20. Die ungewöhnliche Kennenlerngeschichte von Heather und Wyatt

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Mein Name ist Adam Carpenter und ich lebe in Fairfield Village in Texas. Jeden Morgen gehe ich zum Fairfield Central Park joggen, um anschließend frisch geduscht mit meinem eigenen Auto zur Arbeit in der Prairie View A&M University zu fahren.

Die Wochenenden verbringe ich entweder mit der Familie meiner Vermieter – Tia und Jamal jr. sind meine größten Fans, wenn wir aus allem, was wir finden können, Höhlen bauen oder im Garten eine eigene Zirkusvorstellung aufführen – oder ich erkunde das Umland beim Wandern.

Ich telefoniere zweimal in der Woche mit meiner Ex-Frau Eve, die allmählich verstanden hat, dass ich auch ohne ihre Kontrolle ganz gut zurechtkomme.

Und die Liebe, Adam?, würde mich der Mensch, der mich in meinem Kopf interviewt, jetzt fragen.

Ich seufze und nehme die Zahnbürste runter.

Macht das noch irgendjemand anders außer mir? Ich stehe in meinem kleinen Badezimmer und interviewe mich selbst, indem ich meine Zahnbürste als Mikrofon benutze.

Irgendwie tut es mir gut, mir meine Erfolge und das Erreichte noch einmal selbst zu berichten. Und ich habe schon viel erreicht, seit ich vor einigen Wochen hier angekommen bin.

Ich bin gut in meinem neuen Job. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, sind nett. Meine Vermieter, Mr. und Mrs. Foreman sind eine Art Familienersatz für mich geworden.

Ich habe sogar gemeinsam mit Mr. Foreman eine neue Küchenzeile eingebaut. Vorher hätte ich nie geglaubt, dass ich auch handwerklich begabt sein könnte.

Ich bin sehr sportlich geworden und habe inzwischen das zweite Paar Laufschuhe.

Alles verläuft so, wie ich es mir bei meiner Ankunft erhofft hatte. Nur die Amore ...

Seit jenem Tag am Einkaufszentrum bin ich Valentino Fiore nicht mehr begegnet. Zwar schaue ich gelegentlich durch die Fenster in Taxis, an denen ich vorbeifahre, aber er war nie dabei.

Kurz nachdem ich bei den Foremans eingezogen bin, habe ich mich auf die Suche nach der Tankstelle gemacht, wo ich den fantastischen Espresso von Mariella getrunken habe, aber diese Tankstelle scheint entweder nicht zu existieren oder sie ist so weit weg, dass sie nicht in meinem Suchradius von fünfzig Meilen liegt.

Ich denke oft an den lustigen, italienischen Taxifahrer und frage mich, was wohl aus ihm geworden ist. Ist er mit diesem Jeffrey zusammen oder doch wieder mit dem göttlichen Anthony?

Und je länger ich über diesen einen Abend nachdenke, umso sicherer bin ich mir, das alles nur in meinem weingetränkten Kopf geträumt zu haben.

Epiphanie nennt man das: Eine plötzlich auftretende Erkenntnis oder Offenbarung.

Vielleicht war das der Grund für unser Aufeinandertreffen. Mich auf den richtigen Weg zu bringen.

Und allein um ihm danke zu sagen, würde ich ihm gern nochmal begegnen, diesem lustigen Taxifahrer mit den Lachfältchen um seine dunklen Augen, der nie zu wissen scheint, wohin er fahren muss und doch immer das richtige Ziel für seinen Fahrgast erreicht.

Das Piepgeräusch meines Handys reißt mich aus meinen melancholischen Gedanken.

Heather

Heute Abend trinken.
Keine Widerrede.
Glenn hat Geburtstag.

Heather ist eine Kollegin aus der Buchhaltung und Glenn ist der Leiter der Bibliothek. Heather ist vor einem halben Jahr aus dem Mutterschaftsurlaub zurückgekommen und dementsprechend glücklich über jede Gelegenheit, einmal nicht als Mama fungieren zu müssen.

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