Kapitel 86: Ein alternativer Plan

714 59 10
                                    

• Lucan •

Ich habe gehofft, dass genau das nicht passiert. Yara mischt ganz vorne mit und wenn Mattheo jetzt auch noch anfängt, breche ich weg.

Warum nur werden mir immer solche Aufträge zugeteilt? Und dann auch noch mit zwei Schützlingen!

„Ich werde mit Aaru in den nächsten zwei Tagen die Heeresgröße von Enoah genauer analysieren und dann entsprechend die Verteidigung aufstellen müssen. Ich muss dann der Belagerung standhalten, sie zerstören und zurück drängen", erkläre ich runtergebrochen.

Den Kern davon scheint sie zu begreifen.

„Das Problem ist die Größe seines Heeres. In neun Tagen eine ähnliche Größe und Fähigkeitenstärke aufzubringen wird eine Mammutaufgabe", sage ich seufzend.

„Dann müssen wir dafür sorgen, dass Enoah gar nicht erst zur Belagerung kommt", entgegnet Yara schließlich ruhig. Aufmerksam sieht sie zwischen Aaru und mir hin und her.

Tatsächlich werfen wir älteren Vampire uns einen vielsagenden Blick zu.

„Yara ... Enoah wird sich wohl kaum dazu entscheiden, nicht zu seiner Belagerung zu erscheinen", sage ich schmunzelnd.

Da ist wieder die kriegerische Erfahrung die ihr fehlt. Jemanden von einer geplanten Belagerung abzubringen ist zwar ein netter Einfall, praktisch aber nie umsetzbar.

Grinsend sieht sie uns an.

Entweder hat sie mich nicht verstanden oder sie hat eine zündende Idee.

„Wir beenden diese Belagerung, bevor sie angefangen hat", erklärt sie, als wäre alles damit gesagt.

Aaru beginnt herzhaft zu Lachen und auch die anderen anwesenden Kriegstaktiker lachen ein wenig.

„Und wie willst du das anstellen?", fragt Aaru amüsiert.

„So wie du ihn bereits ausspioniert hast. Nur, dass du diesmal von innen sabotierst und den Weg für einen Überraschungsangriff ebnest. Dann braucht Lucan auch kein ganzes Heer und es reichen ein paar Männer, die von innen heraus die Zerstörung einleiten. Und ehe er weiß, wie ihm geschieht, ist der Schaden groß und die Hinterhaltsleute verschwunden", erklärt sie ruhig.

Und zack, jetzt lacht keiner mehr über ihren Jungvampirstatus. Nun hat sie unsere Aufmerksamkeit. Ihr Gedankengang geht in eine äußerst interessante Richtung, erstaunt blicken wir sie an.

„Mal angenommen es gäbe genug fähige Kämpfer für deinen Überraschungsangriff, wie willst du sie in den Kern von Enoahs Lager bekommen?", fragt Aaru interessiert nach.

„Über die Schattenebene", verkündet sie mit einem zufriedenen Lächeln.

„Das ... würde funktionieren", entgegnet Aaru nachdenklich.

„Und da wir ja jetzt Flammen ohne externe Quelle beschwören können, brennen wir die Belagerungswaffen nieder und alles, was uns noch vor die Flamme kommt", betont sie völlig begeistert und beschwört kurzerhand eine kleine Flamme in ihrer Hand zu Demonstrationszwecken.

Anscheinend kennen Aaru und seine Männer die Technik noch nicht. Der Blick ist äußerst unterhaltsam.

• Yara •

Also den Spruch mit der Flamme wollte ich schon immer mal bringen und jetzt ist die beste Gelegenheit. Zufrieden betrachte ich das kleine Feuer in meiner Hand und Mattheo legt grinsend seine Hand auf meine Schulter.

„Ich habe es auch endlich geschafft!", verkündet Mattheo selbstbewusst und zeigt mir seine kleine Flamme in seiner Hand.

Aaru und seinem Gefolge fallen fast die Augen aus dem Kopf, es ist zu herrlich.

Vampirkind Yara IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt