Kapitel 40

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Skylar P.O.V

Wir essen bei mir zu Hause zusammen mit Grams zu Abend und helfen Olga danach wieder beim Abwasch. Die ganze Zeit muss ich breit Grinsen. Sein Geschenk hat mich sehr unerwartet getroffen. Vor allem, dass er mit mir nach Köln reisen will und dort alles sehen möchte, was mit etwas bedeutet. Das ist so aufmerksam und unglaublich süß von ihm.

Oben in meinem Zimmer lässt er sich mittig auf mein Bett fallen und schließt die Augen. Geräuschlos schleiche ich mich, wie eine Raubkatze an meine Beute heran. Ohne Vorwarnung lasse ich mich waagerecht auf ihn fallen. Thomas zuckt stark zusammen und zieht scharf die Luft ein. Frech sehe ich ihn an. Allerdings ist sein Gesicht vor Schmerz verzerrt. Panisch gehe ich von ihm herunter und knie mich neben ihn. Leicht krümmt er sich und hält sich rechts auf Rippenhöhe die Seite fest.

„Das tut mir so leid! Thomas, ich wollte dir nicht weh tun!" Meine Sicht schränkt sich durch die hochkommenden Tränen ein. Ich lege meine Hände auf seine und drücke diese leicht. „Lass mich mal sehen," sage ich hektisch und will sein Shirt hochziehen, doch er hält meine Hände davon ab. „Das geht gleich wieder. Gib mir nur zehn Minuten," keucht er und sieht mich quälend an. Vermutlich bin ich irgendwie mit meinem Ellenbogen in seine Rippen gerammt. Hoffentlich habe ich ihm nichts geprellt oder so...

Mit geschlossenen Augen und zusammengezogenen Brauen liegt Thomas schon seit einiger Zeit auf meinem Bett. Langsam entspannen sich seine Gesichtszüge und er atmet in immer gleichmäßiger werdenden Stößen. Sanft streiche ich ihm die Haare aus dem Gesicht und beobachte ihn eine Weile. Dann erinnere ich mich an vorhin. Bedacht vorsichtig ziehe ich sein Shirt hoch. Darunter verbirgt sich ein riesiger fast dunkelblauer Fleck. Um mir ein Laut zu unterdrücken presse ich mir schnell die Hand schockiert auf den Mund.

Was ist mit ihm passiert?

Tränen steigen mir in die Augen. Paralysiert starre ich auf den dunklen Bluterguss. Das muss dieser Mike gewesen sein. Vermutlich kam Thomas deswegen nicht... Gott, ich habe ihm vorgeworfen er hätte mich vergessen! Ein lauten Schluchzen verlässt meinen Mund und lässt meinen Körper beben.

Thomas blinzelt einige Male, ehe er mich verwirrt ansieht. Langsam versucht er sich aufzusetzen. Dann blickt er an sich hinab und bemerkt sein Shirt, welches runterrutscht als er aufrecht sitzt. Kopfschüttelnd sieht er mich an. „Sky-"
„Es tut mir so leid," schluchze ich und halte mir erneut den Mund zu. Dicke Tränen rollen meine Wangen hinab. Erneut schüttelt er den Kopf und nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Du hast an nichts Schuld. Das war ein Unfall, nichts weiter." Aufmunternd schmunzelt er. Seine Stimme klingt heiser. „W-war das M-Mike," stottere ich fragend hervor.

Schwerschluckend wendet er den Blick ab. „Ja."
Stockend atme ich ein. Dann springe ich auf. „Wir müssen irgendwas- Ich kann nicht- Ich meine," meine Stimme versagt und lässt mich laut schluchzen. Versucht schnell steht Thomas auf und kommt zu mir. „Das ist allein meine Sorge. Ich will, dass du dich da raus hältst. Wenn er- Ich könnte es nicht ertragen, wenn er dir zu nahe kommt." Hypnotisierend starrt er mir in die Augen. Seine Hände umfassen meine Schultern. „Hast du mich verstanden?"

Widerwillig nicke ich und spüre, wie eine Träne mein Auge verfällst. Sie rollt meine Wange hinab, wo sie von Thomas Daumen empfangen wird.

„Sag es," befehlt er.

„Ja, ich werd mich raushalten."

Erleichtert atmet er aus und legt seine Arme um mich. Sein Herz pocht schnell unter seiner Brust. Vorsichtig erwidere ich seine Umarmung. „Du solltest das Untersuchen lassen. Das sieht wirklich nicht gut aus," murmle ich in seine Brust. Seufzend vergräbt er seinen Kopf in meinem Hals. Beinahe denke ich schon er hätte meine Frage vergessen, ehe er mir antwortet. „Das ist nichts. In ein paar Tagen ist alles wieder in Ordnung."

„Was wenn nicht?"
Ich löse mich von ihm und sehe ihn mit glasigen Augen an. „Was wenn es etwas ernstes ist? Ich will dich nicht verlieren," schluchze ich. Kopfschüttelnd nimmt er mein Gesicht in seine weichen Hände. Überzeugend sieht er mich an. „Du wirst mich nie verlieren. Außerdem geht's mir wirklich nicht so schlecht. Ich nehme später einfach eine Schmerztablette, dann geht das schon." Aufmunternd schmunzelt er. Doch ich schüttle bloß den Kopf.

„Bitte lass da jemanden drüber gucken. Mir ist das nicht geheuer." Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. Seine Hand streichelt sanft über meine Wange. Nahezu paralysiert schüttelt er den Kopf. „Ich kann nicht," haucht er. Sein Blick auf seine Hand geheftet, welche noch immer meine Wange streichelt. „Wieso?"

Stumm schüttelt er den Kopf.
Geduldig warte ich, bis er bereit ist mir mehr zu erzählen. Sofern er das möchte.
„Wenn das alles rauskommt, werden sie uns von Mum wegholen. Ana jedenfalls." Man könnte meinen er habe Angst, dass Mike einen Raum weiter steht und ihn hören könnte. „Außerdem würde Mike das nicht auf sich sitzen lassen."

Verständnisvoll nicke ich und lege meine Hände auf seine. Seine Augen richten sich wieder auf mich. „Ich verspreche dir, dass nichts passieren wird. Wir gehen zusammen hin, okay? Sonst können wir auch zu einem anonymen Arzt gehen."

Zögerlich nickt Thomas.
„Okay."

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffWhere stories live. Discover now