Kapitel 16

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Thomas P.O.V

Lange versuche ich mich abzulenken. Meine Gedanken nicht jedes Mal wieder um sie kreisen zu lassen. Aber trotzdem landen sie immer wieder bei Sky.

„Thomas, sag mal hörst du mir überhaupt zu?" Dylan sieht mich genervt an. Dabei zieht er immer eine Braue hoch und verzieht den Mund auf eine individuelle Art. Dieses Mischung ist einfach zu lustig, sodass es mich jedes Mal zum Lachen bringt.
Zumindest außer dieses Mal.

„Sorry, ich-"

„Jaja dir schwirrt wieder eine kleine süße Blondine im Kopf herum." Lächelnd verdreht er die Augen und lehnt sich gegen die Wand an. Warnend sehe ich ihn an. „Vorsicht." Schuldig hebt Dylan die Hände in die Luft. Dann verschränkt er die Arme vor der Brust und grinst mich an. „Aber ich hab Recht, stimmt's," sagt er und wackelt selbstsicher mit den Augenbrauen.

Genervt verdrehe ich seufzend die Augen.

„Und wie ich Recht habe!"

Finster mustere ich ihn.
Dann entspanne ich mich jedoch.

Dylan kann mich noch eine Weile ablenken. Jedenfalls bis sein Handy klingelt, da er sich noch mit Ruby trifft. Die beiden haben ein Freundschaft + ähnelndes Verhältnis. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass zwischen ihnen eigentlich mehr ist. Ich gebe ihnen höchsten noch drei Monate, dann machen sie es offiziell.

Meine Gedanken schweifen wieder zurück zu Sky. Ich will ihr wieder nahe sein.
Sie küssen.
Sie berühren.
Sie zum lächeln bringen.
Sie glücklich machen.

Schwerschluckend fahre ich mir durch die Haare.
Bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, bin ich schon die Tür raus. Mit zügigen Schritten mache ich mich auf die Suche nach Sky. Mit Sicherheit ist der Proll an ihrer Seite.

Nach einer erfolglosen Suche nehme ich, unwissend, was ich nun machen soll, mein Handy in die Hand. Dann fällt es mir blitzartig wieder ein.
Am See.

Nick wollte, dass ich dahin kommen. Also, er hatte es über Sky's Handy geschrieben. Aber da sind sie bestimmt.

Zügig mache ich mich auf den Weg dorthin.
Mit jedem Schritt werde ich, vor Unwissenheit, nervöser. Was will ich ihr sagen? Und wie?
Schließlich ist sie bei diesem idiotischem Penner, der auch noch ein verlogener Schwindler ist. Für ihn muss ich mir auch noch was überlegen.

Kaum bin ich da, sehe ich die beiden auch schon am Steg. Sky's schulterlange Haare werden vom Wind dauerhaft bewegt. Als ich näher komme, kann ich ihr Lächeln erkennen. Himmel, ich finde nicht mal jetzt passende Worte.

Mein Herz springt mir fast aus der Brust und meine Hände werden wässrig, weswegen ich sie rasch an meiner Hose abwische. Dann gehe ich, mit eierflattern, auf sie zu. Schließlich weiß ich, was passiert, wenn ich das jetzt verkacke.

Ich verberge jegliche Art von Unsicherheit und stelle mich hinter ihnen hin. Sky dreht ihren Kopf zu mir und sieht zu mir auf. Ihre Augen versuchen eine Vorahnung für mein Erscheinen in meinem Blick zu erkennen. Dann wendet sich Nick zu mir. In seinen Augen liegt die pure Vorfreude auf einen Streit, der sicherlich niemals passieren wird.

Unbeeindruckt mustere ich ihn.

„Mrs. Norris schickt mich, sie will dich sprechen. Ist wohl wichtig. Sie meinte, es geht um deine Familie." Verwirrung tritt in sein Gesicht und seine ach so starke Mauer verfällt in tausende kleine Steine zusammen.

Vielleicht etwas zu fies, aber der hat's nicht anders verdient.

Mit gerunzelter Stirn sieht er mich an. Anscheinend versucht er irgendeinen Hinweis auf einen Betrug in meinem Gesicht zu finden, der das Gegenteil beweist. Aber ich bleibe mit unveränderter Miene stehen. Niemals würde ich mich jetzt beim Lügen erwischen lassen. Ich bin nicht grundlos der Leiter der Schauspielgruppe.

„Geh schon, Nick. Familie geht vor, schon vergessen?" Aufmunternd lächelt sie ihn an.

Was meint sie?!
„Familie geht vor, schon vergessen?"
Was denn Bitteschön vergessen?!
Worüber haben sie geredet?
Hat sie ihm etwa ihre Vergangenheit anvertraut?
Ist sie denn so-

„Erde an Thomas," lacht Sky und schnippt vor meinen Augen mit den Fingern. Mehrmals blinzle ich und sehe ihr stirnrunzelnd in die blaugrauen Augen. Die Last, die von meiner Brust fällt, lässt mich aufatmen.
„Was ist los?" Verwirrung übermannt ihren Blick. Die Falte, die sich dabei immer bildet, erscheint und lässt es in meinen Fingern kribbeln sie glatt zu streichen.

Schnell schlucke ich und kratze mich am Hinterkopf. „Ich wollte mit dir reden," sage ich überlegt. Irritiert nickt sie und deutet mir, mich neben mit ihr an das Ende des Stegs zu setzten.
Wir lassen die Beine über dem See baumeln.

„Ich- Du und Nick... seid ihr?"
„Thomas, du solltest doch wissen, dass das mit Nick nur eine Freundschaft ist. Nicht mehr und nicht weniger."

Erleichtert schmunzle ich. Sky muss das bemerken, denn sie verdreht kopfschüttelnd die Augen und stupst mich leicht mit dem Ellenbogen zur Seite. „Wolltest du darüber reden? Oder ist da noch etwas anderes," fragend sieht sie mich an.

„Ja, da ist noch was," sage ich zögernd. „Ich will wieder mit dir zusammen sein. Aber dieses Mal richtig." Tief sehe ich ihr in die Augen. Das Funkeln tretet in ihre Augen, welches ich so sehr liebe. Ich nehme eine Hand von ihr und umfasse sie fest. „Ich liebe dich, Skylar Jones."

Zwar weiß ich nicht ob es die beste Entscheidung ist, ihr die Sache mit Nick vorzuenthalten, aber ich weiß, dass sie mir nicht glauben würde. Sie weiß, dass ich ihn nicht ausstehen kann, was dieses mal wirklich kein Vorteil ist. Außerdem sind wir noch nicht soweit. Das würde uns nur wieder weiter zurückwerfen.

Wieder erscheint die Falte auf ihrer Stirn.
„Versprichst du mir, dass du mir nichts mehr vorenthältst?"
Kurz zögere ich und atme hörbar ein. Welch Ironie...
„Nein, aber ich werd's versuchen. Das verspreche ich dir."

Immerhin halte ich das, was ich verspreche, was mir kein allzu schlechtes Gewissen bereitet.

In ihren Augen verstärkt sich das Leuchten, als sie nickt. Grinsend drücke ich ihre Hand. „Also, willst du auch," frage ich neckend und halte eine Hand an mein Ohr. „Ja, du Idiot!" Lachend will sie mich spielerisch boxen, doch ich komme ihr zuvor und fasse ihr Handgelenk um es auf ihren Rücken zu drehen.

Erschrocken weitet sie ihre Augen.
„Dann kann ich dich ja endlich wieder küssen."
Und damit drücke ich sanft meine Lippen auf ihre. Himmel, wie ich das vermisst habe. In meinem Körper breitet sich ein Prickeln aus, welches mir eine Gänsehaut bereitet.

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffWhere stories live. Discover now