Kapitel 188: Aufbruchsstimmung

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• Aaru •

Mit offener Kinnlade halte ich Yara wirklich fest an mich gedrückt. Unsere Vision über die Informationen über Stefor bringen uns direkt in das Zentrum des Feindes.

Ein Glück ist es nur eine Vision und wir stehen nicht wirklich auf der Schattenebene im Schlosskeller von Osilias' Schloss.

Denn das ist der Ort, an dem wir uns jetzt gerade befinden, zumindest meinem Elementraster nach. Die Angst liegt wirklich zum Greifen nahe in der Luft und Yara klammert sich bereits voller Furcht an mich.

„Das ist Osilias' Wesenszug. Lass die Angst nicht zu weit an dich heran, du schaffst das Yara", ermutige ich sie und gebe ihr Halt. Was leichter gesagt als getan ist, auch ich spüre die lähmende Angst.

Nun schweift unser Blick dann doch auf das, was sich vor uns befindet. Es ist das Dämonennest von Osilias persönlich und darin befindet sich niemand geringeres als Stefor selbst. Oder zumindest sein Körper, der sieht nämlich noch ziemlich leblos aus, meiner Wahrnehmung nach. Und seine Ausstrahlung ist auch eher Tod als lebendig, wenn ihr mich fragt.

„Ich habe ihn doch zu Kleinholz verarbeitet, wie kann das sein?", haucht Yara erschrocken.

„Vermutlich ist das eine ganz spezielle dämonische Beschwörung oder etwas in der Art", erkläre ich verhalten.

Im nächsten Augenblick tritt Osilias dann ganz entspannt zur Kellertür hinein und geht auf seinen Dämonensprössling zu.

Er hat irgendwelche Dinge dabei, die ich bisher noch nie gesehen habe und fügt sie seinem Dämonennest hinzu. Es bildet sich schwarzer wabernder Nebel um Stefors Leiche. Und ja, ich bezeichne ihn jetzt als Leiche, denn lebendig ist das Ding da in Osilias' Nest mit Sicherheit nicht.

„Er hat Stefors Seele an sein Dämonennest gebunden bekommen. Solange das besteht, wird er Stefor immer wieder neu „erstellen" können", ertönt plötzlich Amons Stimme direkt hinter uns. Er legt sogar seine vier Arme behütend um uns.

Ah, das erklärt es also. Verflucht! Das ist übel!

„Ja, das ist sehr übel. Aber so kenne ich nun mein Ziel, ihr habt meinen Dank", sagt Amon und verschwindet dann kurzerhand.

Fragend sieht Yara mich an, sie versteht noch nicht richtig, was das bedeutet.

In der nächsten Sekunde dreht Osilias sich in unsere Richtung und scheint uns mit seinem Blick zu durchbohren. Oder besser gesagt tut er das bei Yara, sie ist sein direktes Ziel. Aber fürsorglich wie ich bin, hole ich Yara und mich sofort aus der Vision.

Nur eine Sekunde zu spät, wie ich dann bedauerlicherweise höre.

• Yara •

Mit einem Schrei vor lauter Todesangst erwache ich zurück in meinem Körper und spüre kurz darauf Vittorius' feste Umarmung um mich herum.

„Shhh", redet er sofort beruhigend auf mich ein.

Einen Moment später bemerke ich Lucan, Rhys, Sonan und Jore höchst kampfbereit direkt neben uns stehen.

„Osilias hat sie mit seinem Erbe der Angst getroffen, das ist nur der Schreck der tief sitzt", informiert Aaru die vier Vampire leise und sofort entspannen sie sich. Pietätvoll lassen die Vier uns dann auch wieder alleine.

Voller Furcht vergrabe ich mich an Vittorius' Brust und brauche einen ausgedehnten Augenblick, um wieder klar zu kommen. Das Erbe der Angst treibt mir echt wahrlich schlimmere Angstzustände in die Knochen als es der Anblick des Todesgottes vermag.

„Das Erbe der Angst darf echt nicht in die falschen Hände gelangen", sagt Vittorius betroffen und streicht langsam seine beruhigenden Kreise auf meinem Rücken.

Vampirkind Yara IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt