B1C03 - Das erste Gericht

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Am nächsten Tag schickte ich Karl zuerst auf Hasenjagd und ließ ihn dann weiter Holz holen. Der arme Kerl kann leider nicht so einfach Holz transportieren, wodurch unser Holzlager nur langsam wuchs. Ich schickte ihn auf Hasenjagd, da unsere Herberge ihr erstes Gericht brauchte. Hasenbraten mit Pilzen und der geheimen Sauce. Welcher geheimen Sauce? Nun, die Höhle hat Schleime und Schleime sind nicht giftig. Also kann man sie essen. Nur, das Problem ist, sobald ich ihren Kern zerstöre, zerfließen sie und ich habe momentan keine Möglichkeit eine Suppe aufzubewahren. Einen Stein auszuhöhlen, ist ohne Werkzeuge viel zu schwer. Also kam mir die Idee, den Schleim einfach über dem Hasen zergehen zu lassen und ihm so vielleicht einen kleinen Kick zu geben. Zu meiner Überraschung ging der Plan auf und der Hase schmeckte nicht schlecht zusammen mit den Pilzen. Karl schaute mich zwar vorwurfsvoll an, hatte ich ihm doch gestern erst gesagt, dass ich ihm Fleisch nicht wegnehmen würde. Aber darauf war ich vorbereitet und gab ihm den Rest, wodurch er schnell das Geschehene vergaß. Der Nachteil vom Schleim war, dass er teilweise ins Feuer tröpfelte und dadurch kleine Rauchwolken erzeugte, die durchs Loch abzogen.

Nach unserem kleinen Experiment schickte ich Karl wieder auf Ressourcensuche. Als er gerade Holz ablieferte, spürte ich auf einmal eine tiefe Angst. Ich war gerade mit den Schleimen beschäftigt, also konnte nicht ich die Quelle davon sein, das heißt der Kristall musste etwas spüren. Karl schien auch Richtung Loch zu schauen, als würde etwas nicht stimmen.

„Hoppla"

Ein Abenteurer sprang herein.

War unsere Stunde gekommen?

„Oi, der Köter hat 'nen Herrchen, kommt runter."

Ein, zwei, nein drei weitere Abenteurer tauchten auf und beobachten mich argwöhnisch.

„Sorry für die Störung. Wir hatten kleine Rauchwolken draußen gesehen und als wir näher kamen, war dieser Hund mit Stock unterwegs. Da mussten wir einfach nachschauen, was los ist."

„Ah, verstehe, ich hatte ihn darum gebeten, etwas Holz für unser Feuer zu sammeln."

„Ist es nicht einfacher und schneller, selber welches zu sammeln."

„Nun, das stimmt für andere vielleicht, aber ich lebe hier isoliert und gehe nicht so gern raus."

„Du lebst hier?!"

„Ja, das ist meine bescheidene Bleibe."

„Nicht dein Ernst!"

„Mein voller Ernst. Ich erwarte aber nicht, dass ihr das nachvollziehen könnt. Ich bin da wohl etwas ... nun ja, eigen."

„Aber so was von! Was ist das für ein Geruch?"

„Oh, das war meine erste Kreation für meine Herberge. Wollt ihr es probieren?"

„Herberge? Hmm, Zeit für Essen ist ja, von mir aus. Dann zeig mal, was ein Einsiedler wie du, zu bieten hat."

„Einen Moment. Macht es euch schon mal irgendwo bequem. Ah und die Nebenhöhle ist Tabu, das ist mein privater Bereich."

Damit verschwand ich in besagter Nebenhöhle und bereitete zwei Hasen vor. Gut, dass ich Karl gleich mehrere habe besorgen lassen. Sonst wäre ich jetzt in der Klemme.

„Oi Chef, bist du dir sicher, dass wir was von dem essen können?"

„Kannst ja den üblichen Fraß essen, wenn du willst, aber ich probier lieber, was diesen Duft macht."

„Was ist, wenn es giftig ist."

„Ihm und dem Köter gehts ja noch gut, so schlimm kann es nicht sein."

Ich nahm die zwei Hasen in Schleim gehüllt zur Feuerstelle und briet sie vor ihren Augen. Beim Hinausgehen merkte ich, dass Karl die ganze Zeit am Eingang zur Nebenhöhle Wache stand.

„Oh, das war also Hasenfleisch. Was ist das für eine Sauce darauf?"

„Das ist die geheime Zutat."

„Ah, Geschäftsgeheimnis, verstehe schon."

„Hier, guten Appetit!"

Zwei der Abenteurer nahmen jeweils einen Spieß und betrachteten ihn genau. Der eine schaute dann zum Chef rüber, der kurz eine Geruchsprobe nahm und dann hineinbiss. Für einen Moment schien die Zeit eingefroren zu sein. Die Augen des Abenteurers wurden größer.

„Wusste ich es doch, es ist doch giftig, mach dich bereit ..."

„Was laberst du da? Der Geschmack war einfach zu überraschend gut. Du hättest dir auch eins nehmen sollen."

„... Nein, danke. Ich verzichte."

„Dein Verlust."

„Chef hat recht, das schmeckt fantastisch."

Die beiden Abenteurer aßen genussvoll ihre Portion. Die anderen zwei sahen dabei skeptisch zu.

„Wenn deine Herberge mal stehen sollte, komme ich auf jeden Fall vorbei. Was schulden wir dir?"

„Das würde mich freuen. Um ehrlich zu sein, ist gerade Geld für mich nicht so wichtig. Ich brauche eher jemanden, der mir die notwendigen Utensilien bringt."

„Stimmt schon, hast ja keinen Teller, Tisch oder Stühle hier. Was hältst du von einem Deal? Wir helfen dir beim Aufbau und du verrätst dafür die geheime Zutat."

„Hmm, woher weiß ich, dass ihr mich nicht hereinlegt?"

„Sehen wir wie Gauner aus? Wir halten unser Versprechen, versprochen!"

„Und sobald ihr über alle Berge seid, erinnert ihr euch an nichts. Ich brauche schon eine glaubwürdige Sicherheit."

„Wie wärs damit, wir gehen in Vorleistung als Dank fürs Essen und dann ist dein Schaden begrenzt."

„Und was ist diese Vorleistung?"

„Mein Kumpel hier hat eine 1-A-Kampfaxt. Die kann man auch zum Holzfällen nutzen. Wir können für dich paar Bäume fällen. Die Stämme kannst du als Sitzgelegenheit nutzen und den Rest fürs Feuer machen nutzen. Das würde dir doch schon helfen."

„Ok abgemacht."

Daraufhin zogen die vier wieder los und brachten später ein paar Baumstämme zum Sitzen als auch größer Holzklötze zum Verbrennen.

„Unser Teil ist erledigt. Also, was ist es?"

„Ihr versprecht also, mir beim Aufbau der Herberge zu helfen?"

„Ja, wie ich bereits sagte."

„Nun gut, die geheime Zutat sind Schleime."

„WAS?"

„Haha, Chef hat Schleim gegessen."

„Du nimmst mich doch auf dem Arm. Was ist die geheime Zutat wirklich?"

„Wie ich sagte, es sind Schleime. Ich habe hier unten nur begrenzten Zugang zu Zutaten und Schleime sind nun eine davon."

„Das kann nicht wahr sein."

Die zwei Abenteurer, die das Essen gemieden hatten, schienen sich köstlich zu amüsieren, während die anderen noch etwas rum grummelten.

„Was solls. Schmeckt halt gut. Versprochen ist versprochen. Wir sind ab und zu in der Gegend, um uns um die Monster zu kümmern. Was sollen wir dir das nächste Mal mitbringen?"

„Mir fehlt es zurzeit an grundlegenden Sachen. Also wenn ihr einen Topf, Becher und Teller oder Schüsseln mitbringen könntet. Wäre mir schon sehr geholfen. Gern auch Zutaten."

„Teller und Schüsseln sind kein Problem. Topf wird etwas teuer, aber bevor du mir was auf Steinen kochst, besorg' ich dir lieber einen. Es ist bereits spät geworden, haben wir die Erlaubnis hier zu übernachten?"

„Solange ihr nicht in meinen privaten Bereich vordringt, von mir aus."

Damit hatte ich mir eine wichtige Unterstützung gesichert. Einen Kochtopf könnte ich niemals selber herstellen und der ist unabdingbar für Suppen.

Die Dungeonherberge - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt