18 | Wie sin sinkender Stein.

100 8 0
                                    

"Das Auto ist in der anderen Richtung." Ließ ich Cory verwirrt wissen, als wir aus dem Gebäude draußen waren. Schnell lief sie vor mir voran, aber drehte sie sich kurz zu mir um und klimmperte mit dem Schlüssel umher. "Wir haben ein neues." Grinste sie.

Ich versuchte ein kleines Lächeln auf meine Lippen zu bringen, aber konnte ich nur angestrengt seufzen. Wie oft hätten wir nun noch den Wagen wechseln müssen?

Sie zog mich zu einem schwarzen Auto, dessen Kennzeichen aus Kentucky stammt. War es nicht irgendwie verdächtig gewesen, wenn wir mit dem Kennzeichen durch Virginia fuhren?

"Steig ein." Forderte sie mich schnell auf, als sie das Auto aufschloss. Sofort machte sich ein ekelhafter, Gummiartiger Geruch in meiner Nase breit, der Hand in Hand mir dem Gestank von Zigaretten durch den Wagen geisterte.

"Und wo fahren wir nun hin?" Die selben Fragen immer und immer wieder zu wiederholen, war nur noch anstrengend. Nun verstand ich, wie sie sich fühlte, als sie in meine Wohnung einbrach und ich immer die selbe Frage stellte. Es musste angestrengend sein mir zu zuhören.

"Zu einem weiteren namenlosen Ort." Wie ich ihre ungenauen Antworten hasste!

Sie startete den Wagen, den sie dieses Mal nicht kurzgeschlossen hatte und sofort fuhr sie in die entgegengesetzte Richtung.

Ich schluckte, aber nicht wegen der sehr gefährlich Geschwindigkeit, die nur nach einem Unfall schrie, sondern wegen der Stille, die uns umgab.

Ich wollte nicht wirklich mit ihr reden, da ich keine Lust zu erklären hatte, was mich an ihrer Begegnung mit dem Mann störte. Es hätte mich schließlich nicht auf diese Art und Weise stören sollen.

Aber Cory schien auch nicht reden zu wollen. Konzentriert sah sie auf die dunkle Straße, die nicht mehr vom Mond erhellt wurde. Der Himmel begann langsam sich zu färben und Cory hatte seit dem Einbruch in meiner Wohnung kein Auge mehr geschlossen.

Meine Finger streckten sich zu dem Radio, nur um die Stille etwas auszufüllen. Sofort hörten meine Ohren ein vertrautes Lied aus den frühen zweitausendern.

Ein Lächeln wollte sich auf meinen Lippen bilden, schließlich lief es wochenlang im Radio damals, als ich noch ein Kind war, aber Corys zog mich aus dieser Erinnerung. "Was ist dein Problem, Cass?" Fragte sie mich genervt.

Sofort drehte ich das Radio leiser, denn diese heitere Melodie hatte nicht mehr gepasst. "Bitte? Ich habe jawohl kein Problem." Ihr Mund öffnete sich kurz, aber schloss sie ihn sofort wieder und überlegte sich einen neuen Satz. "Warum hast du sonst das Radio angemacht, mmh?" Die Frage war so absurd, dass ich einfach nur vor Schock lachen musste.

Nur weil ich das Radio angemacht hatte, weil ich die Stille zwischen uns unangenehm fand, musste ich gleich ein Problem haben? Man merkte das Cory mal schlafen musste.

"Wow, für eine CIA Agentin bist du nicht wirklich gut in sowas." Gab ich mit gekreuzten Armen von mir. Ich wollte eigentlich aus dem Fenster gucken, aber konnte ich meinen Blick nicht von ihr nehmen. Hätte ich weggesehen, dann hätte sie gewonnen.

Ungläubig schnaubte sie aus, das Auto wurde immer schneller und schockiert guckte sie immer wieder aus dem Fenster. Mein Herz raste genau wie der Wagen. Leichte Panik überkam mich, aber solange uns kein Auto entgegen kam, wollte ich nicht daran denken.

"Okay." Nickte sie gespielt. "Ich denke das du nur das Radio angemacht hast, weil es dir schwer fällt dich mit dem Fakt auseinanderzusetzen, dass ich mit diesem Typen geflirtet habe."

Ich schwieg. Meine Finger krallten sich in meine Haut und langsam drehte ich meinen Kopf zum Fenster. Sie hatte gewonnen. Langsam verschwomm meine Sicht, während meine Augen brannten, aber erlaubte ich keine Tränen zu rollen.

"Ernsthaft? Du bist wirklich einfach nur eifersüchtig?" Cory lachte entsetzt. "Ich bin nicht eifersüchtig." Wollte ich mich verteidigen, aber war meine Stimme kaum hörbar.

Cory schien das bekommen zu haben, was sie wollte. Die Landschaft zog nicht mehr so schnell an meinen schmerzenden Augen vorbei, während der Motor auch nicht mehr so doll aufheulte.

"Ich sehe es einfach nur nicht ein, dass du dich mit irgendeinem Typen vergnügst, während mein - unser Leben auf dem Spiel steht."

Langsam drehte ich mich zu ihr. Ein Rausch unterbrach die Musik im Radio. Sofort stellte Cory es ab. "Ich habe das nicht gemacht weil ich mich mit ihm vergnügen wollte, sondern weil ich seine Autoschlüssel brauche." Stellte sie klar, während ihre eisblauen Augen mich ansahen.

Die Art wie sie mich ansah, die Weise wie ihre Stimme klang. Cory war nicht wütend, sondern enttäuscht. Meine Brust zog sich zusammen, während es sich gleichzeitig anfühlte, als hätte man einen Stein in den Ozean geworfen, der nicht auf dem Meeresboden aufschlug. Er sank immer und immer weiter und wurde jedes Mal aufgewirbelt, wann immer ich an diesen Moment denken musste.

Cory seufzte, doch fühlte ich mich nur dümmer dadurch. "Carter," Zwang sie sich zu sagen. "So heißt er. Und über Jahre hinweg, habe ich versucht ihn in den Knast zu bringen. Einmal hätte ich es sogar fast geschafft." Sie klang wütend auf sich selbst.

Dieser Moment war wohl ihr unendlich sinkender Stein. Die Neugier in mir wollte fragen warum sie es nicht geschafft hatte, aber schien sie nicht darüber sprechen zu wollen.

"Carter handelt mit illegalen Waffen innerhalb der Staaten und außerhalb. Bei einer meiner Auslandsmission bin ich ihm begegnet. Er zeigte Interesse an mir."

Sie klang überrascht, was ich gar nicht nachvollziehen konnte. Ihre Augen waren hypnotisierend. Aber sein Interesse erklärte zumindest, weshalb er seine Waffe nicht auf sie richtete.

"So oft ist er mir durch die Finger gerutscht. Das hat sehr an meinem Ego gezerrt, also hatte ich ihn in Venezuela ausfindig gemacht. Stellte sich heraus das er nicht nur illegale Waffen herstellen und sie verkaufen tat, sondern auch neue und gefährliche Drogen in Umlauf brachte."

Mir wurde einfach nur schlecht, wenn ich mich daran erinnerte, dass sie auf seinem Schoß saß.

"Cass," Sie lächelte, was es leichter machte nicht über den Stein nachzudenken. "Sieh doch mal im Handschuhwach nach." Ich fürchtete mich vor ihrem wissenden Grinsen, aber tat ich es trotzdem.

Ich öffnete die Klappe und sofort glitzter mich eine vollkommen schwarz  Schusswaffe an. "Das Auto ist voll davon."

The Story Of Cass & CoryOnde histórias criam vida. Descubra agora