Kapitel 37

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P.O.V Thomas

Hektisch laufen ich durch mein Zimmer.
Mein Herz hämmert schnell und stark gegen meine Brust. Nervös fahre ich mir durch die Haare und kaue auf meiner Lippe herum.

Gott, wieso führe ich mich so auf?
Es ist eine verdammte Warteschleife, Thomas. Du hast schon deutlich länger auf wichtigere Sachen gewartet... Ich sollte nie wieder mit mir selbst reden. Gruselig.

„Hallo, schönen guten Tag! Praxis Westerfalen hier, wie kann ich Ihnen behilflich sein?"

Schwer schlucke ich.

„Hallo, Sangster hier. Ich bräuchte dringen einen Termin bei Ihnen für eine Herz Untersuchung," sage ich heiser.

„Der nächstmögliche Termin wäre in ca ein bis zwei Wochen."

„Ja, ich nehme das, was frei ist."

Im Hintergrund kann ich ein leises Rascheln von Papier wahrnehmen. „Dann nächste Woche Donnerstag um 9:00 Uhr?"
„Ja, passt."

„Gut, ich habe Sie eingetragen. Dann noch einen schönen Tag!"

Ehe ich etwas erwidern kann tutet es bereits. Ich verdrehe die Augen und lasse mich auf mein Bett fallen. Das ist in genau einer Woche und einem Tag.

Plötzlich geht meine Tür auf.
„Thomas? Alles in Ordnung," fragt meine Schwestern und setzt sich ungefragt auf meinen Schreibtischstuhl. Stumm nicke ich und sehe sie an. Ana sieht genauso wie Mum aus. Nur eben jünger. Sie hat blonde, leicht rötliche Haare, die ihr beinahe bis zur Taille reichen. Für gewöhnlich sind sie kerzengerade, jetzt jedoch leicht gewellt.

„Ja, was ist?"

Nervös lässt sie ihren Blick durch mein Zimmer wandern. „Ich hab- Also das-"
„Ana, denken und dann reden. Wie oft soll ich dir das noch sagen?"

Mit einem steinernen Blick sieht sie mich an. „Blödmann," nuschelt sie und rümpft dir Nase.

„Wieso willst du eine Herzuntersuchung?" Perplex sehe ich sie an. Wieso müssen mich alle damit nerven?! Können die sich nicht, wie sonst auch, um ihren eigenen Mist kümmern?! „Kannst du mal aufhören mich fucking zu belauschen! Außerdem hab ich nicht für mich angerufen, du dumme Nuss."

Beleidigt sieht sie mich an.
„Da macht man sich mal Sorgen um dich und du verhältst dich wie das letzte Stück scheiße!" Sie wirft die Arme in die Luft und steht auf. „Ich find das alles auch nicht cool, okay! Aber ich zeige Mum wenigstens, dass ich mich für sie freuen kann und nicht ein verbittertes, egoistisches und undankbares kleines Kind bin!"

Starr sehe ich sie an. Alle Emotionen in mir verbanne ich augenblicklich in die hinterste Ecke.
„Rede dir das gerne ein. Wir wissen doch beide wer sich schlussendlich bei wem ausheult, nicht?" Verletzt sieht sie mich an, ehe sie rasch den Blick abwendet. Ihre Atmung beschleunigt sich kaum merkbar. „Du hast wenigstens jemandem mit dem du reden kannst," schluchzt sie leise, bevor sie aus meinem Zimmer verschwindet und die Tür lautstark hinter sich schließt.

„Fuck," murmle ich und will ihr nach rennen. Als ich die Tür jedoch öffne, steht niemand anderes als Mike vor mir. Ohne ihm die Angst in mir zu zeigen, sehe ich ihn an. Er schubst mich an der Schulter in mein Zimmer rein und schließt die Tür mit einem Schwung. Boshaft sieht er mich an.

„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst deine Schwester nicht beleidigen," sagt er mir bedrohlicher Stimme. Unwillkürlich schlucke ich schwer.

Wieder versuche ich mich zu währen und komme mir wieder schwach und klein vor. Immer wieder schlägt und tretet er auf mich ein. Erst als ich ihm genug auf dem Boden kauernd liege, hört er auf. Als ich die Tür schließen und darauf seine Schritte die knarrende Treppe runter höre, atme ich auf. Eine Träne rollt mir seitlich über's Gesicht. Ich fühle mich so erbärmlich. So mickrig.

Mein Körper fühlt sich taub an. Als würde er sich auflösen.

***

Ein Knall lässt mich aufschrecken.
Mein Zimmer ist in purer Dunkelheit versenkt. Mühsam setzte ich mich auf und stütze mich auf meinen Händen ab. Flach atmend ziehe ich mich an meinem Schreibtisch hoch. Vor Schmerz verziehe ich das Gesicht und versuche nicht wieder umzukippen, als sich mein Kreislauf bemerkbar macht.

Fuck!

Ich wollte heute mit Sky ihren Geburtstag nachfeiern. Panisch sehe ich auf mein Handy. Meine Augen weiten sich. Sie hat mich unzählige Male angerufen. Schlechten Gewissens klicke ich auf ihre Nummer. Nervös durch das Tuten kaue ich auf meiner Lippe herum.

„Wo bist du," schluchzt sie in den Hörer und lässt meine Brust zusammenziehen. Ich fahre mir durch die Haare und versuche mir schnell eine Entschuldigung zusammenzureimen.

„Sky, es tut mir so leid! Ich komme jetzt sofort. Bist du zu Hause?" Leise wimmert sie. „Nein, ich bin mit Jules und ein paar von ihren Freunden unterwegs."

„Oh," ist alles was ich hervor bringe.
Fuck, ich hab schon wieder alles vermasselt. Sie hat sich so auf heute Abend gefreut und ich hab's verpennt. „Kann ich-"
„Kannst du herkommen? Bitte," fleht sie leise und weckt in mir das Verlangen sie fest in den Arm zu nehmen. „Klar, ich fahr sofort los! Du musst mir nur die Adresse geben." Sie seufzt und lässt mich die Augen schließen.

„Thomas?"
„Ja?" Mein Herz hämmert schwer gegen meine Brust.
„Alles in Ordnung," fragt sie mit brüchiger Stimme. „Ja, mir geht's gut." Aus Reflex antworte ich schneller als ich nachdenken kann. Dann legen wir auf.

Vorsichtig knipse ich das Licht an und nehme mir eine frische Hose und ein Shirt, um mich schnell umzuziehen. Meine etwas verfranzte Lederjacke nehme ich auch mit und gehe ins Bad. Beim Blick in den Spiegel erstarre ich.

Meine Lippe ist aufgeplatzt und mein Gesicht ist bleich. Vorsichtig ziehe ich mein verschwitztes Shirt aus und sehe mir an, wie Mike mich zugerichtet hat. Seitlich an den Rippen ist ein brauner Fleck zu erkennen, der sich sicherlich noch lila verfärben wird.

Seufzend spritze ich mir Wasser ins Gesicht. Dann ziehe ich mich um. Als ich mich nach meinen dreckigen Sachen bücke zucke ich zusammen. Fuck, der Wichser hat mir gefühlt zwei Rippen gebrochen! Mit zusammengebissenen Zähnen schmeiße ich die Sachen in die Wäschetonne und verlasse das Haus.

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffDonde viven las historias. Descúbrelo ahora