B01C21 - Licht

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Dass man die Tageszeit nicht ermitteln konnte, war ein Nebeneffekt davon, dass kein Sonnenlicht bis in ihre Ebene kam. Sie hatte somit generell keine natürliche Lichtquelle und behalf sich daher mit kleinen Feuern. Oben in der Haupthöhle wurde das nun auch ein Problem, seitdem wir unsere improvisierte Tür hatten. Sie war zwar nicht hundertprozentig dicht, sodass noch Licht durch die Ritzen die Höhle etwas erhellte, aber man konnte deutlich eine Verdunkelung der Räume feststellen. Ich hatte erst in Erwägung gezogen, kleine Löcher in die Decke zu machen, aber dann fielen mir die Tage mit starkem Regen ein, wo auch ein kleiner Fluss am Eingang entstand. Sollte das wieder passieren, dann hätten wir mit den Lichtlöchern ein neues Problem erschaffen.

„Hilda, ist dir eine Möglichkeit bekannt, die Räume mit etwas anderem zu beleuchten als Feuer? Mir macht der Rauch etwas Sorgen."

„Hmm, ich könnte versuchen einen Hexenkreis mit den Pilzen herzustellen und versuchen einen Deal mit einer Feuerfee einzugehen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das was anderes wäre."

„Sarah, kannst du was dazu sagen?"

„Eine Feuerfee könnte ein Feuer mit ihrer Magie beschwören. Solange sie es mit ihrem Mana am Leben hält, sollte es auch keinen Rauch geben, aber ich bezweifle das so eine kleine Fee es den ganzen Tag aushalten kann. Sobald sie es dann von sich löst, braucht es wie jedes andere Feuer eine Quelle und damit hätten wir wieder Rauch."

„Hmm, dadurch, dass ich es an mehreren Stellen brauche, wird es wohl keine Möglichkeit sein. Eventuell könnte der Kristall mit Mana aushelfen, aber ich bin mir nicht sicher, wie viel Spielraum wir wirklich haben. Gibt es noch was anderes, Hilda?"

„Mir sind noch Glühwürmchen bekannt, aber deren Licht ist nicht so intensiv wie ein Feuer."

„Was fressen Glühwürmchen?"

„Schnecken, die sind aber hauptsächlich Pflanzenfresser, was in einer Höhle unmöglich ist. Außer, wir ziehen die Pilze wieder mit ein. Ein paar Schnecken fressen auch Pilze, also man könnte es versuchen."

„Wie schlägt sich die Pilzfarm denn? Haben wir genug Kapazitäten?"

„Jetzt, mit den Waldgärtnern sollte es einfacher sein zu expandieren, aber es ist noch etwas früh, um den Verbrauch zu erhöhen. Ich würde lieber noch etwas warten, damit wir genügend Puffer haben, falls mal was passieren sollte."

„Ich denke auch, dass die Gäste sich über Käfer nicht so sehr freuen würden. Hier unten in der Ebene könnten sie aber als leichte Beleuchtung dienen. Also sobald du genug Puffer hast, fang ruhig die Zucht von ihnen an. Hast du noch eine weitere Idee?"

„Hmm, ich habe mal von leuchtenden Pflanzen in der Nacht gehört, aber wie vorhin schon gesagt, werden die hier unten nicht überleben. Erscheint mir also keine Möglichkeit zu sein und mehr fällt mir spontan nicht ein."

„Meister Marco, wenn ich darf. Ich habe schonmal diese Pflanzen gesehen, die nachts leuchten. Allerdings sind sie nicht die einzigen, sondern es gibt auch noch Steine mit diesem Verhalten."

„Steine? Die würden ja quasi nichts kosten, wären also perfekt. Wo kann man die am besten finden?"

„Da bin ich leider überfragt."

Wäre auch zu einfach gewesen, wenn man die schnell finden könnte. Wobei, ich habe mich ja schon recht viel in die Tiefe gegraben. Vielleicht war ja so ein Stein dabei. Ich sollte mit dem Kristall probieren, so einen Stein zu beschwören. Er konnte ja auch die Wolfsleichen wieder beschwören und vielleicht ist die Raumerstellung auch eine Art Absorption.

Ich rief nach dem Kristall und bald erschien sein Träger vor mir und überreichte ihn mir. Als ich dem Kristall dann meinen Wunsch mitteilte, erschien ein armgroßer transparenter Kristall vor mir.

„Ist das so ein Stein?"

„Hmm, nein, so einen habe ich noch nie gesehen."

„Er leuchtet auch nicht, ob der Kern sich vertan hat?"

„Vielleicht fehlt auch noch was. Die Pflanzen und Steine, die ich gesehen habe, waren alle im Freien. Vielleicht sollten wir den Stein nach draußen bringen."

„Also mal wieder eine neue Aufgabe für Bruno."

„Bevor ihr geht, junger Meister, solltet ihr nochmal die beschriebenen Steine von Sarah probieren. Ich habe so einen Kristall auch noch nicht gesehen und befürchte fast, er könnte Gier bei den Gästen auslösen. Wir sollten also ihre Existenz erstmal für uns behalten."

„Dem stimme ich zu, vielen Dank für die Warnung."

Ich benutzte den Kern erneut und verdeutlichte diesmal, dass ich nicht eine Lichtquelle wollte, sondern die besagten Steine. Es schien zu klappen, denn diesmal erhielt ich wirklich normale Steine. Wir nahmen sie mit nach oben und baten Bruno sie oben neben dem Eingang zu legen. Als er sie nach seinem Rundgang wieder mit herunterbrachte, begannen sie zu leuchten.

„Ah, wunderbar, du hattest mal wieder recht, Sarah. Scheinbar müssen sie sich in der Sonne auftanken."

„Der Kristall war draußen auch schwarz geworden, sobald er in Berührung mit Sonnenlicht kam."

„Denkst du, man kann ihn unbeaufsichtigt draußen liegen lassen, oder sieht er immer noch wertvoll aus und jemand könnte ihn stehlen?"

„So schwarz wie er aussah, hebt er sich zwar von den anderen Steinen ab, aber ich würde ihn nicht als wertvoll einstufen. Vermutlich sollte es in Ordnung gehen, aber ein Restrisiko bleibt."

„Also probieren wir es erstmal. Die Beschwörung erschien mir auch nicht zu viel Mana zu kosten, falls doch mal einer verloren geht. Wir sollten aber trotzdem beim Transport nach unten aufpassen, dass niemand ihn leuchten sieht. Wir haben noch die Schlangen, die Simons Gruppe erledigt hatten. Mit deren Haut könnten wir den Leuchtkristall einwickeln, dann sollte es nicht auffallen."

„Ich werde ihn wohl zur Sicherheit mit zum Wald nehmen, wenn ich gerade eine Runde drehe, dann reduzieren wir zumindest etwas das Risiko."

Ich brachte den Leuchtkristall zu Hilda, die sich sehr darüber freute. Sie meinte, das Licht wäre besser als das vom Feuer. Als ich sie fragte, ob einer ihr ausreichte, meinte sie, dass sie gerne noch zwei weitere haben möchte und ich wollte für die Kühlkammer auch noch zwei haben. Daher beschwor ich noch vier weitere und ließ Bruno sie wieder nach außen bringen. Die kleinen Leuchtsteine legte ich an Stellen, um die Raumstruktur hervorzuheben, wie die Eingänge, Toiletten und das Gästezimmer.

Als Hilda zum Abendessen kam, meinte sie, dass der Kristall nach einer ganzen Weile wieder erloschen war. Ich verdoppelte die Anzahl an Leuchtkristallen und -steinen und Bruno erhielt den Auftrag, beim ersten Sonnenschein, die Steine nach außen zu bringen und mehrmals am Tag auszutauschen.

Licht war somit kein Problem mehr und man kann es auch als Waffe benutzen.

Die Dungeonherberge - German / DeutschWhere stories live. Discover now