B1C09 - Erneuter Zuwachs

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Was wäre am besten zu beschwören. Es muss mir helfen können, mich zu verteidigen. Allerdings liegt die Priorität diesmal nicht auf körperlicher Stärke, da es mit mir in der Höhle verbleiben wird. Ich habe immer noch keine Möglichkeit an Holzmöbel heranzukommen und mir ist kein Wesen mit sägeähnlichen Fähigkeiten bekannt. Eine Mimik könnte sich gegebenenfalls als Möbel tarnen. Aber wenn ich dran denke, dass ich vielleicht etwas raue Abenteurer zu Besuch habe, die auf den Tisch hauen oder ihr Messer in den Tisch stecken, bin ich mir nicht sicher, wie gut die Mimik das ignorieren kann. Im schlechtesten Fall, verschlingen auf einmal alle Möbel die Gäste, sobald die eine sich wehrt. Das möchte ich lieber nicht riskieren.

Also mein Möbelproblem werde ich damit noch nicht lösen können. Wenn es aber die ganze Zeit bei mir ist, wird es wieder humanoid sein müssen, was die Auswahl einschränkt. Ein Ninja könnte sich zwar verstecken, aber er kann sich damit nicht immer in meiner Nähe aufhalten und rechtzeitig wie bei der Situation gestern eingreifen und spätestens dann können alle es sehen. Also um das humanoid komme ich nicht herum. Aber was könnte es als zweite Aufgabe bekommen?

Wenn ich nochmal zurückdenke an das Labyrinth, dann brauche ich viel Mana. Das Versorgungsproblem löse ich allerdings auch mit Mana. Vielleicht sollte ich dann eine alternative Lösung finden, damit ich schneller das Labyrinth angehen kann. Was macht Sachen haltbarer? Wenn ich es einfrieren könnte, wäre es länger haltbar. Also etwas mit Eisfähigkeiten. Ein Mensch mit Eismagie? Der Kristall sagt, dass das Mana dafür nicht reicht. Was gibt es noch für Wesen, die schwach genug sind, dass ich sie beschwören kann und die Eismagie beherrschen. Ein Demi ist mir nicht bekannt. Was ist mit einer Schneefrau?

Ich berührte den Kristall und stellte mir eine Schneefrau vor. Aus dem Beschwörungskreis tauchte eine Frau mit weißem langen Haar auf. Sie trug ein langes hellblaues beinahe weißes Kleid. Als sie ihre Augen öffnete, sahen mich tief rote Augen an. Sie hob mit ihren Händen ihren Rock leicht an und machte einen Knicks.

„Es ist mir eine Ehre euch zu dienen, Meister"

„Willkommen. Dein Name ist Sarah und du bist zuständig für meine persönliche Verteidigung. Deine andere Funktion soll das Einfrieren von unseren Lebensmitteln sein, denkst du, das ist möglich?"

„Hmm, ich kann sie mit Sicherheit einfrieren, aber das Problem liegt darin, sie in diesem Zustand zu belassen. Ich befürchte, ich kann sie nur für kurze Zeit in dem Zustand halten und muss in Kontakt mit ihnen bleiben."

„Verstehe ... Hast du die Möglichkeit einen Raum zu kühlen."

„Ich kann einen Eiswürfel beschwören, der sollte die Umgebung mit Kälte versorgen, bis er geschmolzen ist."

Die Beschwörung hatte einiges an Mana gekostet, laut Kristall mehr als bei Bruno. Aber es war noch genug übrig, um einen Raum hinzuzufügen. Ich nutzte also das verbleibende Mana, um das Labyrinth zu beginnen. Es würde noch viel Planung benötigen, aber die ersten Räume sollten mehr funktional sein. Ein kleiner, schmaler Gang führte von der Kristallhöhle tiefer in die Erde. Wenn das Labyrinth zu weit oben ist, könnte jemand von oben sich einfach zu einer beliebigen Stelle des Labyrinths graben, was ich vermeiden wollte und daher legte ich es tiefer, als die Höhle so schon war. Unten erstellte ich dann einen kleinen Raum. Durch den Gang hatte ich nicht mehr genügend Mana, um einen größeren zu erstellen. Anschließend bat ich Sarah in der Mitte des Raums einen Eisblock zu beschwören. Kaum war dies passiert, merkte ich, wie es im Raum kühler wurde. Ein Vorteil der tieferen Position war auch, dass die kalte Luft nicht in die anderen Räume vordringt, sondern im Gegenteil eher die warme Luft nach oben verdrängt wird.

Bruno brachte die Wölfe in die Kühlkammer und ich brachte die Reste der Beeren und Gräser. Dabei meldete sich der Kristall, als ich an ihm vorbeiging. Er schien sich unwohl zu fühlen. Also nahm ich ihn mit nach unten und legte ihn in eine Ecke. Scheinbar machte ihm die Kälte nichts aus, denn kaum war er auf dem Boden, verschwand das Gefühl von Unwohl. Sarah blieb noch eine Weile unten beim Eisblock, bis der Raum weit genug heruntergekühlt war und sie sich länger entfernen konnte. Ab und zu musste sie immer zurück, um den Eisblock zu erneuern. Aber je länger wir so vorgingen, desto seltener würde es werden, sodass sie oben bei mir ihren Verteidigungsdienst leisten konnte.

Der Gebrauch von ihrem Mana zehrte offensichtlich an ihren Kräften und sie war schon etwas bleicher als sie durch ihre beinahe weiße Haut so schon war. Ich entschied daher, etwas für sie zuzubereiten. Als ich ihr die Optionen aufzeigte, teilte sie mir mit, dass sie kein Interesse an Fleisch hätte und daher lieber die Salate nehmen würde. Da das auch weniger Zeit brauchen würde, war es in der momentanen Situation nicht einmal was Schlechtes und ich hatte damit neben Bruno noch einen zweiten Abnehmer. Allerdings wich ihre Art zu essen stark von unserer ab. Während wir mit der improvisierten Gabel und dem Messer den Salat klein machten und aßen, fror sie kurzerhand ihr Essen ein und zerschmetterte es mit dem Messer in kleine Stücke. Die nun kleinen Eiswürfel warf sie in ihren Mund und aß sie genüsslich. Scheinbar bevorzugen Schneefrauen eisiges Essen. Die Nahrungsaufnahme half ihr wieder zu Kräften zu kommen und bald war sie nicht mehr so blass. Ich war zwar an ihren Fähigkeiten interessiert, aber ließ sie erstmal die Kühlkammer vollständig funktionsfähig machen. Sobald das fertig war und sie noch Mana über hatte, konnte sie mir immer noch zeigen, wozu sie in der Lage ist.

Auch wenn ich ihre Kampffähigkeiten noch verifizieren musste, so hatte ich noch eine Kleinigkeit übersehen. Die weißen Haare und roten Augen ließen sie nicht gerade wie einen harmlosen Mensch erscheinen. Sie würde auf den ersten Blick wohl eher als Monster herüberkommen. Aron hatte auch Bruno noch nicht getroffen, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass ich in seiner Abwesenheit zufällig zwei neue Begleiter getroffen hatte. Ich könnte behaupten, dass sie schon immer da war, ich sie aber wegen ihres Aussehens versteckt hielt. Wobei ich nicht sicher sein konnte, wie gut die Fähigkeiten der Abenteurer sind und sie nicht ihre Präsenz bei ihrem Besuch hätten spüren würden. Aber vielleicht kann ich die Geschichte nur leicht so biegen, dass sie mit Bruno gekommen ist.

Bruno war als Nächstes dran und er hatte scheinbar auch etwas mit mir vor.

Die Dungeonherberge - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt