Kapitel 7

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Ellinor Swanson

Die anderen Schulstunden waren relativ unspektakulär, abgesehen davon, dass ich in Mathe gar nichts verstehe. Ich mein, was erwartet man von mir, ich bin noch nie zur Schule gegangen, kann aber immerhin einfache Rechenaufgaben lösen, schreiben und lesen. Biologie und Literatur dagegen waren sehr interessant. Liz und ich gingen gerade aus der Schule raus, als sie mich nach irgend einer Nummer fragte. "Was für eine Nummer?" fragte ich nach. "Na die von deinem Handy." gab sie mir als Antwort. "Was ist ein Handy?" Liz lachte darauf los, "Sehr witzig Elli, das hätte ich dir beinahe abgekauft." Als sie meinen verwirrten Blick sah, verstummte sie. "Du meinst das Ernst oder? Das du keine Ahnung hast, was ein Handy ist?" Ich schüttelte mit dem Kopf. Es hatte mich etwas gekränkt, dass sie mich ausgelacht hat. Gerade als ich es erklären wollte, kam Leo und erklärte es. "Wir stammen von Amischen ab. Elli war bis vorletzte Woche noch bei unseren Eltern, bevor ich sie da rausholen konnte. Sie kennt noch nicht viel." Erst schien es bei Liz zu rattern, bis es anscheinend Klick gemacht hat. "Oh mein Gott Elli, es tut mir so Leid, dass ich dich ausgelacht habe. Aber jetzt ergeben eure beiden Namen auch Sinn und dass du immer so viel gefragt hast, auch wenn es mir bis zu der Frage mit dem Handy noch nicht mal aufgefallen ist. Wenn du irgendwas nicht kennst, kannst du mich immer fragen." sprach Liz ganz schnell. Ich nahm sie in den Arm und flüsterte ein Danke. Wir verabschiedeten uns und machten aus, dass wir uns morgen vor der Schule treffen.
Als wir beim Haus wieder ankamen, sahen wir unsere Pferde am Waldrand stehen. Wir schauten uns an und dachten wohl dasselbe, denn keine Sekunde später rannten wir los.
"Gewonnen!" rief ich freudig aus. "Vergiss es, ich habe gewonnen." kam es schnaufend von Leo. Ich grinste ihn an "Nein ich habe gewonnen, aber wenn du willst können wir uns auf Unentschieden einigen. Ich bin ja eine gerechte und Streit vermeidene Anführerin." zum Schluss zwinkerte ich ihm nochmal zu. Er schnaubte nur. "Was ist jetzt, wollen wir mal wieder einen Ausritt machen?" fragte er dann. "Gerne, aber lass uns noch etwas in den Wald gehen, nicht dass ein Mensch sieht, wie wir uns in Luft auflösen." Gesagt getan. Nach einigen Metern, machten wir uns wieder für die Sterblichen unsichtbar. Ich streichelte den Hals von Moon und stieg dann auf. Gott, wie habe ich das vermisst. Als Leo auch aufsaß, gab ich Moon das Zeichen und er galoppierte los. Es war so ein befreiendes Gefühl, einfach herrlich. Als ich nach einiger Zeit Moon stoppte, um auf Leo zu warten, hörte ich Geräusche. Meine Neugier war geweckt und ich lenkte Moon auf die Geräusche zu. Wir kamen auf eine Lichtung, wo einige Wölfe auf einem anderen Wolf lagen und versuchten ihn festzuhalten. Das erschreckende daran war, dass die Wölfe riesig sind. Leo kam neben mir zum stehen. "Wow sind die riesig. Glaubst du das sind Werwölfe?" Ich überlegte kurz "Kann schon sein, hatte Mutter sie nicht mal als riesige Flohfänger beschrieben?" Leo schmunzelte "Riesig sind sie auf jeden Fall." Nun musste ich auch grinsen, aber das verschwand auch schnell, als ich eine Stimme hörte "Mensch Fynn jetzt beruhige dich doch mal. Du kannst sie morgen suchen, aber nicht heute. Du weißt, dass das Ritual wichtig ist und du anwesend sein muss. Da sie nicht aus unserem Rudel ist, ist sie höchst wahrscheinlich ein Mensch. Du könntest sie nicht mitbringen und sobald du sie gefunden hast, kannst du dich die ersten Tage nicht von ihr fern halten. Also beruhige dich endlich." das Letzte wurde mehr geknurrt, als gesprochen. Erschrocken wandte ich mich an Leo. "Hast du das auch gerade gehört?" "Ich habe die nur Knurren gehört, was meinst du?" "Ich habe den einen anscheinend reden hören, dass sich ein gewisser Fynn beruhigen soll. Ich frage mich nur, warum ich das gehört habe." Ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen, als ich eine Stimme hörte, von der alleine ich schon Gänsehaut bekam. "Das sagt sich so leicht. Wenn deine Mate in der Nähe ist, würdest du auch so einen Aufstand machen, dabei ist es deine Alpha-Zeremonie. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sogar sagen, sie ist jetzt hier auf der Lichtung." Diese Aussage ließ nicht nur die Wölfe innehalten, sondern auch Leo und mich, da ich ihm fast synchron erzählte, was ich hörte. Denn abgesehen von den Wölfen, waren wir beide die einzigen die auch auf der Lichtung waren. "Er kann uns doch eigentlich gar nicht wahrnehmen oder?" fragte mich Leo. "Nein, eigentlich nicht. Komm wir verschwinden von hier. Ich habe Hunger. Wettrennen zurück zum Haus?" Fragte ich ihn grinsend. Schließlich wusste ich vorher schon, dass ich gewinnen würde, Moon und ich sind eben die Anführer. "Sehr lustig Elli, wirklich witzig, ich lache mich tot. Nein warte, tot bin ich ja schon." Ich verdrehte die Augen und lenkte Moon zurück. Bevor wir die Lichtung verließen, blickte ich nochmal zurück. Ich sah mir den unteren Wolf an, der jetzt ruhig und mit gespitzten Ohren dalag. Er hatte Pechschwarzes Fell. Seine Augen schimmerten Grün, so wie Smaragde. Plötzlich traf mich sein Blick und ich hätte schwören können, dass er mir direkt in die Augen geschaut hatte. Dieser Moment dauerte aber nur Sekunden und der Wolf schüttelte seinen Kopf und stand mühelos auf. Die anderen Wölfe schüttelte er einfach ab. Dann versperrten die Bäume meine Sicht auf die Wölfe. Hm, irgendwo habe ich den Wolf schon einmal gesehen. Nur wo? Schwarzes Fell, grüne Augen. Schwarzes Fell, grüne Augen. Schwarzes Fell, grün... Aber natürlich, das ist der gleiche Wolf wie in meinem Traum gewesen. Komisch, hätte nicht gedacht, dass es ihn wirklich gibt. Vielleicht hat der Traum doch eine Bedeutung, als dass es nur ein Traum ist.

Die Anführerin der Wilden JagdWhere stories live. Discover now