Kapitel 80: Alte Welt Themen

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• Yara •

Zu gerne hätte ich der temperamentvollen Diskussion zwischen Derya und Daryun noch eine Weile zugehört. Aber ich muss wirklich dringend auf Aaru zugehen, jede Stunde zählt.

Auf unserem großen Himmelbett mache ich es mir bequem und konzentriere mich wie gewohnt auf die Zwischenebene.

Belustigt stelle ich fest, dass Aaru das Sofa auf der idyllischen Ebene vor seinem Landsitz hat stehen lassen. Dort mache ich es mir nun bequem und warte auf Aaru.

Lange warten muss ich heute nicht, einige Augenblicke später taucht er vor mir auf und kommt lächelnd zu mir. Auch er lässt sich bequem auf das Sofa fallen.

„Du siehst wesentlich besser aus", stellt er beruhigend fest.

„Ich fühle mich auch wesentlich besser", bestätige ich mit einem Lächeln.

Einen kurzen Moment starren wir uns an, die Stille zwischen uns ist aber keineswegs unangenehm.

„Das was ich jetzt sage, wird sicher nicht auf Wohlwollen in deiner Vampirfamilie treffen", verkündet er mit belegter Stimme.

„Schieß los", ermutige ich ihn trotzdem.

Er ist mir für meine offene lockere Art wirklich sehr dankbar, das spüre ich.

„Ich habe noch einige weitere Informationen sammeln können und fleißig Abschriften erstellt. Die Befestigungspläne sind soweit erstellt und die Schwachpunkte sind eingezeichnet. Ich habe eine Liste mit Enoahs Geldgeschäften angefertigt. Aber, jetzt kommt der unangenehme Teil, der Plan Lucans Ländereien anzugreifen soll in circa zwei Wochen erfolgen. Enoah hat wahrlich viele Soldaten anheuern können und Lucan braucht dringend die Pergamente die ich angefertigt habe. Und, jetzt wird es noch unangenehmer, er muss sich auf ein Treffen mit mir einlassen. Ich habe viele brisante Informationen zu dem Angriff und muss mit ihm persönlich darüber sprechen. Yara, ich will, dass du ihn begleitest. Wenn du bei der Übergabe nicht dabei bist, riskiere ich das nicht. Wenn er sich um deine Sicherheit kümmern muss, wird er davon absehen mich anzugreifen. Als Geleitschutz maximal einen zweiten deiner Vampirbrüder. Treffen könnten wir uns wieder an der Flusskreuzung Eli und Ora", berichtet Aaru mit wachsender Besorgnis.

Freundlicherweise gibt er mir einen Moment, um alles zu verinnerlichen. Behutsam ruht sein Blick auf mir.

„Ich werde das mit Vittorius besprechen, nach dem Attentat wird das aber eine enorme Überredungsarbeit. Und frühestens würde er uns nach der Feierlichkeit aus der Stadt lassen, die ist aber erst übermorgen. Ich versuche ihn zu überreden, dass wir am Tag danach losziehen. Ich komme dann morgen Abend auf dich zu, in Ordnung?", schlage ich nachdenklich vor.

Auch Aaru scheint einen Augenblick darüber nachzudenken.

„Das ist ein guter Plan. Viel Erfolg, kleine Yara", sagt er grinsend und wuschelt mir durch meine geisterhaften Haare.

„So sollst du mich doch nicht nennen!", entgegne ich empört, muss aber grinsen. Ich versuche ein paar spielerische Fäuste auf ihn los zu lassen, bedächtig blockt er allerdings jede einzelne Technik von mir.

„Deine Fortschritte im Angriff sind bemerkenswert, für mich wird es aber nie ausreichen", meint Aaru lachend und hält dann plötzlich meine Handgelenke fest.

Grinsend treffen unsere Blicke aufeinander, auch er scheint auf diese Neckereien zu stehen.

„Vielleicht ist es doch nicht so verkehrt, einer Frau Selbstverteidigung beizubringen", sagt er plötzlich ernst. Seine Hände gleiten von meinen Handgelenken zu meinen Händen, ergreifen sie und in edler Gentlemen Art küsst er meinen Handrücken.

Vampirkind Yara IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt