Kapitel 11

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Skylar P.O.V

Minho sieht uns grinsend an.
„Sorry Mann, ich wollte eigentlich leise aus dem Zimmer gehen," sagt er an Thomas gewandt, welcher eindeutig gerade genervt von seiner Existenz ist. Dann sieht Minho mich an. Ein Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus und er beäugt mich kurz.
„Na, Schöne?"
Kopfschüttelnd verdrehe ich die Augen. „Heute nicht sehr gesprächig, was," sagt er, als er seinen Arm um meine Schulter legt. Seufzend verschränke ich die Arme vor der Brust. „Musst du dich nicht bei deinem Team unbeliebt machen?" Er lacht auf und nickt.
„Ja Süße, das muss ich tatsächlich heute noch machen. Wir haben bald ein sehr wichtiges Spiel, was wir gewinnen müssen." Selbstsicher fährt er sich mit der Hand durch seine perfekt sitzenden dunklen Haare.

Als ich zu Thomas sehe breitet sich ein flaues Gefühl in mir aus. Er hat seinen Todesblick auf Minho gerichtet und scheint jeden Moment wirklich in Mordlust zu verfallen. Endlich scheint Minho seinen Blick ebenfalls zu bemerken, denn er nimmt die Hände in die Luft und entfernt sich von mir.
„Alter, chill mal. Ich hab doch gar nichts gemacht."

Thomas erwidert nichts. Er fährt sich bloß mit einer Hand schnell durch seine Haare, wie er es bei stressigen Situationen immer macht.
„Ich geh mal. Ciao," sage ich schnell und verschwinde im nächsten Gang. Was hat Minho eigentlich in dem Zimmer gemacht? Wobei, so genau will ich das vermutlich gar nicht wissen.
Plötzlich laufe ich in jemanden rein und falle auf den Boden.

„Sky, ist alles in Ordnung?" David hält mir seine Hand hin. Dankend lasse ich mir von ihm hoch helfen. „Ja alles gut. Entschuldige, ich habe nicht aufgepasst, wo ich hingehe." Dankend lächele ich ihn an. Noch immer hält er meine Hand. Räuspernd entziehe ich sie ihm, als er keine Anstalten macht, sie wieder loszulassen. Ein unangenehmes Schweigen breitet sich zwischen uns aus.
„Wie dem auch sei, danke fürs hoch helfen und nochmal Entschuldigung wegen-"
„Schon gut, ist nichts passiert." Schmunzelnd nickt er und geht an mir vorbei. Aus einem unerklärlichen Grund sehe ich ihm nach, bis er hinter der Ecke verschwindet. Irgendwie habe ich mir unsere erste Konversation nach all dem anders vorgestellt. Irgendwie... persönlicher...

Wie kommt es, dass wir uns so lange nicht gesprochen haben?

Verwirrt schüttele ich die Gedanken aus meinem Kopf und suche die Mädels.

***

Die ersten drei Wochen auf dem Internat vergehen viel zu schnell. Es war anders. Thomas und ich sehen uns nur wenige Male am Tag, wobei wir kaum miteinander reden. Ich vermisse ihn. Sehr sogar... aber wenn er, warum auch immer, nichts mit mir zutun haben will werde ich das akzeptieren. Anfangs war es schwer ihm so nahe zu sein und doch so fern. Inzwischen finde ich jedoch genügend Ablenkung.
Nick ist ein sehr guter Freund für mich geworden. Bei ihm fühle ich mich sorglos. Und falls ich mal wieder einen Rückfall wegen Thomas bekomme, ist er da.

Nick ist nun ein festes Mitglied unserer Gruppe. Er ist dem Sportteam beigetreten, weswegen er auch sehr gut mit Ben ist. Ich sehe deswegen oft beim Training zu. Oft begleiten die Mädels mich.
Es ist eigentlich alles perfekt. Ich bin eigentlich glücklich. Trotzdem fehlt mir was. Eher gesagt, fehlt mir jemand.
Thomas.

Ich hatte nie vor, mich derartig von einem Menschen abhängig zu machen. Bei Thomas ist es schleichend und unbewusst passiert. Nichtsahnend habe ich mich von ihm abhängig gemacht...

„Sky?" Susan sieht mich besorgt an. Ich blinzele und sehe sie wieder an. „Tschuldige, ich war in Gedanken." Sie nickt verständnisvoll und legt eine Hand auf meine Schulter. „Es wird einfacher. Mit jedem überstandenem Tag. Mit jeder Woche, jedem Monat, wird es einfacher werden." Seufzend nicke ich. Susan redet nicht viel. Ehrlich gesagt kaum. Doch wenn sie etwas sagt, dann gibt sie die besten Ratschläge, die ich jemals gehört habe. Ich weiß nicht, woher sie immer in solchen Situationen die richtigen Worte hat, aber sie redet nicht darüber. Bisher habe ich sie auch noch nie darauf angesprochen. Schließlich geht es mich nichts an. Wenn Susan sich jemandem anvertrauen will, wird sie dies tun. Vielleicht hat sie das sogar schon.

"Danke, Su." Aufmunternd lächelt sie mich an. „Komm, wir gehen zu den anderen." Zusammen gehen Susan und ich zum Sportplatz und setzten uns zu unserer Gruppe auf die Tribüne. Gerade rechtzeitig, denn das Training beginnt gerade.
Minho scheucht sein Team immer wieder quer über das Feld, bevor sie die Koordination trainieren. Nick sieht immer wieder lächelnd zu uns.

Ich lasse meinen Blick über die Tribüne schweifen. Bei Thomas verharre ich. Seine blonden Haare werden vom leichten Wind bewegt. Sie sehen weich und sanft aus. Augenblicklich erinnere ich mich an das Gefühl sie durch meine Hände gleiten zu lassen. Tatsächlich fassen sie sich genauso an, wie sie aussehen.
Er trägt eine einfache blaue Jeans, ein weißes Shirt mit einer schwarzen Lederjacke darüber und Nike Sneaker. Neben ihm sitzt Dylan. Beide haben ein Grinsen im Gesicht.

Sie sehen gerade so sorglos aus.
Ich habe Thomas schon lange nicht mehr glücklich gesehen. Bisher habe ich ihn nicht einmal lächeln gesehen, seit wir wieder hier sind. Ihn so zu sehen macht mich glücklich.

Ein Mädchen stellt sich vor die beiden. Sie ist wirklich sehr hübsch. Ihre braunen glatten Haare fallen glänzend ihren Rücken herunter. Von ihrer makellosen Figur ganz zu schweigen. Ich kann von hier aus sehen, dass sie eine schmale Taille und perfekte Rundungen an den richtigen Stellen besitzt. Und das weiß sie, denn sie stellt ihren Körper gut zur Show.

Bisher habe ich mir noch nie große Gedanken über meinen Körper gemacht. Klar, ich hasse die Narben, die meine Vergangenheit zeichnen, aber sonst hatte ich mich nie so... komisch gefühlt. Was, wenn Thomas sie-

„Hey, alles in Ordnung?" Jules scheint meinem Blick gefolgt zu sein. Geistesabwesend nicke ich bloß. Als ich sie ansehe, hat sie ein fieses Grinsen auf den Lippen. „Jules, was hast du vor," frage ich besorgt. „Wart's ab, ich weiß, was deine Laune deutlich besser macht."

Ich kenne dieses Gesicht.
Und das geht bestimmt nicht gut aus.

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heute wieder mal zwei kapitel, weil lange nichts mehr kam & ich höchstwahrscheinlich morgen auch nicht dazu kommen werde, da ich geburtstag habe 😅🙈🥰

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffWhere stories live. Discover now