Kapitel 34

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Skylar P.O.V

Müde reibe ich über mein Gesicht und suche mit der Hand nach Thomas. Als ich mehrmals ins Leere treffe, öffne ich meine Augen. Aus Reflex schließe ich sie direkt wieder. Erst als ich sie erneut öffne realisiere ich die Finsternis in meinem Zimmer.

„Thomas," flüstere ich mit brüchiger Stimme. Die Stille deutet mir, dass ich alleine bin. Wieso ist er gegangen? Fand er es nicht... na ja, schön? Hab ich irgendwas falsch gemacht?

Verzweifelt setze ich mich auf. Plötzlich erinnere ich mich an den Traum den ich hatte. Ein genaues Bild davon kann ich mir nicht mehr vor Augen halten, doch ich erinnere mich an die Worte. Thomas hat mit irgendwem geredet. Er war genervt, aber auch erschüttert.

Mir geht's gut.
Halte sie da gefälligst raus! Du kannst dich gleich mit raushalten.

Dann wird mir klar, dass es kein Traum war. Ich habe ihm im Halbschlaf wohl beim telefonieren zugehört. Allerdings muss ich währenddessen oder direkt danach wieder eingeschlafen sein, denn an mehr kann ich mich nicht erinnern.

Noch immer in Shirt und Unterhose schmeiße ich die Decke zurück. Leise tapse ich zu meinem Fenster. Ich sehe eine Gestalt wild in Thomas Zimmer umherlaufen. Immer wieder von links nach rechts und dann wieder zurück. An den Gesten kann ich mit Sicherheit sagen, dass es Thomas ist. Er rauft sich die Haare und senkt sie darauf schnell. Sein Zittern kann ich bis hierher sehen.

Panisch sehe ich mich nach meinem Handy um. Erleichtert atme ich aus als ich es finde und ihn anrufen kann. Nach dem ersten Tuten sehe ich, wie er schlagartig zusammen zuckt. Mit dem Handy in der Hand sieht er zu mir rüber. In dem wenigen Licht kann ich sein aufgelöstes Gesicht ausmachen. Trotz der Entfernung, kann ich sehen, dass er völlig neben sich steht.

Als seine Mailbox angeht senke ich meine Hand. Langsam schüttelt er den Kopf.

Mein Körper handelt von selbst und packt sich die erste Hose, die er zu fassen bekommt und zieht sie beim Laufen an. Den Haustürschlüssel in der Hosentasche vergraben. Nicht einmal Schuhe habe ich an. Der kalte Zement unter meiner Haut lässt mich erschaudern. Zügig tapse ich zu Thomas Haus rüber. Gerade will ich klingeln, da wird die Tür aufgerissen. Thomas packt mich und zieht mich, innerhalb weniger Sekunden, weg von seinem Haus. Ich knicke aufgrund seiner Schnelligkeit um und falle zu Boden. Er sieht panisch zu seinem Haus. „Fuck," flucht er leise und hebt mich im brautstyle hoch. Gehetzt läuft er auf den nächsten Busch zu und kniet sich, mit mir noch immer auf dem Arm, rein.

Sein heißer Atem trifft in unregelmäßigen Abständen meine Haut. Alle seine Muskeln sind angespannt. Zitternd kralle ich mich an sein Shirt. Unter meiner Hand spüre ich sein Herz stark und schnell gegen seine Brust wummern.

Fest presst er mich an sich. Als sei ich ein Schatz, den zu beschützen versucht. Wieder realisiert mein Kopf erst jetzt die Situation. „Thomas-"
„Shhh," unterbricht er mich und lugt bedacht aus dem Busch hinaus. Was war los?
„Thomas, du machst mir Angst," hauche ich tonlos und spüre die Tränen aufsteigen. Warum hocken wir um 1:30 Uhr draußen in einem Busch?

Als eine Tür schwungvoll ins Schloss fällt, hält Thomas Atem an. Ängstlich verstecke ich meinen Kopf in seiner Brust. Falls das überhaupt möglich ist, schlägt sein Herz um das dreifache schneller als eben. Nach fünf Minuten Stille entspannt sich sein Körper wieder.

Eine seiner Hände umfasst meinen Hinterkopf. „Es ist alles gut," murmelt er leise neben meinem Ohr. Immer wieder wiederholt er es. Nach kurzer Zeit löse ich mich aus seinem Griff und nehme sein Gesicht in meine Hände. Tief sehe ich in seine panikvollen Augen. Sanft küsse ich ihn. Erleichtert seufzt er und drückt mich näher an sich heran. Liebevoll erwidert er den Kuss. Doch ich spüre auch seinen Schmerz, sowie seine Angst und seine Nervosität.

Als wir uns voneinander lösen umarme ich ihn direkt und seine starken Arme legen sich gleich um mich. Wieder spüre ich sein Herz rasend schnell fest gegen seine Brust hämmern. „Was ist los?"
Mühsam schluckt er.
Dann verfestigt sich seine Umarmung. Ich zwinge ihn nicht um eine Antwort. Schweigend bleiben wir noch eine Weile in diesem Busch versteckt.

Mein Zittern wird jedoch mit jeder Minute kräftiger, sodass Thomas meine ausgekühlte Hand in seine nimmt und mich hochzieht. Gerade will ich losgehen, doch komme nicht weit und sehe verwirrt zurück. Thomas steht starr da und sieht mich flehend an. Leise seufzend gehe ich zu ihm. „Was willst du jetzt machen," flüstere ich und stelle mich dicht vor ihm hin.

Seine Augen werden glasig, doch er wendet nicht den Blick ab. „Ich weiß es nicht, aber wir können nicht-" Als er panisch einatmet drücke ich seine Hand für einen kurzen Moment fester. Beruhigend streiche ich mit der anderen Hand über seinen Arm. „Okay, dann gehen wir woanders hin," hauche ich ihm zu. Aufmunternd nicke ich ihm zu und peile die andere Richtung an. Stumm folgt er mir.

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Frohe Weihnachten euch allen ❤️ Bleibt gesund & habt schöne Feiertage 🥰

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffحيث تعيش القصص. اكتشف الآن