ƙαριƚҽʅ Ձେ

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Eiskalte Luft betäubte meine Sinne. Gierig sog ich sie ein und blies Sekunden später eine kleine Wolke aus. Vor meinen Augen sah ich den Nebel sich zu einem Gesicht verformen. Zuerst meinte ich Alana zu erkennen, aber diese Schönheit konnte bloß Lily sein. Sie lächelte mild, als wolle sie mir etwas sagen. Der Nebel verflog und ließ nichts als tiefste Schwärze der Nacht übrig. Ein Seufzen verließ meinen Mund und nahm ein wenig Druck von meinen Schultern, der schwer auf mir lastete.

Langsam legte ich meinen Kopf in den Nacken und sah hinauf in den klaren Sternenhimmel. Irgendwo dort oben musste sie sein, meine Lily. Ob sie mich wohl sehen konnte? Wie ich hier hoch oben auf dem Astronomieturm stand, nur ein paar Zentimeter vom freien Fall entfernt. Konnte sie meinen Umhang im kalten Nachtwind wehen sehen?

"Es tut mir so leid", flüsterte ich zum Himmel hinauf. Ob Lily mich auch hören konnte? Vielleicht schwebte sie ja auch gerade vor mir in der Luft, wo es mehr als sieben Stockwerke tief hinab ging, oder neben mir. Hoffnungsvoll suchend sah ich mich um - nichts als Nacht um mich herum. Lily war gegangen und hatte zu viel von mir mitgenommen. So viele Jahre lang hatte ich ohne sie funktioniert, mechanisch, wie ein Uhrwerk, an der Seite des dunklen Lords oder Dumbledores.

"Ich wusste es", drang eine leise Stimme an mein Ohr, leicht heiser, aber sanft. Als ich mich wie in Trance umdrehte, blickte ich in grüne Augen und meinte wie auf Wolken zu schweben. Sie war wirklich bei mir! Eine stumme Träne löste sich ohne Vorwarnung aus meinem Auge und rollte über meine Wange. Sie kam näher. Alana kam näher, nicht Lily. Die Erkenntnis, dass ich sie schon wieder verwechselt hatte, traf mich verdammt hart. Ich sank regelrecht in mich zusammen und schien nur noch gleichgroß wie Alana, die kurz vor mir stehen blieb. "Du willst vor dir selbst flüchten, zu stolz, um deine Fehler zuzugeben und mir zu sagen, dass du falsch lagst."

Matt schüttelte ich meinen Kopf. Doch außer, dass noch mehr Tränen über mein Gesicht liefen, geschah nicht. Alana redete einfach ruhig weiter:

"Du willst Lily folgen und sie auch über deine Leiche suchen. Du willst sie finden, um jeden Preis. Doch dabei vergisst du etwas ganz Entscheidendes, Severus. Tot ist tot. Sie ist weg, nur noch in deinem Herzen. Selbst wenn es ein Leben nach dem Tod geben sollte, wird es dich nicht glücklich machen, sie dort mit James zu sehen. Sie ist unerreichbar, so oder so."

Immer noch kopfschüttelnd und stumm weinend stand ich vor ihr. Ich konnte und wollte ihre Worte nicht glauben. Diesmal lag Alana falsch und ich richtig.

"Ich kann nicht mehr", brachte ich mühsam über die zitternden Lippen. "Ich will sterben."

"Dann geh. Such deine Lily. Spring!", forderte sie mich immer noch ähnlich ruhig auf. Und dann machte Alana einen Sprung nach vorne, stieß ihre Hand gegen meinen Oberkörper und mich damit vom Turm hinab. 

𝒵𝓌𝒶𝓃𝑔𝓈𝒽𝑒𝒾𝓇𝒶𝓉Where stories live. Discover now