B1C15 - Kopfschmerzen

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Am nächsten Morgen wurde ich vom Verlangen des Kristalls geweckt. Durch das Töten unserer Angreifer im Dungeon, scheint der Kern sehr viel Mana gesammelt zu haben, was er nun unbedingt loswerden wollte. Ich machte es mir daher zur Aufgabe, als erste Aktion des Tages immer dem Labyrinth einen Raum hinzuzufügen. Doch scheinbar war das ihm nicht genug. Als ich einen Raum ans Labyrinth anfügte, wurde er besonders groß, ohne dass es meine Absicht war. Der Kern wollte schnell das Mana loswerden. War es vielleicht zu viel für ihn? Oder war er noch traumatisiert vom Angriff und wollte daher schnellstmöglich vorankommen?

Wie auch immer. Der große Raum war nicht vorgesehen, aber was konnte ich jetzt daraus machen? Bei der großen Fläche könnte es für den Anbau von Pilzen dienen. Da fällt mir nämlich ein, dass ich bald keine Pilze mehr haben werde, wenn ich so oft Pilzsuppe mache. Bei den Hornhasen stellt sich auch die Frage, ob die nicht irgendwann ausgerottet sind. Ich sollte da wohl ab und zu auf anderes Fleisch wechseln, um das zu verhindern oder ich fange da auch eine Zucht an. Aber dafür muss ich erstmal herausbekommen, was die alles essen und dann entsprechend besorgen. Da scheinen mir die Pilze gerade passender zu sein. Nur muss sich auch einer darum kümmern. Also jemanden beschwören? Würde ja auch dem Kristall entgegenkommen, wenn ich etwas vom Mana verbrauche. Nur sind die Pilze in einer Höhle gewachsen, ich bin mir nicht sicher, ob eine Dryade sich damit auskennen wird. Was gibt es noch für Wesen, die sich mit Pilzen auskennen? Hexen sollten noch gut allgemein bewandert sein. Vielleicht sollte ich es mit ihnen probieren. Ich berührte den Kristall und im Beschwörungskreis erschien eine alte Frau mit Stock.

„Hah, was will ein Jungspund wie du von mir?"

„Ich brauche jemanden für die Zucht von Pilzen."

„Pilze? Oh, da bist du bei mir richtig. Was für welche brauchst du denn?"

„Momentan hauptsächlich diese."

„Ach soo, ich dachte, du meinst ein paar faszinierende. Diese banalen Pilze sind kein Problem."

„Gut, dann kannst du diese Höhle hier benutzen."

„Ganz alleine? Ich mag vielleicht noch jung aussehen, aber in meinem Alter geht das nicht mehr so gut."

„Hmm und an was für einen Begleiter hast du gedacht?"

„Oh, am besten einen jungen gut aussehenden und durchtrainierten Kavalier."

„Und tatsächlich?"

„Darf eine alte Frau nicht etwas träumen? Dann halt jemand, der Feldarbeit verrichten kann, sich an meine Anweisungen hält und nicht widerspricht."

Bruno ist so schon genug eingespannt, ich muss also noch jemanden beschwören. Aber je mehr Leute wir sind, desto mehr verbrauchen wir. Ich habe auch keine Ahnung, wie sehr die beschworenen auf andere hören. Dadurch dass es im Inneren des Labyrinths ist, muss ich mir wohl keine Sorgen um Entdeckung machen. Wenn ich also jemanden will, der nichts weiter braucht, sollte ich auf Untote zurückgreifen. Spontan würden mir nur Skelette einfallen, die ohne irgendwas auskommen sollten.

Ich beschwor ein Skelett.

„Ich meinte nur, er soll nicht widersprechen, von stumm hatte ich nichts gesagt. Ihr Jungen Leute habt wohl keine Ahnung, wie einsam es ist, wenn man keinen zum Reden hat."

„Wenn du deine Arbeit gut machst, kann ich dir vielleicht noch jemanden geben. Bis dahin muss er hier herhalten und die anderen sind ja auch noch da, falls du wirklich jemanden zum Reden brauchst."

„Kein Erbarmen, wie? Schätze, ich werde dann wohl selber kreativ sein müssen. Dann gib ihm wenigstens den Namen Heinrich."

„... Heinrich, deine Aufgabe ist es, alles zu tun, was Hilda hier dir aufträgt."

„Du hast noch viel zu lernen."

„Wie meinen?"

„Das wirst du schon noch früh genug lernen. Wie lange seid ihr zwei eigentlich zusammen?"

Sie zeigte mit ihrem Kopf auf Sarah.

„Sarah ist meine Beschützerin."

„Sollte nicht der Mann die Frau schützen? Lässt dir da echt eine Gelegenheit entgehen."

„..."

„Lass uns die Höhle erkunden, Heinrich."

Damit hakte sich Hilda mit ihrem freien Arm beim Skelett ein und gemeinsam untersuchten sie die Höhle. Sie teilte mir anschließend mit, was sie alles brauchen würde und als wir uns ausreichend verständigt hatten, schickten wir Heinrich los, um die benötigten Sachen zu transportieren. Er begegnete dabei Karl, der ihn wie angewurzelt anstarrte. Er leckte sich das Maul und etwas Sabber landete auf dem Boden.

„Karl, Heinrich ist nicht zum Anknabbern."

„Winsel"

„Heinrich, denk dran, niemals in die Haupthöhle zu gehen."

Er salutierte kurz und setzte seine Botenwege fort.

Als es Zeit fürs Abendbrot wurde, konnte man häufig das Geräusch von Knochen, die auf Steine aufprallten, vernehmen. Ich drehte mich in die Richtung der Quelle und sah, wie Heinrich angerannt kam. Auf seinem Rücken saß freudestrahlend Hilda.

„Schneller Heinrich!"

Das Skelett machte bei uns halt und ließ Hilda absteigen.

„Haha, da fühlt man sich gleich viel jünger nach so einem Marathon. Oh, was sehen da meine Augen, warum hast du mir den Knuddelbär nicht zur Unterstützung gegeben."

„Bruno hat schon genügend andere Aufgaben."

„Dann bring halt jemand anderes dafür."

„Wir haben nicht die notwendigen Mittel dafür."

„Du bist nur willensschwach. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg."

„..."

„Kann ich den Topf bei Gelegenheit benutzen."

„Haa, was hast du damit vor?"

„Als echte Hexe muss ich doch einen Kessel haben. Ich habe einige Sachen, die ich ausprobieren möchte."

„... Der ist fürs Essen, bitte untersteh dich, ihn für irgendwelche Experimente zu benutzen."

„Du bist so ein Spielverderber. Man muss manchmal etwas Risiko eingehen, um voranzukommen."

Scheinbar hatte ich einen Fehler begangen. Dadurch dass Sarah und Bruno mir treu ergeben waren und einen gewissen Respekt erbrachten, dachte ich, dass es für alle Diener des Dungeons zutreffen würde. Aber Hilda bewies erfolgreich das Gegenteil. Lag es am Alter?

Nach dem Essen schickte ich sie wieder zur Pilzfarm und ließ sie ein Strohbett mitnehmen. Sie sollte ruhig in der Tiefe des Labyrinths wohnen und nur zum Essen vorbeikommen. Glücklicherweise war ihr das recht, sie wollte nicht mit uns in einem Raum schlafen und wer weiß, was sie abends für Rituale machen würde.

Als ich sie ein paar Tage später besuchte, um mir den Stand anzuschauen, tanzte sie gerade mit Heinrich in der Mitte.

„Du scheinst dich ja prächtig zu amüsieren."

„Ich muss mich korrigieren, du hast mit Heinrich die richtige Wahl getroffen. Er ist ein wahrer Kavalier."

„Freut mich, zu hören."

„Du solltest dir von ihm zeigen lassen, wie man mit älteren Damen umgeht. Er ist sehr erfahren."

„Ich glaub', ich passe."

„Mit der Einstellung wirst du es nicht weit im Leben bringen."

„..."

Die Dungeonherberge - German / DeutschWhere stories live. Discover now