34. Die unerwartete Wendung des Abends

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„Schlaft gut, wir sehen uns morgen!", rufe ich Eve und Luke zum letzten Mal zu und winke, bis sie beide im Hotel verschwunden sind.

Erschöpft steige ich in Valentinos Taxi, lehne meinen Kopf gegen die Stütze und atme erleichtert durch.

„Das lief besser als erwartet", sagt er lächelnd neben mir.

„Das stimmt." Ich beuge mich zu ihm herüber und gebe ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Danke."

Grinsend schaut er noch immer auf meinen Mund. „Wofür?"

„Für alles", seufze ich. „Deine Geduld, deinen Charme. Einfach, dass du da warst."

„Ich sage ja, ich bin der Beste." Mit einem frechen Zwinkern lehnt er sich auf dem Fahrersitz zurück, seine langen Finger trommeln auf dem Lenkrad herum. „Und nun? Wohin fahren wir? Fahre ich dich zu Hause?"

Ich befeuchte meine Lippen mit der Zunge und lege meine leicht schwitzende Hand mutig auf seinen Oberschenkel. „Ich verlasse mich auf deine Zielführung." Meine Stimme klingt unnatürlich rau und ich räuspere mich.

Valentinos Augenbrauen heben sich überrascht und für eine Sekunde befürchte ich, dass er mich zurückweisen wird. Schon wieder. Wenn auch charmant.

Doch entgegen meiner Befürchtung startet er den Motor und deutet mit dem Finger auf mich. „Anschnalle nicht vergessen."

Die Counting Crows begleiten unsere Fahrt durch die Stadt, doch auch die ruhigen Klänge aus den Lautsprechern können das schnelle Klopfen meines Herzens in meinen Ohren kaum übertönen.

Es dauert gar nicht lange und wir halten vor einem Waschsalon, der um diese Zeit bereits geschlossen ist. Ich blicke nach oben zu dem Fenster, von dem ich weiß, dass es zu Valentinos Wohnung gehört, und atme tief durch.

Er steigt aus dem Taxi und ich folge ihm mit butterweichen Knien zu der unscheinbaren Tür neben dem Salon. Das Drehen des Schlüssels im Schloss hallt in meinen Ohren nach und als wir die knarzigen Treppen nach oben gehen, werde ich fast ohnmächtig, so schnell rast mein Puls.

Kaum dass er die Tür zu seiner Wohnung geöffnet hat, packe ich Valentinos Schultern und drücke ihn gegen die Wand.

Überrascht schnappt er nach Luft, als ich unsere Lippen vereine und ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickle. Seine Hände legen sich an meine Wangen und ich seufze auf, weil allein dieses Gefühl jedes Mal so berauschend für mich ist.

Doch irgendwie will das Feuer, das sonst in mir lodert, sich nicht so recht entfachen. Mir ist zwar warm, aber diese Hitze, die immer meinen gesamten Körper prickeln und brennen lässt, wenn ich Valentino berühre, fehlt.

Spürt er das wohl auch?

Und was hat das zu bedeuten?

Ist es jetzt einfach vorbei mit dem Feuer? Ich will nicht, dass es vorbei ist!

Immer energischer küsse ich ihn, sauge an seinen Lippen und fahre mit meinen Händen über seinen Körper, als könnte ich auf diese Weise irgendwie den Funken entzünden.

Valentinos Hände gleiten in meine Haare und ziehen meinen Kopf daran ein Stück von sich weg. „Adam, warte."

Ich presse mich noch dichter an ihn, meine Hände weiterhin unruhig an seinem Körper. „Ich will nicht mehr warten", murmle ich. „Ich will dich schon die ganze Zeit und ich will es endlich tun."

Er lächelt und seufzt. Seine Lippen küssen meine sanft, ehe er sich wieder von mir löst. „Ich will auch! Aber nicht so mit obbligo."

Verwirrt runzle ich die Stirn. „Mit was? Ich habe jetzt keine abenteuerlichen Praktiken geplant. Anthony hat auch nichts davon gesagt, dass du sowas magst."

Valentinos Augenbrauen heben sich überrascht. „Du hast mit Antonio gesprochen über mich?"

Oh, oh.

Statt dem ersehnten Feuer durchflutet nun eisige Kälte meinen Körper. So hatte ich mir den Abend sicherlich nicht vorgestellt.

„Nun ... ja, ich ...", druckse ich herum. „Ich wusste nicht, was du magst und worauf ich achten muss."

Valentinos Hände lösen sich aus meinen Haaren und sinken nach unten. Seine braunen Augen weichen meinem Blick aus und sein Mund ist zu einer schmalen Linie zusammengepresst.

„Valentino, es tut–"

Barsch stößt er meinen Arm weg, drückt sich an mir vorbei und geht in seine winzige Küche, die immer nach den frischen Kräutern duftet, die auf der Fensterbank in einem Blumenkasten wachsen.

„Fuck", wispere ich zu mir selbst und fahre mit den Händen über mein Gesicht. Ich eile ihm hinterher und suche in meinem Kopf nach Worten, die hoffentlich alles nicht noch schlimmer machen.

Valentino wirbelt herum, seine braunen Augen funkeln mich wütend an. „Warum redest du nicht mit mir, dio mio?!", schreit er mich an und geht wild mit den Händen herumfuchtelnd auf und ab. „Und dann fragst du ausgerechnet meine Ex-Freund!"

„Aber du und Anthony seid doch immer noch befreundet", gebe ich kleinlaut zurück.

Er bleibt stehen und sieht mich an, als hätte ich vollkommen den Verstand verloren. „Ache so?"

Oh, der Akzent wird noch stärker, wenn er wütend ist.

„Und gehe ich jetzt zu deine Exe-Frau und frage, was du magst in die Bett? Gibst du mir deine Telefon? Eh?"

Betreten sehe ich auf den Boden und schüttle den Kopf.

„Vaffanculo", schnaubt er mehr zu sich selbst und atmet hörbar laut aus.

Ich verstehe, dass er wütend ist. Es war dumm von mir, Anthony nach Tipps zu fragen, die er mir nicht mal wirklich gegeben hat. Er hat nur gesagt, dass Valentino nicht auf abgefahrene Sachen oder Spielzeug steht und gern den Ton angibt, sich aber manchmal auch führen lässt. Wirklich geholfen hat mir das nicht.

Entschlossen hole ich Luft. „Valentino, es tut mir leid. Ich wollte einfach nur alles richtig machen, weil ich ... naja ... ich mag dich einfach so sehr und ich finde dich wirklich unglaublich heiß und ich wollte, dass es dir auch gefällt."

Langsam kommt er auf mich zu und nimmt wieder mein Gesicht in seine Hände, sein Ausdruck nun nicht mehr wütend. „Du findest mich heiß?"

Ich schnaube augenrollend, denn das ist ja wohl total offensichtlich. „Verarschst du mich? Ich kann an nichts anderes denken, als dich zu küssen und dich anzufassen."

Er beugt sich vor und küsst meinen Mund. „Ich finde dich auch heiß, du süße stupido."

„Dass das kein Kompliment war, habe ich verstanden", gebe ich skeptisch zurück, auch wenn mein Herz einen kleinen Hüpfer bei seinen Worten macht.

Er lacht und ich bin unendlich froh, diese süßen Lachfältchen wiederzusehen. „Komm, gehen wir ins Bett." Er greift meine Hand und ich reiße verblüfft meine Augen auf. Valentino schüttelt den Kopf und zieht mich mit sich. „No, no, no ... keine Sex heute. Nur schlafen und kuscheln."

Ein wenig enttäuscht, aber trotzdem glücklich und irgendwie erleichtert folge ich ihm in sein kleines Schlafzimmer.

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