B01C29 - Die andere Seite

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Ich ging zu Sarah runter und sah, wie sie gerade einen neuen Eisblock erschuf. Sie war noch vom Verhör völlig fertig und ich sagte ihr, sie könne das auch morgen in Ruhe machen. Aber ich traf nur auf taube Ohren. Als ich im Schlafzimmer ankam, sah ich, dass der Eingang zum Labyrinth mit Erde gefüllt war. Ich stellte Kontakt zum Kristall her, der ebenfalls noch vor Wut schäumte und er absorbierte die Erde wieder. Dahinter sprang mich gleich eine aufgeregte Hilda an.

„Junger Meister, wie könnt ihr eine alte Frau einfach einsperren. Ich meine zwar Unkraut vergeht nicht, aber auch ich brauche Luft!"

Ich erzählte ihr, was vorgefallen war und sie schlug vor, dass wir eine kleine weitere Bestechung schicken sollten. Sie hätte gerade erst eine Giftmischung gefunden, die besonders schmerzhaft sei. Scheinbar haben hier alle kein Gefühl für Konsequenzen. Als sie merkte, dass ich nicht vorhatte, auf ihre Pläne einzugehen, begab sie sich zu Sarah und ich konnte hören, wie sie gemeinsam Pläne schmiedeten.

Ich betrat das Labyrinth und konnte gleich neben dem Eingang die Mimik sehen. Daneben stand das Trägerskelett, dass mir den Kristall reichte. Als ich ihn berührte, schoss ein Blitz durch meinen Körper und ich fiel auf den Boden.

Argh, niemand versteht mich hier.

Als ich später wieder nach oben kam, sah ich, wie Bruno und Sven sich erbitterte Kämpfe lieferten. Scheinbar nutzten beide es als Ventil, um ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Ab und zu hörte ich, wie einer von beiden die Sätze vom Anführer zitierte, was oft eine baldige Niederlage zur Folge hatte. Karl gesellte sich zu mir und ich streichelte ihn, während ich den beiden weiter zuschaute. Vielleicht versteht mich doch zumindest einer.

Am Abend kamen dann Sarah und Hilda hoch und wir aßen gemeinsam. Jeder berichtete von seinem Verhör und wir versuchten unsere Lügen etwas besser abzustimmen. Doch war ich mir sicher, dass der Anführer selbst diese durchschauen würde, der Teufel steckte, wie er so schön sagte, im Detail. Wir überlegten auch, wie wir in Zukunft das verhindern konnten, aber uns fiel keine gute Lösung ein. Das Einzige, was wir machen konnten, war uns nicht noch weiter verdächtig zu machen. Also wir sollten nach Möglichkeit auf weitere Beschwörungen verzichten. Das sollte hoffentlich auch nicht so schwer sein, da ich Sven ja nur aus der Not heraus beschworen hatte.

Ich probierte später, ob ich Räume verschließen konnte, weil der Kristall lediglich den Eingang zum Labyrinth mit Erde gefüllt hatte und stellte fest, dass dies nicht möglich war. Alle Räume mussten verbunden sein. Scheinbar konnte man nicht einen unabhängigen Bereich erschaffen. Somit war die einzige Option weiterhin, den Eingang einfach zuzuschütten. Allerdings hatte dies den Nachteil, dass die Wesen im Labyrinth dann keinen Luftfluss mehr hatten. Eventuell sollte ich über Luftlöcher nachdenken, aber da ist das Problem mit Wasser, was ich lösen müsste. Außer, die Löcher sind nicht in der Decke, sondern in der Wand. Ich erschuf kleine Lufttunnel in die oberen Bereiche an Stellen, wo sie nicht auffallen sollten. Wenn wir wieder den Eingang versperren, sollte dann über diese noch Luft nach unten kommen können. Nicht perfekt, aber besser als nichts.

Sarah war die Sommerhitze mittlerweile auch zu viel und sie war nur noch im unteren Bereich zu finden. Der Sommerschlaf würde wohl bald stattfinden.

Ein paar Tage später kam dann auch Aron mit seiner Gruppe. Als er mich sah, wurde er ganz aufgeregt und fragte mich, wie die Untersuchung gewesen war. Wir berichteten was vorgefallen war und Aron schlug ab und zu auf den Tisch.

„So ein Mist, die Gilde hat extra betont, dass wir euch brauchen und wir Beschuldigungen nicht einfach akzeptieren würden. Aber natürlich ist das denen da oben egal, die machen einfach was sie wollen."

„Woher wusstet ihr davon?"

„Die Gilde musste wegen des Vertrages mit euch, der Stadt davon berichten und als ich dann vermeldete, dass ihr einen weiteren Begleiter habt, haben sie einen Spionageverdacht verhängt und einen Ermittlungstrupp losgeschickt. Der hat erstmal uns befragt und ist dann zu euch gekommen. Wir haben dann später nur gehört, dass es nicht bestätigt werden konnte. Sobald ich erfahren habe, dass sie zurück sind, bin ich sofort los gereist, um zu hören, wie es war. Tut mir leid, dass ihr unseretwegen da durch musstet."

„Zumindest habt ihr versucht, Einfluss zu nehmen."

„Nur leider ohne Erfolg. Für die sind Abenteurer nur Taugenichtse."

„Ist eure Stellung so niedrig?"

„Uns wird immer nachgesagt, dass wir nichts können. Wären wir richtige Kämpfer, dann wären wir Soldaten. Also sind wir in deren Augen nur Raufbolde, die sonst keine Arbeit gefunden haben. Dass das nicht stimmt, muss ich euch ja wohl nicht sagen. Es gibt ein paar da draußen, die unsere Arbeit sehr schätzen, da sie wissen, was wir vollbringen, aber gerade die Städter und der Adel sind blind dafür."

Wieder krachte seine Faust auf den Tisch und seine Kollegen nickten nur zustimmend.

„Wenn ihr die Städter nicht leiden könnt, warum seid ihr dann in Wachstadt?"

„Haben wir eine Wahl? Wir müssen auch Essen auf den Tisch bringen und die Dörfer haben nicht so viele Aufträge. Also müssen wir in größere Städte, um genügend Aufträge zu haben. Wo ist eigentlich Sarah?"

„Ah, die hat sich von dem Schock noch nicht erholt und will erstmal keinen Kontakt mit Gästen. Hat vielleicht auch ein altes Trauma geweckt, nicht sicher."

„Oh die Arme. Haben selbst vor ihr keinen Halt gemacht, dabei agiert sie immer so gehoben. Bestimmt haben sie sie wegen ihres Aussehens als Monster eingestuft."

„Vermutlich."

„Bei Bruno wundert es mich nicht. Als Demi ist er für die quasi ein Monster, nur wenige Abenteurer wissen die Kraft von einem Demi zu schätzen."

„Demis haben es also nicht leicht in der Stadt?"

„Was denkst du denn? Die werden nicht als Menschen gesehen. Selbst die Dörfler wollen nichts mit denen zu tun haben und würden die vertreiben. In der Stadt können die zumindest im Elendsviertel wohnen, aber sollte was vorfallen, sind die immer schuld. Wie gesagt, ich als Veteran weiß, dass so ein Demi viel Wert sein kann, aber die meisten sehen das anders."

Wir ließen noch etwas unseren Frust raus und die Abenteurer fragten uns, ob sie irgendwas tun könnten, aber mir fiel nichts ein. Daher halfen sie uns noch etwas bei unseren allgemeinen Aufgaben, wie der Jagd oder Holz schlagen und reisten am nächsten Tag wieder ab.

Die Dungeonherberge - German / DeutschOù les histoires vivent. Découvrez maintenant