Kapitel 31

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Thomas P.O.V

Leider musste Sky zu ihrem Bruder zurück. Sie müssen wohl noch Zeugs klären. Noch immer weiß ich nicht, was ich von dem Ganzen genau halten soll. Natürlich will ich, dass sie in Sicherheit ist. Scheiße, ich würde sie niemals in Gefahr bringen wollen! Allerdings, will ich sie um mich haben. Sie vor mir sehen und sie küssen, wann immer ich kann. Das alles geht nicht, wenn sie schon nächste Woche in Istanbul oder so ist.

Ich glaube nicht an Fernbeziehungen. Bisher musste ich mir zwar nie Gedanken darüber machen, aber Fernbeziehungen sind doch bloß dazu da, um die Trennung hinauszuzögern. Zumindest wenn man vorher richtig mit der Person zusammen war. So, wie Sky und ich eben. Wir sind keine Entfernung gewohnt. Schließlich wohnen wir nebeneinander und im Internat sehen wir uns auch täglich. Vermutlich würde Sky alles daran setzten, dass wir das hinbekommen. Aber letzten Endes wissen doch alle, dass es nicht funktionieren wird. Ich kann nicht bei ihr sein, wenn etwas schlimmes passieren sollte und sie nicht bei mir.

Alles bloß Unsinn.
Verfickter Unsinn.

Es ist stickig im Zimmer. Doch ich will das Fenster nicht öffnen. Der ganze Raum ist mit ihrem Duft gefüllt.

Vielleicht das letzte Mal.

Zum Glück sind jetzt erstmal Ferien.
Daher lenke ich mich ab, in dem ich ein paar Sachen von mir zusammenpacke. Das halbe Schuljahr ist schon bald um und ehe ich mich versehe, bin ich mit der Schule fertig. Ich muss mir unbedingt etwas-

Falls Sky wegfährt, kann ich einfach bei ihr in der Nähe anfangen zu arbeiten! Vielleicht auch parallel noch studieren.

Grinsend packe ich meine Sachen zusammen und mache danach noch mein Bett. Als ich auf mein Handy schaue ist es bereits halb sechs. Gehetzt verlasse ich mein Zimmer und klopfe so lange an der Zimmertür der Mädchen, bis mir geöffnet wird. Susan sieht mich neugierig an. „Hallo Thomas," sagt sie freundlich. Ich glaube das war das erste, was sie überhaupt einmal zu mir gesagt hat. „Hey Susan, darf ich," frage ich genauso freundlich und bitte um Einlass. Dann öffnet sie die Tür komplett und tritt zur Seite. Meine Augen scannen schnell den Raum.

„Sie kommt gleich. Du kannst dich irgendwo hinsetzten, wenn du willst," kommt Susan mir zuvor. Dankend nicke ich und setzte mich auf Sky's Bett.

„Wo sind die anderen?" Sie setzt sich auf das gegenüberstehende Bett hin. „Die sind schon weg."

„Wann wirst du denn abgeholt," frage ich und mustere sie kurz. Stumm zuckt sie die Schultern. „Haben dir deine Eltern nicht geschrieben oder so?"

Kurz sieht sie auf den Boden. „Oh, nein. Sie rufen mich weder an, noch schreiben mir." Ihre Stimme klingt irgendwie zuversichtlich. Vielleicht kann sie mit ihren Eltern nicht so gut. Verständlich nicke ich. „Glaubst du sie kommen noch?"

„Nein... Ich bleibe hier." Ihr eines Bein wippt in der Jogginghose hoch und runter. „Soll ich dich mitnehmen? Ich warte sowieso noch auf Sky, dann kannst du deine restlichen Sachen zusammen räumen," schlage ich vor und sehe sie überzeugend an. Wieder zuckt sie mit den Schultern. „Warum nicht. Das ist wirklich reizend von dir, Thomas." Schmunzelnd sieht sie mich an.

„Kein Problem," sage ich grinsend. Dann öffnet sich rasch die Tür. „Su, du wirst nicht glauben was-"

Überrascht sieht sie zwischen uns umher. Ihre flache Atmung normalisiert sich schnell wieder. Glücklich sieht sie uns abwechselnd an. „Was," frage ich fasziniert von ihrem Enthusiasmus. Breit lächelt sie. „Ich kann bleiben." Kurz sehe ich zu Susan rüber, ehe ich Sky stürmisch umarme und sie gefühlvoll küsse. Dann löst sie sich jedoch von mir und umarmt Susan fest. „Wow, ich freu mich," jubelt Susan leise. „Dann lässt uns fahren oder?" Fragend sehe ich beide an. Sky und Susan beenden ihr Freude-Umarmungs-Ding. „Ja klar, fahrt ihr. Ich muss sowieso mit Rick und Sam fahren." Unzufrieden nicke ich. Schmunzelnd kommt sie mir näher. Ihre Arme legen sich um meinen Nacken und ziehen mich zu ihr herunter. „Keine Sorge, wir sehen uns später noch, Sangster." Grinsend küsse ich sie innig und deute Susan mitzukommen. Diese verabschiedet sich noch rasch von meinem Mädchen.

Verdutzt sehe ich Susan an, als sie nichts dabei hat. „Willst du nichts mit nach Hause nehmen?" Sie schüttelt bloß den Kopf und geht voraus. Schulterzuckend folge ich ihr. Bei meinem Auto schließe ich es auf und schmeiße meine Trainingstasche, mit ein paar Sachen drin, auf den Rücksitz. Als ich einsteige, sitzt Susan schon angeschnallt auf dem Beifahrersitz. Ich starte den Motor und stelle die Heizung ein, da ich ihr Zittern bemerke. „Willst du die Musik aussuchen," frage ich und fahre los. „Oh, ich höre gerne Nachrichten. Können wir welche hören?"

„Ja klar, warum nicht," sage ich gleichgültig und schalte das Radio ein. Susan stellt auf einen Dauernachrichtensender. „Wo musst du denn hin?"
„Hier," sagt sie und hält mir einen Zettel mit einer Adresse darauf entgegen. Verständlich nicke ich und überlege kurz den schnellsten Weg. Nach einiger Zeit dreht sie das Radio leiser. Kurzzeitig dachte ich schon, sie sei eingeschlafen.
„Du willst eigentlich gar nicht nach Hause nicht?"

Verwirrt werfe ich ihr einen flüchtigen Blick zu. „Doch, aber... das ist kompliziert."
„Ich weiß." Wieder sehe ich sie kurzzeitig an. Himmel, so langsam wird's gruselig. „Ich habe mal ein Buch für Psychologie gelesen. Du verhältst dich, wie dort beschrieben."
Schwer schlucke ich und versuche mich auf die Straße zu fokussieren. „Keine Ahnung, aber man kann nicht immer alles von geschriebenen Wörter in einem Buch abhängig machen." Leise lacht sie auf. „Kein Grund zur Sorge, ich werde es ihr nicht sagen. Schließlich weiß ich das schon länger."

Seufzend halte ich vor besagter Adresse an. Lächelnd sieht sie mich an, ehe sie aussteigt. „Vielen Dank, Thomas. Das ist wirklich lieb von dir!"
„Kein Problem. Schöne Ferien!"
„Dankeschön, euch auch!"

Damit fahre ich nach Hause.

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffWhere stories live. Discover now