Kapitel 22

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Ellinor

Es war Freitag. Die restlichen Tage war nichts Ungewöhnliches passiert. Heute würde ich mit zu Fynn gehen, für das Filmwochenende. Mein Bruder wurde nachher auch noch eingeladen. Ich glaube er freut sich mehr als ich auf dieses Wochenende. Ich jedenfalls stehe gerade vor meinem Schrank und suche ein Outfit, worauf ich Lust habe. Kennt ihr das, wenn man auf seine täglichen Outfits keine Lust hat? Ich durchsuche gerade den Schrank, als mir ein vermeintliches T-shirt in die Hände fällt. Ich ziehe es aus dem Stapel und merke, dass es ein Kleid ist, welches oben dunkelblau ist und dann immer heller zu weiß wird. Es geht mir bis zu den Knien. Eigentlich trage ich keine Kleider, aber das gefällt mir und irgendwie bekomme ich Lust es heute zu tragen. Also überlege ich nicht lange und ziehe es an. Keine Ahnung woher ich das Kleid habe, aber es sitzt angegossen und der Rock schwingt so schön bei jeder Bewegung. Meine Haare lasse ich heute mal offen. Als ich unten ankomme, pfeift mein Bruder einmal auf. "Wofür hast du dich den so schön gemacht? Und wieso hast du ein Kleid an, ich dachte du willst keines dieser, wie hast du es genannt, achja Luft-abschnürende Killerwerkzeuge mehr anziehen?" "Ich hatte Lust drauf. Außerdem ist dieses hier nicht geschnürt und man braucht kein Korsett, also schnürt es die Luft auch nicht ab." Wir frühstücken noch zusammen, bevor wir unsere Taschen für das Wochenende in das Auto packen und zur Schule fahren. Wir waren heute mal später losgekommen, sodass Derek, Fynn und die anderen schon da waren. Als ich ausstieg, lagen die Blicke von fast allen Schülern auf mir. Haben die noch nie ein Mädchen im Kleid gesehen? Auch Fynn starrte mich an, aber bei ihm störte es mich nicht, im Gegenteil, es freute mich. Leo kam zu mir und legte einen Arm um meine Schultern. "Da dein Freund dich anscheinend nicht vor den Blicken abschirmt tue ich es mal. Komm der Unterricht fängt gleich an. Was hast du?" So führte Leo mich an der Gruppe vorbei und in die Schule. "Musik und du?" "Eigentlich Kunst, aber die Lehrerin ist krank und wir sollen zu dem Musikkurs gehen. Also kann ich dich sogar weiter beschützen." sagt Leo mit einem Augenzwinkern. Ich freue mich, dass Leo dabei ist. Er kann nämlich auch Klavier spielen und wenn ich Pech habe, muss ich heute mein Lied vorstellen und dann könnte er mich begleiten. Wir sollten nämlich ein Lied, was einen Zeitpunkt in unserem Leben widerspiegelt vorbereiten und entweder singen oder auf einem Instrument spielen.
Wir kamen im Musikraum an und setzten uns in die zweite Reihe. Kurz vor unserer Lehrerin kam Fynn noch rein und ließ seinen Blick über die Schüler wandern. Als er mich erblickte, kam er auf mich zu und setzte sich auf meine andere Seite hin. "Du siehst wunderschön aus." flüsterte er mir zu. Ich schenkte ihm ein Lächeln und wendete mich der Lehrerin wieder zu.
Wir näherten uns dem Ende zu und ich dachte schon ich komme nicht mehr dran, als ich hörte "Ms. Swanson würden sie zum Schluss bitte ihr Lied vortragen?" "Kann mein Bruder mich auf dem Klavier begleiten?" Leo, der bis dahin in seiner eigenen Welt war, schreckte auf. "Wenn er es spielen kann." Ich lächelte und schaute Leo flehend an. Dieser weigerte sich erst, aber gab dann doch auf. Ich gab ihm die Noten, wäre er nicht da, hätte ich auch gespielt, aber so ist es einfacher. Ich stellte mich ans Klavier, so dass ich Leo sah und mit dem Rücken zu den Schülern. Ich atmete noch einmal tief durch und nickte Leo zu, welcher dann begann.

Als ich das erste mal Monster sang, blickte Leo ruckartig von den Noten auf. Er wusste nun, auf welche Ereignisse ich anspielte. Mich überraschte er, als er den Part der Männer sang. Ich verlor mich in dem Lied und sang es mit voller Leidenschaft. Ich habe schon viel zu lange nicht mehr gesungen. Das sollte ich unbedingt wieder öfter tun. Als wir endeten hatte ich die Schüler komplett vergessen. Leo kam zu mir und wir umarmten uns. "Danke das du mich begleitet hast." "Immer wieder gern. War schön dich mal wieder singen zu hören. Du klingst wie Mutter." Wir lösten uns und ich drehte mich wieder um. Alle schauten mich erstaunt an, selbst meine Lehrerin. Sie war zusammen mit Fynn die ersten die sich aus ihrer Starre lösten und applaudierten. "Wow, Ms. Swanson das war wunderbar. Haben sie sich schon mal überlegt, ob sie in unseren Schulchor kommen möchten?" "Ja und die Antwort lautet Nein möchte ich nicht. Ich singe nur selten." Sie nickte leicht enttäuscht, als es auch schon klingelte. "Das war unglaublich, aber was beschreibt das Lied aus deinem Leben?" fragte Fynn. Ich wartete, bis der Musikraum leer war und begann. "Ich glaube ich war da 15, also noch in meiner Ausbildung und im Training. Bevor ich die Anführerin wurde, war ich eine Hexe, um genauer zu sein eine Sturmhexe. Es war das zweite Mal, dass ich einen so großen Sturm heraufbeschwören sollte, in dem die Wilde Jagd reiten konnte. Allerdings hatte ich furchtbare Angst, denn beim ersten Mal als ich so einen Sturm beschworen hatte, stand ich danach auf der Todesschwelle und das obwohl ich gerade mal 4 Jahre alt war. Durch meine Angst verlor ich aber die Kontrolle über den Sturm. Er wurde immer größer und gefährlicher. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich kam mir so erbärmlich vor. Das Dorf, was als erstes vom Sturm verwüstet wurde, war dabei es wieder aufzubauen, als ich da ankam. Die Bewohner sprachen immer wieder davon, dass es ein Monster gewesen sei. Sie meinten natürlich den Sturm, aber ich bezog es auf mich, da ich den Sturm rief und die Kontrolle verlor. Genau wie im Lied dachte ich daran, was meine Eltern wohl sagen würden und fasste den Entschluss den Sturm wieder zu kontrollieren. Es hat mich zwar zwei Tage gekostet, aber letztendlich bekam ich die Kontrolle über den Sturm zurück und schwächte ihn immer weiter ab. In dem Lied geht es zwar um einen Schneesturm, aber es passte sehr gut zu den damaligen Ereignissen." Fynn hörte mir aufmerksam zu und nahm mich zum Schluss in den Arm.

(Könnt ihr eigentlich die Kapitel sehen und lesen? Bei mir wird immer angezeigt, dass es noch Entwürfe sind, obwohl ich sie schon veröffentlicht hatte?
Das Lied Monster ist aus dem Musical Die Eiskönigin. Das Musical ist echt der Wahnsinn und nicht nur für Kinder, da durch die neuen Lieder das Musical mehr Tiefe hat, als der Film. Zudem ist Sabrina Weckerlin eine unschlagbare Elsa. Wer englisch nicht so gut versteht, bei Youtube gibt es euch die deutsche Version, aber da ist der Text etwas anders.)

Die Anführerin der Wilden JagdWhere stories live. Discover now