17 | Namenlos.

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"Cass." Wisperte eine Stimme und berührte mich sanft an der Schulter. "Wach auf, wir sind da." Ein leichtes brennen verspürte ich, als ich meine Augen öffnete.

Cory lächelte mich sanft an, aber spiegelte sich Besorgnis in ihren Augen. Verdammt! Ich war doch noch eingeschlafen. Sofort wandte sich mein Blick zu dem Fenster, aus welches man nur eine Landschaft sehen konnte, der eine Wüste gleichte.

Nur auf Corys Seite standen einige Gebäude, die auch noch ziemlich heruntergekommen waren. Wir waren also in einer Geisterstadt. Das konnte nicht ihr Zeil sein.

"Sind wir liegen geblieben?" Hakte ich nach und sah auf die Tankanzeige, aber lief der Motor nicht. "Nein."

Nun spiegelte sich ihr Ausdruck auch auf meinen Lippen. Besorgnis und Angst lehmten mich fast, denn dieser Ort sah mehr als nur gefährlich aus.

"Tu einfach was ich dir sage und alles wird gut. Und jetzt steig aus." Ich tat was sie von mir verlangte, aber wurde ich dieses mulmige Gefühl nicht los. Wie denn auch, wenn die Gegend hier nicht einmal einladend aussah?

Zusammen liefen wir auf eines der verlassenen Gebäude zu. Die Türen waren mit Bretter zugenagelt worden, aber nützte das nicht viel, wenn sie nach innen aufgingen.

"Cass." Sie sah mich nicht an, aber konnte ich die Besorgnis heraushören. "Versuch einfach nicht positiv aufzufallen." Sehr beruhigend, wirklich sehr beruhigend. Das war also ein Ort an dem man brutal erscheinen musste, um hier zu überleben.

Wir stiegen unter den Brettern drunter. Von innen sah es wie ein ganz normaler Wohnblock aus, der über die Jahre ziemlich runtergekommen und demoliert wurde. Die Treppe ins Obergeschoss war sogar zu Teilen eingestürzt.

"Und wenn ich auffalle?" Fragte ich, als wir die Treppe in den Keller hinunterstiegen, aus dem man sogar laute Musik und Geschrei hören konnte. Meine Hände hatten sich in Corys Rücken gebohrt, die schützend vor mir lief. "Dann schreist du einfach meinen Namen."

Es war sicherlich nicht ihr erstes mal gewesen, so vertraut wie sie mit allem hier wirkte. Cory wusste welche Stufen sie ausweichen musste, wann sie meine Hand nehmen und mich führen musste. Wie hatte sie diesen Ort nur gefunden?

Es war dunkel, aber konnte ich trotzdem die Umrisse eine Tür erkennen, hinter der man schon so einige laute Geräusche vernehmen konntes. "Wie gesagt, halte dich einfach an mich." Und dann öffnete sie die Tür.

Laute Rockmusik dröhnte durch meine Ohren, während haufenweise Männer uns ansahen, wie wir eine weitere Treppe ohne Geländer runterliefen.

Mein Körper erstarrte nach der letzten Stufe, aber Cory zog mich an eine Bar. "Zwei Whisky." Grinste sie den Barkeeper an, der ihr nur wütend entgegen schnaubte.

"Und jetzt?" Fragte ich sie über die laute Musik hinweg. Ihr Körper lehnte sich an die Bar, während ihre Augen aber den Raum scannten. Sie schien meine Worte nicht einmal beachtet zu haben.

Sie trug einfach nur ein dreckiges Grinsen auf den Lippen, als sie die Person gefunden hatte, nach der sie suchte.

"Bleib einfach auf dem Hocker sitzen." Wies sie mir an, als der Barkeeper wieder kam. Er drückte uns beide die Gläser mit dem Whisky in die Hand, bevor er ans andere Ende der Bar verschwand.

Auch Cory verschwand. Sie verschwand nach hinten zu einem Booth, wo ein großer Mann mit vielen Narben saß, der sie schon beobachtet hatte.

All diese musterten Cory, als wollten sie ihr die Haut vom Leib reißen. Nicht die Kleidung, die Haut. Allein an ihren Blicken, konnte man erkennen, dass sie Cory großes Leid zufügen wollten.

Und es machte mir Angst. Ich fürchtete mich dieses Mal nicht um meine eigene Sicherheit, sondern um Corys. Man musste nur unterhalb der Gürtellinie dieser Männer gucken, um die zahllosen Taschenmesser und Schusswaffen zu sehen.

Cory wirkte locker, als sie sich zu dem Mann setzte, aber wusste ich, dass sie das überhaupt nicht war. Und die Frauen, die sich um diesen Mann herumgestellt hatten, wirkten plötzlich angespannt und wütend.

Er schnipste mit den Fingern und widerwillig verschwanden die sechs Damen, die alle blondes Haar und knappe Kleidung trugen. Dieser Mann besaß die Ausstrahlung eines Freiers.

Unwohl nahm ich einen Schluck des Whisky. Es musste nur meine Zunge berühren, um meinen gesamten Mund in brannt zu stecken. Ich wollte Husten, aber wollte ich auch nicht, dass mich all diese Männer, die sich um den Billiardtisch versammelt hatten, mich ansahen.

Meine Augen drehten und als ich von meinem Glas wieder hoch sah, saß Cory fast auf dem Schoß des Mannes. Sie beide grinsten, dabei war mir nicht zu lachen zumute. Mein Griff festigte sich, während meine freie Hand sich in die Haut meines Oberschenkelns krallte.

War das ihr verdammter ernst? Dachte sie wirklich darüber nach sich mit dem da zu vergnügen? Unsere Leben standen auf dem Spiel und sie hatte im allem ernst den Nerv für sowas?

Es machte much wütend, so wütend, dass ich die beiden erst gar nicht ansehen wollte. Aber konnte ich meinen Blick nicht von Cory und ihren Händen nehmen, die seinen Rücken langsam runter wanderten.

Er grinste sie an, ließ sogar seine Hand in ihren dunklen Haar verschwinden. Da war dieser ekelhafte Druck auf meiner Brust, der mich nicht zu Atem kommen lassen wollte. Gleichzeitig ließ dieser mich auch nicht den Blick von den beiden nehmen.

Meine Augen wanderten einfach zusammen mit Corys Hände seinen Rücken hinunter. Aber während sie einander anlächelten, fiel mir eine Sache auf: ihre Hand griffen nicht in seine Hose, sondern in seine Hosentasch.

Ein Schlüssel verbarg sich in ihrer Hand, was mich kurz lächeln ließ. Also hatte sie doch nicht vor etwas mit diesem Mann zu haben.

Ihr Daumen strich über seine Lippen, er lehnte sich vor um sie zu küssen, aber stand Cory in dem Moment von seinem Schoß auf, nahm den Whisky und ließ in verwirrt zurück.

All die Männer sahen sie an, während sie mich am Arm packte. "Wir müssen jetzt sofort los." Wisperte sie mir in mein Ohr und zog mich zur Treppe entlang, aber blieb sie auf der ersten Stufe stehen und lächelte all diesen tätowierten, von Narben übersäten und nach Alkohol riechenden Männern ein letztes Mal zu.

The Story Of Cass & CoryWhere stories live. Discover now