B1C04 - Die erste Lieferung

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Die Abenteurer machten es sich in der Haupthöhle bequem und hielten zur Sicherheit am Höhleneingang auch Wache. Vertrauen konnten wir uns ja noch nicht. Was für beide Seiten galt. Ich war die ganze Nacht wach und hielt meinen selbstgebauten Speer griffbereit. Karl schlief am Eingang zur Nebenhöhle und wachte bei jedem Wachwechsel der Abenteurer auf.

Am nächsten Morgen verabschiedeten sich die Gäste und sagten, sie würden in den nächsten Tagen wiederkommen. Ihr Chef bat mich, eine Portion für ihn bereitzuhalten.

Als sie weg waren, merkte ich, wie die Anspannung von mir fiel. Nicht nur ich war die ganze Zeit angespannt, auch der Kristall war in höchster Alarmbereitschaft und ließ mich dies fühlen. Am liebsten hätte er es gehabt, dass ich zum Speer greife und sie vertreibe. Aber wir beide wussten, dass die Erfolgschancen gering waren, wenn nicht sogar null. Somit verbrachte ich den Tag damit, mich von der Erschöpfung zu erholen und bereitete nur für Karl seine Mahlzeit zu. Scheinbar brauchte er im Gegensatz zu mir ab und zu etwas zu Essen.

„Oi Chef, werden wir von nun an Schleime vorm Mittag jagen?"

„Mach dich nicht über mich lustig, wenn du nicht mal den Mut hast, es vorher zu probieren. Wer weiß, vielleicht flammt dann auch in dir die Liebe dafür auf."

„Niemals. Aber warum hast du ihm angeboten, beim Aufbau zu helfen? Soweit draußen wie der ist, wird das ganz schön viel Arbeit werden."

„Arbeit wirds werden, aber es wird sich lohnen. Du weißt doch, wie wir jedes Mal draußen übernachten, wenn wir was im Wald zu erledigen haben. Nun stell dir vor, die Herberge steht, würdest du dann nicht gutes Essen und ein Bett bevorzugen?"

„Auf jeden Fall, aber denkst du, das wird wirklich passieren?"

„Bei jedem anderen würde ich das bezweifeln. Die meisten haben zu Recht Angst vor den Monstern und würden nie auf die Idee kommen. Bei dem ist es aber anders. Er hat ein gutes Versteck gefunden, wie oft waren wir schon dort und haben noch nie die Höhle gesehen. Klar kann es immer noch fehlschlagen, aber ein Versuch ist es mir wert."

Am nächsten Tag war ich wieder bei Kräften. Um nicht zu sagen, besonders gut. Scheinbar war der Besuch der Abenteurer nicht nur zum Nachteil für den Kristall. Er scheint durch die Abenteurer zusätzliches Mana gesammelt zu haben, wodurch ich den Dungeon erweitern konnte. Ich wählte die Haupthöhle, um eine weitere Nebenhöhle zu erweitern. Sollten die Abenteurer wieder kommen, so könnten sie dann dort schlafen und müssten nicht in der Haupthöhle sein. Dadurch hätten wir also ein Gästezimmer, falls wir noch andere Gäste haben. So langsam nimmt die Herberge Gestalt an.

Während ich auf die Rückkehr der Abenteurer wartete, probierte ich verschiedene Arten von Schleimen als Zutat bei den Hasen aus. Ihrem Chef schien es ja wirklich gut zu schmecken und er würde sich bestimmt über weitere Geschmäcker freuen. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, was ich davon halten soll, dass die Schleime, die ich dafür benutze, von mir selbst beschworene sind. Eigentlich sollen die dem Dungeon dienen und nicht als Zutat für unsere eigentlichen Feinde, die Abenteurer. Dass sie sich aufgrund ihrer Loyalität zu mir nicht wehrten, machte es auch nicht gerade einfacher.

Dann kam endlich der Tag als die Abenteurer zurückkehrten. Nach einer kurzen Begrüßung zeigten sie mir, was sie mitgebracht hatten.

„Hier sind ein paar Holzteller, -schüsseln und -becher. Mach dir keine Sorgen wegen der Anzahl, die kosten nicht viel."

„Vielen Dank."

„Ah und hier kommt das Highlight. Ein großer Kochtopf und eine Pfanne, waren zwar wie erwartet teuer, aber ich hoffe, du rückst dafür etwas Gratisessen raus."

„Ah, da werde ich euch wohl gleich heute mit einer großen Pilzsuppe belohnen."

„Solange keinen giftigen dabei sind, nehmen wir die gern. Wir haben noch etwas Bettzeug mitgebracht, da aufm Karren noch so viel Platz war."

„Ich hoffe, ich habe euch keine Umstände damit gemacht."

„Eh, wir sollen eine Monsterleiche zurück in die Stadt bringen, insofern haben wir das gleich ausgenutzt, um nicht 'nen leeren Karren herzuziehen."

„Da scheine ich ja Glück gehabt zu haben. Das Bettzeug könnt ihr in die Nebenhöhle dort bringen."

„Hmm? Die war letztens noch nicht da."

„Ich habe die durch Zufall entdeckt. Als ich einen Stein an die Wand geworfen hatte, kam ein hohles Geräusch und als ich dann härter darauf einhämmerte, hat sich der Eingang ergeben."

„Hah, einen richtigen Glückspilz haben wir hier. Hat einfach mal so ein Gästezimmer gefunden. Nicht, dass wir ein Problem hätten hier in der Haupthöhle zu schlafen."

Während die Abenteurer sich die Nebenhöhle herrichteten für die Nacht, begann ich damit, die Pilzsuppe zu kochen. Natürlich durfte die geheime Zutat nicht fehlen. Ich nahm einen anderen Schleim als damals für die Hasen, da der Grundtenor nun nicht das Hasenfleisch sein sollte. Damit die Abenteurer auch genug Energie vom Essen bekamen, briet ich noch einen Hasen in der Pfanne, den ich anschließend zerstückelt hinzufügen wollte. Als ich jedoch zu meinem geschärften Stein griff, mischte sich der Chef ein, der vom Geruch angelockt kam.

„Ah, fast vergessen. Das hier ist noch ein weiteres kleines Extra von uns. Nichts für ungut, aber einen Koch mit Steinmesser ist nicht gerade so meins."

Er reichte mir ein kleines Messer. Ich bedankte mich und weihte es sogleich beim Hasen ein.

„Oi Leute, Essen ist fertig."

„Ugh, ich habe gesehen, wie er wieder Schleime benutzt hat. Ich passe."

„So? Wer nicht mit isst, muss heute 'ne extra Trainingsrunde mit mir machen."

„A-aber Chef, das kannst du doch nicht verlangen!"

„Willst du dich etwa widersetzen?"

„N-nein natürlich nicht."

Mit angewidertem Blick nahm der Abenteurer eine Schüssel und ließ sich einschenken. Er untersuchte genau die Masse, die in seiner Schüssel beim Laufen hin und her schwankte. Vorsichtig hob er sie zum Mund an und nahm einen kleinen Geschmackstest.

„Oh, das schmeckt ja wirklich!"

„Sag' ich doch, aber mir glaubt ja keiner."

Die Suppe war schnell aufgebraucht und die Nacht war schon angebrochen, sodass die Abenteurer sich auch schnell zur Ruhe in die Höhle legten, nachdem sie das Zugtier in die Haupthöhle gebracht hatten.

„Ah, guten Morgen ... Wie war eigentlich euer Name?"

„Oh, habe ich mich nie vorgestellt, mein Name ist Marco, zu euren Diensten."

„Marco ist es also. Wir haben uns glaub' ich auch noch nicht vorgestellt. Ich bin Aron. Das dort ist Kevin, neben ihm ist Dirk und der verbleibende heißt Fritz."

„Auf viele weitere Besuche."

„Gern, aber sag mal, könntest du für mich nochmal den flambierten Hasen machen. Nichts gegen deine Suppe, aber sie kann da nicht mithalten."

„Kein Problem."

„Was, es gibt nicht die Suppe? Dabei hätte ich die gern nochmal gehabt ..."

„Haha, keine Sorge. Ich kann beides für euch zubereiten."

„Das wäre super!"

„Wir müssen nach dem Essen auch gleich los. Wenn wir den Kadaver dann transportieren, wird das Viecher anlocken, von daher werden wir so schnell es geht zurück in die Stadt gehen."

„Also wieder nur ein kurzer Besuch."

„Haha, tut mir leid, dass wir keinen Urlaub am Wald machen. Vielleicht nächstes Mal, wenn es einen guten Auftrag gibt, der länger braucht."

„Ihr seid hier immer willkommen."

Nur was sollte ich ihnen das nächste Mal servieren?

Die Dungeonherberge - German / DeutschWhere stories live. Discover now