B01C35 - Jackpot

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Ich ging langsamer weiter, um wieder etwas zu Atem zu kommen. Stehen bleiben konnte ich nicht, weil sie dann sicher aufholen würden. Aber weiterrennen war auch keine Option. Wenn ich zu sehr außer Atem bin, wird eine erneute Flucht unmöglich und außerdem könnte mein schwerer Atem mich verraten.

Ich tastete mich eine Weile vorwärts. Doch dann berührten meine Hände etwas, was kein Stein war. Es waren Knochen!? Ein Schlag an meine Schläfe war das letzte, an das ich mich erinnerte.

Als ich wieder zu mir kam, blickte mich ein verwesender Kopf an.

„Aaa"

Hat der mich erschreckt. Wo war ich?

„Oh, du bist aufgewacht. Sehr gut, essen ist auch gleich fertig."

Die alte Frau von vorhin stand an einem Kessel und rührte irgendwas in ihn ihm um. Das Feuer darunter beleuchtete die Höhle, in der wir waren. Ich sah zurück zum Kopf, er sah mich interessiert an.

Er war nicht tot? Also nicht nur Skelette, sondern auch Zombies. Wo war ich nur? Und wer ist die Frau?

„Was hast du mit mir vor?"

„Oh, das wirst du schon früh genug erfahren. Es ist was Besonderes, freu dich schon mal!"

„Wo bin ich hier?"

„In meinem bescheidenen Zuhause."

„Und wo ist das?"

„Ist das nicht offensichtlich? Weiter tiefer in der Höhle, die du oben durchquert hast."

„Aber warum gibt es hier Skelette und Zombies? Und warum hören sie auf dich?"

„Darüber musst du nicht weiter nachdenken. Drink lieber diese Suppe, sie wird dir helfen."

„Helfen, inwiefern?"

„Finde es heraus."

Sie hielt mir die Schüssel an den Mund. Der Zombie hielt meine Beine fest und schaute nach oben. Ich konnte also nicht wegrennen. Ein Skelett hielt meine Arme fest, ich konnte somit auch nicht die Suppe wegschlagen. Warum sollte ich ihr trauen? Und warum habe ich das Gefühl, dass die Augen des Zombies vor Angst leicht zittern, wenn sein Blick auf die Schüssel fällt?

„Ich ..."

Weiter kam ich nicht, die Frau nutzte die Gelegenheit, dass mein Mund offen war und kippte den Inhalt herein. Schnell hielten ihre Hände mir Mund und Nase zu.

„Schön schlucken, und zwar alles."

Ich versuchte mich zu wehren, aber die Zeit spielte gegen mich. Schließlich musste ich instinktiv schlucken. Kaum war dies passiert, nahm sie ihre Hände weg.

„Und? Wie schmeckt es? Merkst du, dass etwas anders ist?"

„Keine Ahnung, ich merke nichts. Was war das?"

„Gar nichts?"

„Nein"

„Hmm, wie schade. Kann man wohl nichts machen. Dann versuchen wir es mit dem hier. Mach brav Aaaa."

Diesmal würde ich nicht den gleichen Fehler machen. Ich presste mit aller Kraft meine Lippen zusammen.

„Wirklich? Wir haben das doch schon hinter uns, das hilft dir nichts."

Sie gab mir einen Tritt in die Kronjuwelen. Vor Schmerz öffnete ich meinen Mund und schon war es wieder um mich geschehen.

Meine Umgebung wurde schwummrig und plötzlich fiel ich einen langen Fall.

Wie war das möglich?

Ich prallte auf dem Boden auf, Schmerz schoss durch meinen Körper. Verwundert schaute ich nach oben. Der Zombie und das Skelett schauten verdutzt umher. Aber sie waren viel größer als vorher, wie wahre Riesen. Ich schaute zur Frau und sah, dass ich kaum so groß wie ein Zeh war. Ich war geschrumpft!

„Wo ist er auf einmal hin? Sucht ihn!"

Das war vermutlich meine einzige Chance, ihr zu entkommen. Ich sprintete davon. Doch so klein wie ich war, kam ich nur langsam voran im Verhältnis zu den anderen. Ein großer Fuß landete neben mir und der entstehende Windstoß war genug, um mich wegzufegen - glücklicherweise weiter weg von dem Feuer und der Hexe, sicherlich war sie nichts anderes.

Ich rappelte mich, nach meinem Flug auf und rannte weiter. Als ich nach einer Weile etwas hinter mir hörte, schaute ich verzweifelt nach hinten, ob sie mich schon entdeckt haben. Aber ich hätte lieber nach vorne schauen sollen. Mein Fuß trat ins Leere und ich fiel erneut in die Tiefe. Unten angekommen, begegnete ich einem neuen Monster.

„Quak."

Ein riesiger Frosch schaute mich neugierig an. Kurz darauf schoss eine Zunge auf mich zu und ich wehrte mich mit allen Kräften in seinem Mund, um nicht verschluckt zu werden. Als ich schon kurz davor war, die Hoffnung aufzugeben, wurde meine Umgebung erneut schwummrig.

„Quak!"

Ich konnte ein panisches Quaken vernehmen und als sich meine Sicht wieder verbesserte, hatten die Frösche eine normale Größe wieder angenommen.

Gott sei Dank! Ich bin wieder normal groß!

„Habt ihr das gehört? Irgendwas ist bei den Fröschen! Überprüft das!"

Die befehlende Stimme der Hexe brachte mich schnell wieder zu Sinnen. Schnell sprang ich aus diesem Loch voller Frösche, die beinahe mein Leben gekostet hatten. Ich rannte so schnell, wie ich konnte.

Warum ist es so hell auf einmal? War es nicht vorher stockdunkel? Kann ich etwa im Dunkeln sehen?

Dann hat sie zumindest ein was Gutes getan. Mein Nachteil war vorhin, dass ich nichts sehen konnte. Das war kein Problem mehr und selbst wenn ich hier entkommen würde, was schon ein Erfolg für sich wäre, so würde ich selbst ohne einen Schatz sagen, dass sich der Stress gelohnt hat. Ein Dieb konnte sich nichts mehr wünschen, als die Fähigkeit, im Dunkeln sehen zu können. Nun würde einiges einfacher werden. Aber erstmal muss ich es lebend hier herausschaffen.

Ich joggte durch die vielen Tunnel. Ein paar mal drehte ich mich gefühlt im Kreis. Wo war ich nur? Das ist ja das reinste Labyrinth hier unten. Selbst wenn ich immer in die gleiche Richtung abbiege, laufe ich nur im Kreis. Labyrinth! Das ist es, dass hier ist ein Dungeon. Dann ist das nicht mehr eine Frage, ob ich einen Schatz finde. Die Information ist Gold wert, ich muss dem Kommandanten davon berichten!

Nach vielen Fehlversuchen kam ich endlich bei einem neuen Ort raus. Ein kleiner Raum mit einer Truhe in der Mitte. Hah, meine Glückssträhne nimmt gar kein Ende mehr. Erst die Nachtsicht, dann die wertvolle Information, was das hier ist und jetzt finde ich einen dieser berühmten Schatzkisten von Dungeons. Hoffen wir mal, dass sie unverschlossen ist.

Langsam näherte ich mich ihr und versuchte vorsichtig sie zu öffnen.

„Jackpot"

Die Dungeonherberge - German / DeutschWhere stories live. Discover now