B01C34 - Bestechung

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Ich hatte von der Herberge in der Abenteurergilde bereits gehört. Aron hatte besonders dafür gesorgt, dass jeder von ihr wusste. Viele waren auch froh darüber. Mussten sie sonst weiter entfernt vom Wald ihr Lager aufschlagen, da man nie wusste, wie die Lage im Monsterrücken war. Nun konnten sie sich so ziemlich am Waldrand in Ruhe erholen, bevor sie ihren gefährlichen Auftrag erledigten und mussten sich auf dem Rückweg auch nicht mehr so sehr beeilen. Die Gilde scheint auch ihren Nutzen aus der Herberge zu schlagen, sie hat einen Teil der Bewachung an sie abgeschoben. Im Gegenzug erhalten die sicherlich etwas. Also wenn ich nicht einen kleinen Schatz da drin finde, bin ich stark enttäuscht. Soweit ich mitbekommen habe, sind vier Personen dort anwesend. Einer der das ganze leitet, er soll nicht so kampferfahren sein, aber er war der Erste, also sollte man ihn besser nicht unterschätzen. Dann einen Demibären, der schläft vermutlich nachts tief und fest, sollte also kein Problem sein. Eine Frau, die sich aber zurückgezogen haben sollte, also vermutlich ebenfalls wohl kaum relevant. Die letzte Person ist jemand, die im Kampf begabt sein soll, auf die sollte ich besonders acht geben. Hinzu kommt noch ein Köter, aber solange man sich auf die vorbereitet, sind die kein Problem.

Am Tag der Anreise war einiges los. Der Meister der Herberge verausgabte sich beim Kochen und er musste genauso wie die anderen zwei Männer viel tragen. Ich bin mir sicher, die werden heute besonders gut schlafen. Ich sollte also die Gelegenheit beim Schopf fassen. Bleibt nur noch der Köter, aber schaut nur, wie gierig er die gute Luft aus der Küche einzieht. Hehe, ich werde mich gut um dich kümmern, Kumpel.

„Marco, hat mir das hier für dich gegeben. Er meinte, du bekommst sicherlich Hunger von den ganzen guten Düften."

„Grrr."

„Jaja, ich weiß schon. Der Gang ist Tabu. Ich stell' es dir hier hin, lass es dir schmecken."

Ich entfernte mich, aber blieb in Hörweite. Bald konnte ich ein Schmatzen vernehmen.

Der ist damit auch kein Problem mehr. Das Schlafmittel, das ich hineingesteckt habe, ist geruchs- und geschmacksneutral, selbst so ein Köter wird keinen Verdacht schöpfen. Auch greift es erst später, sodass die anderen nicht misstrauisch werden sollten. Jetzt muss ich also nur noch abwarten.

Ich entfernte mich und ging meinen eigenen Pflichten nach. Als es Nacht wurde und ich mir sicher war, dass alle im Bett sein sollten und das Schlafmittel wirken sollte, begab ich mich wieder zur Höhle. Da das Lager drumherum errichtet war, stand niemand am Eingang Wache. Auch die etwas seltsame Tür war offen. Wussten sie ja nicht, wann jemand in die Sanitätshöhle musste. Beide Höhlen waren auch menschenleer. Die Sanitäter und Köche hatten keinen Grund die Nacht in der Höhle zu verbringen. Vorsichtig schaute ich in die Nebenhöhle. Wie erwartet, schlief der Köter tief und fest. Ich schlich mich vorsichtig an ihm vorbei. Unten angekommen sah ich eine große Eissäule.

Nicht schlecht, daher können sie das Essen kühlen. Das ist schon etwas Besonderes, aber nichts, was ich mitnehmen und zu Geld machen könnte. Hmm, an den Vorräten will ich mich auch nicht bedienen. Was sind das für komische Steine in der Wand? Scheint mir nichts Wertvolles zu sein. Weiter gehts.

Ich schlich mich in den nächsten Raum. Hier konnte ich drei der vier Bewohner schlafend vorfinden. Die Frau fehlte aus irgendeinem Grund, ihr vermutliches Bett war leer. Aber auch hier ist nichts von Wert oder zumindest will ich ihnen nicht zu nah kommen. Es sollte eh etwas sein, was sie die paar Tage, die wir hier sind, nicht gleich vermissen. Die sollen es erst feststellen, wenn ich schon über alle Berge bin.

Hmm, es ist ziemlich dunkel hier, aber ich glaube, ich kann vage einen Spalt hier ausmachen.

Ich betrat einen Gang, der mich noch tiefer führte. Langsam tastete ich mich vorwärts, kein Licht kam mehr so tief. Ich war im stockfinsteren Bereich. Unten angekommen, konnte ich in der Ferne kleine Lichter wahrnehmen. Ich ging vorsichtig auf sie zu, den Boden vor mir abtastend, bevor ich einen Schritt nach vorne machte. Wenn mich jemand hier unten erwischt, könnte eine Flucht schwierig werden bei der Dunkelheit, also bloß keine unnötigen Geräusche machen.

Ich war den Lichtern schon recht nahe gekommen, als mein Instinkt die Alarmglocken läuten ließ. Instinktiv wich ich nach vorne aus. Ein metallisches Geräusch schallte durch die Höhle. Wurde ich entdeckt? Huh? Ein Skelett? Wo kommt das denn her?

Durch die Lichter in meinem Rücken konnte ich nicht viel sehen, aber es war genug, um die Silhouette zu sehen und gerade holte es erneut zum Schlag aus. Schnell griff ich zu meinem treuen Gefährten den Dolch und parierte den Angriff. So wie er sich bewegt, sollte ich ihn überwältigen können.

„Oh, ich höre Kampfgeräusche. Vorwärts Heinrich!"

„Mist!"

Hinter der Silhouette vom Skelett kam die Stimme. Einen weiteren Gegner konnte ich nicht gebrauchen, vor allem wenn es zwei sind. Hat die fehlende Frau mich entdeckt? Aber warum klang sie so alt? Niemand hat mir was von einer alten Frau gesagt. Und wer war Heinrich? Argh, ich habe keine Zeit darüber nachzudenken, ich sollte schnell verschwinden.

Der einzige Weg war tiefer in die Höhle durch die Lichter hindurch. Ich rannte so schnell, wie ich konnte. Als ich durch die Lichter hindurch schlüpfte, kam ein Gelächter von hinten.

„Hihihi, da ist er ja. Er wird ein gutes Testexemplar ausmachen. Schnapp ihn dir, Heinrich."

Ich rannte noch eine Weile weiter und drehte mich um, um zu sehen, wer mein Verfolger war.

„Was zum!?"

Hinter mir war das Skelett, dem ich zuerst begegnet war. Doch dahinter war ein weiteres mit einer alten Frau auf dem Rücken, die wieder in Lachen ausbrach, als unsere Blicke sich trafen.

Wer zum Kuckuck war das und warum ritt sie ein Skelett. Sowas habe ich noch nie gesehen!

Ich rannte so schnell, wie ich konnte. Mein Gefühl sagte mir, dass ich besser die alte Frau nicht unterschätzen sollte. Bald hörten die Lichter auf und ich machte Begegnung mit einer Wand. Schnell fühlte ich nach dem weiteren Weg und folgte ihm. Das ganze wiederholte sich ein paar mal, aber glücklicherweise waren die Wege oft geradlinig. Allerdings hatte ich keine Ahnung mehr, wo ich war. Hinter mir war es ruhiger geworden. Vermutlich konnte die Alte auch nichts mehr sehen. Vielleicht konnten sie mich auch nur ausmachen, weil mein Körper die Lichter verdeckte?

Die Dungeonherberge - German / DeutschWhere stories live. Discover now