26. Die nicht zu Ende gedachte Dateidee

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Noch bevor ich zur Tür eilen und Valentino abfangen kann, ist Tia von ihrem Platz aufgesprungen und nach vorn geeilt, um ihm zu öffnen.

„Ciao, bella bambina", höre ich bereits seine typisch italienische Begrüßung. „Ich suche Adam."

„Adam!", ruft sie überflüssigerweise meinen Namen. „Dein Taxi ist da!"

„Wieso bestellen Sie ein Taxi zu Ihrem Date?", erkundigt sich Mr. Foreman verwundert. „Ist was mit Ihrem Auto? Warum sagen Sie denn nichts?"

Hin und her gerissen zwischen seinen Fragen und meinem klopfenden Herzen bekomme ich nicht mehr als ein „Ähm ... äh" heraus, während ich beobachte, wie Valentino Tia mit seiner charmanten Art in ein Gespräch verwickelt.

„Ich gehe dann mal–", druckse ich herum und durchquere mit schnellen Schritten das Wohnzimmer. „Hi", begrüße ich den hübschen Taxifahrer und bemühe mich, ihn nicht unverhohlen anzustarren.

Wieder trägt er eines dieser kurzärmeligen Hemden, die seiner Figur schmeicheln, heute in einem zarten Rosaton, der das Braun seiner Augen noch dunkler erscheinen lässt.

Hat er wohl ausschließlich solche Hemden? Ich könnte es ihm nicht verdenken, er sieht unsagbar gut darin aus.

„Ciao Adam", strahlt er mich an, seine Hände in den hinteren Taschen seiner eng anliegenden, schwarzen Jeans vergraben.

„Habt ihr das Date?", fragt die kleine Tia plötzlich.

Ich hatte ganz vergessen, dass sie noch zwischen uns steht und uns die ganze Zeit beobachtet.

Mit glühenden Wangen lächle ich sie an, ehe ich zu Valentino sehe. „Ja, haben wir", gebe ich zurück.

„Küsst ihr euch dann auch?", will sie wissen und unwillkürlich steigt die Temperatur in meinem Gesicht noch mehr an.

Valentino grinst noch breiter und hockt sich hin, um auf Augenhöhe mit ihr zu sprechen. „Erst einmal reden wir und dann schauen wir. Ist Adam nett, kriegt er vielleicht eine Kuss."

Die Kleine kichert und nickt zustimmend. Sie hebt den Kopf und sieht zu mir nach oben. „Du musst nett sein, Adam", weist sie mich an. „Dann gibt er dir einen Kuss."

Verlegen kratze ich mir den Hinterkopf. „Okay, ich werd's mir merken." Ich schiebe mich an ihr vorbei durch die Tür und als Valentino sich wieder aufrichtet, steht er plötzlich ganz nah vor mir.

Und da ist es wieder. Dieses ... Feuer.

Unwillkürlich schießt mein Blick zu seinen Lippen und ich denke zurück an diesen Abend, von dem ich dachte, er wäre nur ein Traum gewesen.

Sein Mund verzieht sich zu diesem frechen Grinsen und wieder sind da diese charmanten Fältchen um seine Augen. „Du musst nett sein, Adam", sagt er neckend und winkt Tia zum Abschied, ehe er zu seinem Taxi abdreht.

Verdattert laufe ich ihm hinterher, verfolgt von Tias Kichern.

„Wo-Wohin fahren wir denn?", stammle ich, als Valentino zur Fahrerseite geht.

Er grinst mich über das Dach seines Fahrzeugs an. „Das musst du sagen. Du hast nach die Date gefragt."

Mit großen Augen glotze ich ihn an.

Fuck! So weit habe ich diese Dateidee vorhin gar nicht gedacht. Ich wollte ihn einfach nur wiedersehen. Und wie erkläre ich ihm, dass ich irgendwie noch nie ein richtiges Date hatte? Ich habe keine Ahnung, was man bei einem Date macht. Schon gar nicht an einem Vormittag!

Valentino legt seine Unterarme auf das Autodach und sein Kinn auf den Armen ab. „Du hast keine Ahnung, eh?"

Verzweifelt reibe ich mit den Händen über mein Gesicht. „Ich ... soweit habe ich, ehrlich gesagt, gar nicht gedacht." Ich sehe ihn direkt an und lächle verlegen. „Ich wollte dich einfach nur wiedersehen."

Er lacht und schüttelt ungläubig den Kopf. „Du bist wirklich süß, Adam." Nachdenklich verdreht er die braunen Augen. „Okay, ich gebe dir eine Moment für eine Idee, ja?"

Überrascht hebe ich die Augenbrauen.

Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass wir uns jetzt in sein Taxi setzen und er uns irgendwohin fährt, wo wir dann irgendwas machen, weil er direkt einen Einfall hat.

Angestrengt grüble ich, was ich wohl mit ihm unternehmen könnte. Himmel, ich kenne mich hier doch selbst noch nicht einmal so gut aus!

Was macht man bei einem ersten Date? Eigentlich ist es doch zum Kennenlernen gedacht, oder?

Und da habe ich die Idee.

Begeistert strahle ich ihn an. „Okay, komm!", fordere ich ihn auf.

Grinsend öffnet er die Fahrertür, doch ich schüttle den Kopf. „Nein, das Taxi bleibt hier."

Mit etwas verwirrtem Blick macht er die Tür wieder zu und drückt auf den Knopf an seinem Autoschlüssel, der das Fahrzeug verriegelt.

„Machen wir einen Spaziergang", kündige ich an. „Ich kenne noch nicht besonders viel hier, aber ich jogge jetzt und es gibt da diesen Park, wo ich immer meine Runden drehe."

Begeistert umrundet er das Auto und kommt mit schwungvollen Schritten auf mich zu. „Okay, das klingt fantastisch", sagt er fröhlich. „Ich habe lange nicht spaziert."

Und so kommt es, dass ich mit Valentino Fiore, dem Taxifahrer, der mir seit unserer ersten Begegnung nicht aus dem Kopf geht, gemeinsam durch den Vorort, in dem ich wohne, spaziere und kaum meine eigenen Gedanken hören kann, weil mein Herz so laut in meinen Ohren klopft.

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