Kapitel 3

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Skylar P.O.V

Ich kann gar nicht sagen, wie viele Drinks ich mit Paul getrunken habe, seit mein Bruder weg ist. Wo ist er nochmal hingegangen? Hab ich vergessen.

Als ich aufstehe, um mal auf Toilette zu gehen, spüre ich die volle Wucht des Alkohols. Vielleicht hätte ich nicht so viel trinken sollen...
Konzentriert darauf nicht hinzufallen, versuche ich problemlos auf die Damentoiletten zu gelangen. Zum Glück ist dort gerade keine Schlange! Ich beschleunige mein Tempo minimal und erreiche mein Ziel unversehrt.

Nachdem ich bestimmt zehn Minuten auf der Schüssel verbracht habe, kann ich endlich meine Hände waschen gehen. Meine Hand schnellt auf meinen Mund, als ich sehe, wie ich aussehe.

Meine Augen sind rotunterlaufen, mein Make-up befindet sich überall, bloß nicht dort, wo ich es zu Hause aufgetragen habe, meine Haare kleben auf meinen Schultern und auf meiner Stirn.
Ich nehme ein paar Tücher und mache sie mit Wasser nass, um mein Gesicht etwas zu säubern und mich zu erfrischen. Mir ist unerträglich heiß!

Erschöpft lehne ich mich gegen die Fliesenwand und lasse mich hinuntergleiten. Dann nehme ich mein Handy heraus. Es ist 1:45 Uhr. Wie schnell die Zeit vergangen ist. Zwar interessiert mich das nicht, aber dennoch faszinierend, wie schnell der Alkohol die Zeit vergehen lässt.

Was Thomas wohl gerade macht?
Wie oft ich ihn schon anrufen wollte und seine Stimme hören wollte. Ich vermisse ihn so sehr. Auch, wenn ich es verdränge, ich denke jede Sekunde an ihn. Er ist in meinem Kopf bei allem, was ich tue, immer präsent.

„Sky?"
Hörbar atme ich aus. Wann habe ich denn auf seine Nummer gedrückt oder bin auf seinen Kontakt gegangen?
Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich schluchze leise. Ich höre es bei ihm rascheln und ein leises Murmeln. Nach einer schließenden Tür ist es wieder still. „Sky, was ist los? Was ist passiert?" Ich kann seine besorgnisvollen Augen förmlich vor mir sehen. „Wieso hast du dich nicht gemeldet," frage ich mit krächzender Stimme. Einige Sekunden ist es erneut still. „Wo bist du, Sky?"
„Da, wo du nicht bist," lache ich und bekomme mich nicht mehr ein. Ich höre ihn seufzen. „Hast du getrunken?"
„Vielleicht." Ich höre ihn tief einatmen. Bestimmt fährt er sich gerade, wie so oft, durch seine weichen blonden Haare und dabei sieht er bestimmt, wie sonst auch, total heiß aus. „Wo bist du," seine Stimme klingt nach einer Mischung aus Besorgnis und Bedrängung. „Ach, Tommy... Spiel dich doch nicht immer direkt so auf! Sei nicht so eine Spaßbremse!"
„Skylar..." Die Verzweiflung in seiner Stimme lässt mich mutig werden. Es fühlt sich gut an ihn in der Hand zu haben.
„Wie viel hattest du?"
„Keine Ahnung, fünf," überlege ich und spüre nun eine Hitze, die mich ummantelt. Mein Körper beginnt zu glühen, als hätte jemand ein Feuer in mir entfacht, das sich langsam überall ausbreitet. Im Hintergrund nehme ich die laute Musik und um mich herum Gemurmel wahr.
„Fünf was?" Seine Stimme ist deutlich gereizt. „Mai Tai's, oder heißt es Mai's Tai? Ach, mir egal. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich total geil aussehe und du es leider verpasst." Ein fieses Grinsen bildet sich auf meinen Lippen. „Oh und ehe ich es vergesse, ich bin mit einem richtig heißen Typen von früher hier. Wir haben so viel Spaß... wirklich Schade, dass du nicht auch hier bist, Tommy!"

Er schnaubt und schmeißt anscheinend irgendwas um. „Wo bist du, verdammt?!" Thomas versucht seine Stimme leise zu halten, was ihm nur teilweise gelingt. „Weit, weit weg von dir," lache ich und versuche nach Luft zu schnappen.

Ich höre, wie eine Tür zuknallt. Darauf ertönt lautere Musik und viele Stimmen. Dann knallt eine Autotür. „Sag mir jetzt, wo du verdammt nochmal bist, damit ich dich abholen kann!" Seine Stimme lässt mich die Augen schließen. Wieso ist seine Stimme so anturnend? So beruhigend und doch aufwühlend? „Keine Ahnung, auf irgendeiner Party am Rhein."

„Wo ist der Zwerg," fragt er gestresst. „Sam? Keine Ahnung, auch hier irgendwo. Außer er ist auf diese Bitch Fiona gestoßen."

„Geh auf Snapchat," befehlt er. Ich runzle die Stirn. „Wieso? Schickst du seit neustem Nudes rum?"
Wieder breche ich in Gelächter aus. Thomas bleibt allerdings ruhig. Vermutlich hat er gerade sein Lenkrad fest im Griff und seine Augen verdreht. „Mach. Es. Jetzt." Ich gebe mich geschlagen und öffne die überflüssige App. Wieso habe ich die eigentlich noch?

„Bleib da, wo du bist- Nein, versuch Sam zu finden und warte abseits von der Party."

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Ja, ja ik After Truth vibes 😂

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffWhere stories live. Discover now