory mit ihrer linken Hand auf meinen Oberschenkeln ab und Schnitt mit einem Messer durch seine Kehle.

Leere war in ihren Augen zu erkennen, trotzdem konnte man die Reue von ihren Lippen lesen. "Es tut mir leid." Murmelte sie und wies mir an weiter zu fahren. Ich schwörte Blut auf meinen Lippen schmecken zu können.

"Das Messer," Begann ich und versuchte das Blut auf der Klinge zu ignorieren. "Ist das meins?" Hatte sie mit dem Messer, dass sie mir beim Einbruch damals aus der Hand gestohlen hatte, gerade jemanden umgebracht. Cory schwieg. Hatte sie das die ganze Zeit dabei gehabt?

"Such ein Parkplatz hinten." Befahl sie mir. Es war komisch sie von dieser Seite des Wagens reden zu hören. Aber damit konnte ich umgehen. Womit ich nicht umgehen konnte, war, wie sehr sie sich gerade emotional von mit distanzierte.

Natürlich konnte ich es irgendwie verstehen. Sie hatte gerade jemanden ermordet und mich ließ das ja auch nicht kalt. Im Gegenteil sogar, meine Hände zitterten, meine Atmung stockte und meine Augen füllten sich mit Tränen, auch wenn keine liefen. Ich konnte diese kläglichen Versuche seiner Atmung hören, bis alles still wurde.

Ich tat nichts um seinen Tod zu verhindern, ich war eine Komplizin und für sein Ableben mitverantwortlich.

"Warum soweit hinten?" Fragte ich zögernd, denn so wirklich wusste ich immer noch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Das war anders als Davids Tod. Ihn hatte ich nicht sterben sehen. "Da wir so am leichtesten reinkommen."

Das Auto kam zum halt. Während ich noch mal tief durchatmen musste, stieg Cory sofort zielsicher aus. Ich konnte ihr nur schnellstmöglich folgen, bevor ich mich in diesen Labyrinth aus Autos verloren hätte. Bevor sie mich absichtlich noch zurückgelassen hätte.

Vom Parkplatz zum Gebäude war es ein etwas längerer Weg, den wir mit Schweigen verbrachten. Unsere Nerven lagen blank und die Luft wurde zu dick zum atmen.

Vor uns machte sich eine Stahltür bemerkbar, doch die verlangte eine ID - Corys Ausweis. Aber stattdessen stellte sie sich auf den grünen Müllcontainer, der direkt neben der Tür stand und hob sich zu einem Luftschacht hoch.

"Was machst du da?" Fragte ich verwirrt und drohte an meinen Worten zu ersticken. "Ich öffne die Tür." Aber riss sie nur das Gitter des Schachts raus. "Und was ist mit deinen Ausweis? Du musst den einfach nur vorzeigen."

Ein kurzes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, welches wiedereinmal durch meine Unwissenheit ausgelöst wurde. "Wenn ich meine ID vorzeigen würde, dann würde die Tür ein Signal senden und uns verraten. Wenn ich sie aber per Hand öffne, dann sollte nichts passieren." Dann sollte nichts passieren. Ich hoffe, sie hatte recht.

Cory zog ihren Körper durch den Schacht. Meine Augen konnten sie nicht mehr erfassen und ein Teil von mir fürchtete, dass sie mich nun allein gelassen hätte. Aber da hörte ich schon das öffnen der Tür und fiel Cory einfach nur erleichtert in die Arme.

Zwei Minuten waren wir vielleicht getrennt gewesen, aber hätte in diesen 120 Sekunden schon meine gesamte Welt untergehen können. Cory wäre vielleicht erwischt worden und ich hätte sie nie wieder gesehen.

Meine Finger krallten sich in ihren Rücken und mein Körper wollte nur ihre Wärme in sich aufnehmen.

Uns beiden stockte der Atem, aber war es noch immer leichter als die Wahrheit auszusprechen: wir beide fürchteten uns.

Langsam lockerte sich Cory aus meinen Griff. Ihre Mundwinkel waren sanft gehoben, aber sprachen ihre Augen jedes ungesagte Wort aus: ich war nicht erwünscht. Sie wollte mich nicht hier haben. Ich sollte irgendwo anders sein, irgendwo in Sicherheit.

Aber diese stillen Sätze wollte ich nicht hören. Ich vergrub einfach mein Gesicht in ihrer Schulter und hoffte auf ein schnelles Ende dieses wahnsinns.

Ich hoffte auf ein Happy End für uns.

The Story Of Cass & CoryNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ