B1C08 - Die Wahrheit der Situation

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Am nächsten Morgen hörte der Regen auf. Bruno weigerte sich aber, mich alleine zu lassen, da die Abenteurer immer noch angespannt waren und sich eine Situation wie gestern wiederholen konnte. Der Kristall war deswegen auch noch wütend. Für ihn war die Bedrohung meines Lebens, als hätten sie ihn direkt bedroht. Er verstand nicht, warum ich mit ihnen kooperierte und sie nicht bereits angegriffen hatte.

Glücklicherweise schien ihr Chef meine Worte nicht vergessen zu haben und wendete sich an seinen Partner.

„Geh du was jagen und bring gleich etwas Holz mit. Wir können nicht riskieren, dass sie mit ihrer Inkompetenz irgendwas anlocken oder sogar versuchen Gift einzuschleppen. Schau auch, ob du irgendwo Heilkräuter siehst, wir können jede Hilfe brauchen. Ich halte die zwei notfalls in Schach, bis du zurück bist. Also mach dir keine Sorgen."

Damit verließ der eine ohne zu zögern die Höhle und kam bald mit zwei Hornhasen, Holz und ein paar Kräutern zurück. Die beiden ersteren Sachen warf er wortlos zu uns rüber. Die Kräuter benutzten sie gleich bei ihrem Kollegen. Ein paar gaben sie ihm zu essen und andere legten sie auf die Wunden.

Als es Nacht war, hörten wir ein Heulen.

„Tsk, das sind Wölfe. Die müssen das Blut gerochen haben. Hey Demi, wenn du willst, dass dein ‚Meister' am Leben bleibt, machst du dich besser nützlich und stellst sicher, dass sie nicht durchkommen. Simon, du übernimmst die, die durchbrechen und sollte einer von den beiden was Krummes versuchen tötest du den da und hilfst mir dann mit dem anderen."

„Verstanden."

„Mach, was er sagt, Bruno."

Damit nahmen die zwei am Eingang Stellung, während ich mit dem Verletzten zurückblieb und der verbleibende Abenteurer uns schützte. Wir mussten auch nicht lange warten und der erste Wolf sprang durchs Loch. Bruno zögerte nicht und schwang die Keule. Die Höhle bebte. Nicht nur der Kristall war wegen gestern noch sauer, Bruno schien auch noch ein Hühnchen zu rupfen haben und ließ seine Frustration an den Wölfen aus. Das war vermutlich auch der Grund, warum er zur Keule gegriffen hatte und nicht den für den engen Raum passenderen Speer. Der Abenteurer bei ihm war aber wenig beeindruckt und füllte die Lücken, die Bruno hinterließ aus. Er zeigte damit seine Kampferfahrung, da er ohne vorheriges gemeinsames Training Bruno gut ergänzte. Nur ein Wolf schaffte es durch ihre Kooperation zu dem zweiten Abenteurer, als zu viele auf einmal hereinkamen. Danach war es wieder ruhig.

„War wohl doch nicht verkehrt, euch am Leben zu lassen. Habt euch mal nützlich gemacht."

Bruno schaffte die Wolfsleichen in die Nebenhöhle, während sich die Abenteurer berieten, wie sie weiter vorgehen wollten. Ihr Verletzter konnte sich mittlerweile wieder hinsetzen, aber war immer noch stark geschwächt.

Ihr Ergebnis erfuhr ich erst beim Frühstück, als sie mir ihren Aufbruch mitteilten. Sie meinten, die Erholung ihres Kollegen dauere zu lange und sie würden das lieber von jemandem überprüfen lassen und meinten, er wäre fit genug, um bewegt zu werden. Daher zögerten sie nicht weiter und brachen sofort auf.

Auch wenn sie unsere Ressourcen gut aufgebraucht hatten - das Schlangenfleisch war vollkommen verzehrt, ohne uns dafür zu bezahlen - so beklagte ich mich nicht, da ich froh war, eine Anspannung weniger zu haben. Vielleicht könnte man auch sagen, dass das erneute Aufzeigen unserer Schwachstellen die Bezahlung war. Es war zwar nicht ganz, was ich mir nach der Schlange gedacht hatte, aber es kam dem schon nahe. Dieser Dungeon ist bei Gefahr meine eigene Grube. Dazu gehört auch, dass wenn wir unter Belagerung sind, wir nicht ausreichend aufgestellt sind, um länger zu überleben. Das Hauptproblem besteht darin, dass ich nicht von hier weg kann. Ich könnte mir mit weiteren Räumen ein Labyrinth bauen und damit den Kontakt herauszögern, aber ich kann der Gefahr nicht komplett entkommen. Also, selbst wenn ich genügend Mana hätte, um so viele Räume zu erschaffen, würde es das Problem nicht lösen. Eine Alternative fällt mir nicht ein, ich glaube, ich muss das Thema aufschieben.

Dann hätten wir noch das Problem der Versorgung. Es muss ja nicht nur eine Gefahr sein, es kann ja auch sein, dass der Eingang versperrt ist und wir eine Weile brauchen, bis wir ihn wieder freihaben. Für diese Zeit müssen wir ausreichend versorgt sein. Ich brauche nichts essen, aber das trifft nicht für meine Begleiter zu. Nur Fleisch verdirbt mit der Zeit und das feuchte Klima in der Höhle lässt die Gräser und Beeren schnell schlecht werden. Uns fehlt es an etwas Essbarem, was lange haltbar ist und daher in großen Mengen aufbewahrt werden kann. Verschärft wird die Situation, wenn wir gerade Gäste haben, dann ist die Verbrauchsmenge um so größer. Das Problem sollte lösbar sein, ich muss nur was lange haltbares finden. Gegebenenfalls reichen auch die Schleime, die ich beschwöre als Übergangslösung aus. Nur sind die vermutlich nicht zu nahrhaft. Hmm? Ich glaube, der Kristall will mir was mitteilen. Er hat einen der Wölfe ohne meine Erlaubnis absorbiert. Beschwören? Kann ich etwa die absorbierten Sachen wieder beschwören?

Ich stellte Kontakt zum Kristall her und versuchte die verschwundene Wolfsleiche zu beschwören. Was auch sofort klappte. Nur kurze Zeit später war sie wieder vor mir. Die Beschwörung hat auch nicht zu viel Mana gekostet, vermutlich da es bereits tot ist. Allerdings vermittelt mir der Kristall das Gefühl, als würde das nicht immer gehen. Vermutlich, weil das Absorbieren kein oder wenig Mana bringt. Also ist es mehr ein Manaproblem. Solange ich den Dungeon genügend Fleisch absorbieren lasse und mir genügend Mana anspare, sollte die Versorgung gegeben sein. Das war unerwartet einfacher als gedacht. Da ich aber abhängig vom Mana bin, sollte ich das nur für Sachen benutzen, die verderblich sind.

Das nächste, was mir aufgefallen ist, ist dass ich weiterhin meinen Schutz zu sehr vernachlässigt habe. Bruno kann mich zwar verteidigen, aber was, wenn ich ihn gerade auf Besorgung geschickt habe? Dann bin ich ungeschützt im Dungeon. Das heißt, ich sollte mir bald einen weiteren Begleiter zum Schutz beschwören. Da fällt mir ein, die Abenteurer haben ja doch bezahlt. Mein Mana ist in der Zeit gut angewachsen, da sie mehrere Tage da waren und am Ende sogar Wölfe im Dungeon getötet haben. Ich sollte jemanden beschwören können.

Die Dungeonherberge - German / DeutschWhere stories live. Discover now