38 | Verlorene Momente.

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Langsam kamen uns immer mehr Autos entgegen, was Cory nur zum seufzend veranlasste. "Ich muss es jetzt machen, bevor zu viele an uns vorbei fahren." Fragend sah ich sie an, aber fuhr sie schon rechts ran.

"Was machst du da?" Aber hatte sie meine Frage nicht verstanden, da das Schließen der Autotür mich abschnitt. Seufzend folgte ich ihr einfach. "Warum hast du angehalten?" Sie lächelte mich aber nur an. Ein Ausdruck auf ihren Lippen der mir sagte, dass ich einfach warten sollte.

Cory legte sich auf den Boden und schob sich unter das Auto. Wieder fragte ich mich, warum wir nicht Carters Wagen genommen hatten. "Das sieht nicht wirklich sicher aus, Cory." Murmelte ich zu mir selbst, als ich in die Knie ging. Erst konnte ich nur ein quietschen hören, dann wares ein lautes scheppern, als hätte sie gegen etwas geschlagen. Ich kannte mich zwar nicht sonderlich viel mit Autos aus, aber war ich mir trotzdem ziemlich sicher, dass man nicht dagegen schlagen sollte.

"Na bitte." Seufzte Cory und hielt mir ein schwarzes Plättchen entgegen. "Was ist das?" Ich wollte es nicht mal in die Hand nehmen. "Der GPS-Tracker." Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich sie an. "Wolltest du nicht das Auto eben wegen den Tracker nehmen?" Warum hielt sie ihn dann nun in der Hand? "Rider weiss nun dass ich komme, also muss er unsere nächsten Schritte nicht mehr wissen." Und damit schmiss sie das Plättchen einfach zu Boden.

Ihr Handeln ergab nur wenig Sinn für mich, aber war es trotzdem eine leichte Erleichterung als sie es wegschmiss. Irgendwie brachte es mich zum Grinsen. Ich legte meine Arme um ihre Taille und zog sie zu mir. Ich wollte mit ihr einfach diese kurze Ruhe genießen, ihre Küsse auf meiner Stirn einfach in mich aufnehmen und diesen normalen Moment für immer in Erinnerung behalten.

"Wir müssen los, Cass, wir haben noch einiges zu erledigen." Ich musste nicht nach ihren Plan fragen, sie hätte es mir sowieso nicht gesagt. Seufzend nahm ich meine Arme einfach von ihr. Man konnte Cory ansehen, dass sie diesen Augenblick ebenfalls noch nicht enden lassen wollten. Das war aber nicht das einzige was mir an ihr auffiel: etwas Dreck vom Auto färbte ihre Wange schwarz.

Lachend striffen meine Finger über ihre Wange, nur um kurz darauf ihre Lippen auf meinen zu spüren. Ihre Hände wanderten in mein Haar und ich konnte nicht anders als den Abstand unserer Körper zu verringern. Aber wir konnten uns jetzt nicht in diesen Moment verlieren. Wir mussten los, dass hatte sie selbst gesagt.

Ich trennte meine Lippen von ihren und setzte mich nur ungewollt in den Wagen. Nur startete Cory zu meiner Überraschung das Auto noch nicht.

Ihre Hände tasteten sich zum digitalen Radio vor. Mit ihren Fingern umrundete sie es, bevor ihre Nägel sich unter den Bildschirm schoben und es somit rausriss. "Noch mal, warum hast du dieses Auto genommen, wenn du es nur demolierst?" Sie grinste, in ihrer Hand den Bildschirm und einige Kabel, die sie noch extra herausgenommen hatte. "Wegen Rider," Aber war mir das nicht genug. "Und weil wir so eine bessere Chance haben auf das Gelände gelassen zu werden."

Ein Auto sollte uns Zutritt für das Gelände der CIA verschaffen? Also irgendwas stimmte da nicht. "Müssen wir nicht Ausweise oder sowas vorzeigen?" Kurz wanderten Corys Augen zur Seite und startete den Wagen. Ungern wollte sie es mir also erzählen. "Dafür waren wir doch bei West." West, als wir bei ihm waren, erwartete ich nur eine neue Identität - die ich bis heute übrigens immer noch nicht wusste - und nicht, dass sie sich einen gefälschten Ausweis für die CIA anfertigen ließ.

Ihr Plan war also wirklich von Anfang an kämpfen und nicht fliehen gewesen.

Ich schloss meine Augen und schüttelte mit verschränkten Armen meinen Kopf leicht. Warum hatte sie mir davon nichts erzählt? Als ich meine Augen wieder öffnete, waren wir von Autos umzingelt. Ein Parkplatz.

"Was machen wir hier?" Wollte ich wissen, als ich den Namen eines Shoppingcenters las. "Also in den Sachen kommen wir niemals rein." Lachte Cory und zeigte auf unsere gestohlene Kleidung.

Sie hatte recht. Mit den zerrissenen Jeans und den farbigen Tops, hätten sie uns nie auf das Gelände der CIA gelassen.

"Komm schon, Cass." Meinte sie und sofort folgte ich ihr aus dem Auto. "Und sie werden uns nicht finden?" "Das Auto wird auf dem Parkplatz untergehen, also keine Sorge." Versicherte sie mir, aber als wir die Mall betraten und von einer riesigen Menschenmenge umgeben waren, fiel es mir schwer ihren Worten glauben zu schenken. Was, wenn wir zu sehr aufgefallen wären?

Schon lange war ich nicht mehr von so vielen Läden umzingelt gewesen. Drogeriemärkte, Restaurants, Spielzeuggeschäfte und vor allem die Kleiderläden fielen mir ins Auge.

Besonders ein Kleiderladen stieß heraus. Im Schaufenster stand eine Kleiderpuppe mit einem roten Kleid. Genau das selbe Kleid, welches ich immer nach meinen Einkauf betrachtete. Das Kleid, dass ich an dem Tag sah, als Cory in meine Wohnung einbrach.

Es fühlte sich an wie gestern. Ich wollte einkaufen, begegnete dabei Andy und wollte nur noch verschwinden. Ich spazierte aus dem Laden mit dem Wein - oder wie Cory wahrscheinlich gesagt hätte: billig Wein - und hielt vor dem Schaufenster dieses Ladens an.

Ich beneidete Andys Verlobte - vielleicht war sie auch schon seine Frau - dafür, dass sie es sich leisten und auf vielen verschiedenen Veranstaltungen tragen konnte.

Nun fühlte es sich irgendwie komisch an. Das Kleid besaß irgendwie nicht mehr den selben Effekt. "Möchtest du es haben?" Hörte ich Corys Stimme in mein Ohr wispern, als ihre Arme sich von hinten um meine Schultern legten. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung mehr, ob es noch wollte. "Und von welchen Geld würden wir es bitte bezahlen?" "Von dem Geld, dass ich David und Carter gestohlen habe."

Sie brachte mich zum lachen. Lächelnd schüttelte ich aber nur den Kopf. "Ich brauche das nicht." Ich brauchte kein teures, schickes Kleid, welches mir das Gefühl vermittelt sollte, dass ich nicht wertlos war. Wozu auch? Ich hatte Cory an meiner Seite, die mich daran erinnerte, wie toll das Leben doch sein konnte.

Wenn es nun geendet hätte, dann hätte ich nicht glücklich sein können, sie an meiner Seite gehabt zu haben.

The Story Of Cass & CoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt