Kapitel 50: Yaras kleiner Ausflug

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• Vittorius •

So selbstverständlich, wie Yara die Verbindung von Aaru zu seinem Erbe der Trauer beschreibt, kann das nur eines bedeuten.

Es blieb nicht bei nur einem heimlichen Treffen. Und ich weiß definitiv von keinem zweiten Treffen. Oder wer weiß wie viele noch.

Ihr Gesichtsausdruck nach meiner Nachfrage spricht Bände.

„Er ... Hat es mir gesagt", gibt sie verlegen als Antwort.

„Du redest mit ihm?", frage ich voller Entsetzen.

Augenblicklich läuten sämtliche Alarmglocken und der männliche Vampir in mir will sie sofort fest an sich ziehen und nie wieder los lassen.

„Also vom netten kurzen Hallo sagen wird er wohl kaum von seiner Meinung und seinem Vorhaben die Stadt zu belagern abrücken, oder was dachtest du?", entgegnet Yara nun ein wenig säuerlich.

Verflucht, natürlich hat sie recht. Aber darum geht es mir nicht.

„Ich möchte einfach Bescheid wissen, wenn du ihn aufsuchst, verstehst du das? Ich mache mir jeden Tag immens große Sorgen um deine Sicherheit und habe Angst dich zu verlieren oder was noch viel schlimmer wäre, dich nicht richtig beschützen zu können. Wenn ich über alles Bescheid weiß, kann ich nun mal besser reagieren", erkläre ich ihr und appelliere an ihre Gefühlslage.

„Es wäre nun mal um einiges leichter, wenn du mich in allen Themen mit einbeziehst, dann entstehen solche Lücken erst gar nicht. Ich habe einfach nicht mehr daran gedacht, dass ich ihn ein zweites Mal besucht habe und dann völlig vergessen es mal so nebenbei zu erzählen", kontert sie in aller Ruhe.

Diese Frau macht mich echt wahnsinnig.

„Ich verstehe das. Wirklich. Aber an meinem Führungsstil werde ich nichts ändern. Ich werde es niemals mit meinem Gewissen überein bringen, dir schreckliche und grausame Informationen Preis zu geben oder dergleichen", entgegne ich angespannt.

Kurz wendet sie den Blick ab und schaut über den Balkon auf das Meer. Sie ist tief in Gedanken versunken.

„Ach verdammt, das kann ich schon nachvollziehen. Aber daran gewöhnen werde ich mich in dieser Welt wohl nie", antwortet sie bedacht und schmiegt sich dann an meine Brust.

Sie ist die erste Frau die ich je erlebe, die eine Meinungsverschiedenheit akzeptiert, hinnimmt und dies nicht persönlich nimmt.

Völlig zufrieden ziehe ich sie tiefer in meine Umarmung.

„Ich liebe deine für dein Alter überaus weitsichtige Art", raune ich ihr mit tiefer Zuneigung und großer Anerkennung ins Ohr.

Ich spüre ihre sich hebenden Mundwinkel an meiner Brustmuskulatur.

„In einer Woche findet übrigens unsere offizielle Vermählung vor dem Adel statt", sage ich mit einem breiten Grinsen.

Das ist das perfekte Thema, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Es überrascht mich nicht im geringsten, dass sie schockiert ihren Kopf hebt und mir direkt in die Augen sieht.

„Reicht nicht unser Bekenntnis von der Feier?", fragt sie völlig entsetzt.

„Nein", entgegne ich schmunzelnd.

Sie will zu einem Satz ansetzen, aber er bleibt ihr im Halse stecken.

„Die Schneiderin wird morgen kommen und die Stoffe für dein Vermählungskleid abstecken. Lucan steckt schon in den höchsten Vorbereitungen für die Arrangements. Ich mache das vor allem für unseren gesellschaftlichen Stand in unserem Volk, du wirst also nochmal ganz offiziell in einer eigenen Feier meine verbundene und vermählte Königin", verkünde ich zufrieden.

Vampirkind Yara IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt