B01C19 - Essenstester

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Hilda schien schnell wieder auf Pilzsuche gehen zu wollen und ignorierte Sarah einfach. Sie schickte Heinrich los, um ihren Kochtopf zu holen, ließ ihn dann etwas mit Wasser befüllen und brach mit Bruno dann zur Runde zwei auf. Bruno trug den Topf und als sie zurückkamen, war er mit Fröschen gefüllt. Hilda dagegen hatte diesmal weniger Pilze, aber dafür mehr Kräuter dabei.

„Was hast du mit den Fröschen vor?"

„Junger Meister, ihr werdet doch einer alten Frau sicher erlauben ein paar Haustiere zu haben."

„Seit wann zählen Frösche als Haustiere?"

„Sie sind etwas exotisch, aber das stellt doch kein Problem dar."

„Meister Marco, darf ich euch daran erinnern, dass Frösche sehr laut sind, ich denke nicht, dass ihr Hildas Wunsch nachkommen solltet."

„Junges Fräulein, du hast doch nur Angst, dass sie nachts in dein Bett kommen."

„... Daran möchte ich lieber nicht denken."

„Ist gut, ihr zwei. Hilda, ich stimme Sarah zu, dass ich die nicht in den oberen Ebenen sehen will. Allerdings wohnst du eh schon im Labyrinth und bist frei, die Räume zu nutzen, wie du willst."

„Habt Dank, junger Meister."

„Meister Marco, wollt ihr das wirklich zulassen? Wer weiß, was sie nächstes Mal noch bringt."

„Aus meiner Sicht hat sie sich korrekt verhalten und solange sie sich vorher die Erlaubnis holt, sehe ich kein Problem. Wenn du Angst hast, dass die nicht unten bleiben, kannst du das gerne regelmäßig überprüfen."

Sarah versuchte noch eine Weile, mich zu überreden, aber ich blieb bei meinem Standpunkt. Hilda schien auch nicht riskieren zu wollen, dass ich sie noch aufhalte und verschwand mit Heinrich, sobald sie meine Erlaubnis bekommen hatte.

Als ich sie dann später aufsuchte, hatte sie einen Raum mit Fallgrube für die Frösche gewählt. Damit war auch sichergestellt, dass sie nicht entkommen konnten. Der arme Heinrich war noch am Hin-und-Her-Laufen, um den Kessel mit Wasser zu befüllen und dann im Loch zu entleeren. Ich machte in der Mitte des Lochs noch eine weitere Vertiefung, sodass die Frösche sich aussuchen konnten, ob sie im Wasser oder auf dem Trockenen sitzen wollten.

„Womit willst du die füttern?"

„Frösche essen Fliegen, Mücken, Käfer und Spinnen. Mücken will ich mir hier nicht einschleppen. Käfer und Spinnen werden zwar von sich aus in den Dungeon kommen, aber ich bezweifle, dass sie bis zu mir kommen werden. Fliegen könnte man züchten, aber das würde ich noch etwas hinausschieben wollen. Ich habe bei der Pilzsuche noch ein paar Käfer mitgenommen, die Waldgärtner genannt werden. Sie ernähren sich von Pilzen, die sie selber züchten. Das heißt, ich werde sie bei meiner Pilzfarm einsetzen und wenn sie zu alt oder zu viel werden, werden sie bei den Fröschen recycelt."

„Ich sehe, du wirst deinem Ruf als Hexe gerecht."

„Wenn wir schon dabei sind. Ich habe den einen Frosch wieder aufgetaut, willst du ihn probieren?"

„Er ist auch nicht giftig?"

„Ich denke nicht."

„Du denkst?"

„Er sieht für mich ungiftig aus, aber ich bin mir nicht hundertprozentig sicher."

„Kannst du das nicht herausfinden?"

„Ich habe hier kaum Mittel, da hilft nur Probieren geht über Studieren."

„Ich würde es bevorzugen, wenn du das vorher überprüfst, bevor du jemandem dem Risiko der Vergiftung überlässt. Gibt es kein Wesen, wo du es prüfen könntest?"

„Hmm, soweit ich weiß, sind Schweine dem Menschen sehr nahe."

„Nur werden die einiges an Essen brauchen, das würde ich gerne vermeiden wollen."

„Also wieder ein Untoter? Dann vermutlich Zombies, das Gehirn sollte aber noch nicht verrottet sein, damit ich den Einfluss darauf überprüfen kann."

Ich holte den Kristall und versuchte einen möglichst unbeschädigten Zombie zu beschwören. Danach verabreichte ihm Hilda einen gekochten Froschschenkel und untersuchte ihn dann.

„Scheint alles ok zu sein, also wie sieht es aus?"

„Hmm, ich denke, als Koch muss ich da etwas offen sein. Ich probier es zumindest mal."

Sie gab mir den anderen und ich probierte ihn vorsichtig. Er schmeckte leicht nach Huhn.

„Ich glaube, ich kann deine Faszination nachvollziehen."

„Nicht wahr? Die sind Gold wert. Willst du es mit auf die Karte nehmen?"

„Das muss vermutlich noch etwas warten, bis deine Zucht vollständig ist. Es sollte vermutlich auch eher etwas Exotisches bleiben. Ich denke, Sarahs Reaktion hat das auch deutlich gemacht."

„Nun, dein Verlust ist mein Gewinn."

Ich kehrte nach oben zurück und bald kam Bruno von seinem gewöhnlichen Rundgang zurück. Er war scheinbar schonmal da gewesen, weil er bereits ein paar Sachen vor der verschlossenen Tür abgelegt hatte.

„Was hast du vor?"

„Hilda hat mich gebeten, ihr ein paar Blaubeeren zu bringen und ich soll ihr auch paar möglichst schmale Bretter zubereiten. Ah, sie wollte auch einen schmalen Stift mit einem Loch vorne haben. Könntet ihr das übernehmen, Meister? Ihr seid bei sowas Feinem besser als ich."

Ich nahm mir einen Zweig und versuchte, das Beschriebene zu schnitzen, während Bruno sich an Stämmen zu schaffen machte. Als er fertig war, brachte er alles zu Hilda herunter.

Da es bereits spät war, bereitete ich das Abendessen vor und bald waren auch alle versammelt.

„Hilda, wozu brauchst du die Sachen von Bruno?"

„Erinnerst du dich noch ans Gespräch von gestern? Ich muss mir Notizen machen, nur leider ist hier kein Buch, das ich nutzen kann. Also behelfe ich mir so lange mit Holzbrettern. Den Stift fülle ich einfach mit Haaren und erhalte so einen Pinsel. Fehlt also nur noch die Farbe und da kommen die Blaubeeren ins Spiel. Wenn man nicht aufpasst, hinterlassen die ihre Spuren, sie eignen sich also gut als Farbbasis. Ich habe sie in meine Kessel etwas zerkocht und dann in die Schüssel gegeben. Damit bin ich gut genug ausgerüstet, damit ich mir Notizen machen kann. Wenn du bei Gelegenheit ein richtiges Buch besorgen kannst, würde mich das sehr freuen, aber ich vermute mal stark, du brauchst das Geld für etwas anderes."

„Ich glaube, dann komme ich dich morgen nochmal besuchen und borge mir die Sachen, um unser Schild draußen aufzuwerten und eine kleine Menükarte zu schreiben."

„Solange du mich mit ausreichend Blaubeeren versorgst, ist das kein Problem."

Für heute war schon genug passiert und es drängte nicht, die genannten Sachen zu machen. Also begab ich mich am nächsten Tag zu Hilda, nur um festzustellen, dass ich etwas vergessen hatte.

Die Dungeonherberge - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt