Kapitel 21

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Skylar P.O.V

Zügig verlasse ich das Klassenzimmer und setzte immer einen Fuß vor den anderen. Nach kurzer Zeit nehme ich immer näher kommende Schritte hinter mir wahr. Ich brauche mich nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, dass es Thomas ist. Nach kurzer Zeit holt er mich ein und stellt sich mir in den Weg. „Was ist," frage ich gereizt. Verdutzt zieht er die Augenbrauen zusammen. Mich musternd beißt er sich kurzzeitig auf die Oberlippe. „Alles gut?" Sein Blick zeigt bloß einen Hauch von Besorgnis. Darin steckt auch etwas, dass ihn genervt wirken lässt.

Ich versuche weiterhin ruhig zu atmen. Gerade will ich etwas sagen, da passierts schon. Meine Augen weite sich, als ich spüre, dass ich auslaufe.

Shit, shit, shit!

Ohne ihm eine Antwort zu geben setzte ich meinen Weg auf mein Zimmer fort. Thomas sieht mir vorerst bloß fragend hinterher, bevor er mir wieder folgt. „Sky?"

Zügig gehe ich durch die Tür, nehme mir die erste Hose, die ich finden kann und schließe mich im Badezimmer ein. Das ist wirklich eines der positiven Seiten auf ein Internat zu gehen.

„Sky, alles in Ordnung?" Thomas klopft ungeduldig an die Tür und stresst mich damit unaussprechlich. Als ich fertig umgezogen bin und mich zwar wieder frisch, aber dennoch widerlich fühle, reiße ich wütend die Tür auf. „Was denn?!"

Thomas macht einen Satz zurück. Mit einem verwirrten und erschrockenem Gesichtsausdruck sieht er mich an. „Das frage ich dich doch gerade," gibt er mir genauso laut zurück. Kurz bahnt sich ein schlechtes Gewissen an, doch doppelt so schnell ist es wieder verschwunden. Ich könnte vor Wut schreien, so viel Aggressionen habe ich schon ausgebaut.

Doch ich gebe bloß einen frustrierten Laut von mir.

„Kannst du bitte einfach gehen," versuche ich ruhig zu sagen und mir nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm mir die Situation gerade ist. Allerdings scheint es mir nicht sehr gut zu gelingen, denn Thomas Reaktion darauf spricht Bände. „Nein, sag mir doch einfach, was verdammt nochmal mit dir los ist!"

„Okay! Ich habe gerade einfach viel Stress, klar?! Übermorgen muss ich Mrs. Volant den Tanz zeigen, welchen ich noch nicht geprobt habe, bald ist Klausurenphase, dann willst du heute Abend in so einen beknackten Klub gehen und ich habe höllische Unterleibschmerzen, weil ich grad meine Tage bekommen habe!" Schwer atmend von meinem Wutanfall wende ich meinen Blick von ihm ab und sehe auf meine Füße. Die Röte schleicht sich auf meine Wangen, mein schwerer Atem lässt mich beginnen zu schwitzen und dann passiert das unvermeidliche. Ich fange an zu heulen...

Schluchzend stehe ich vor Thomas und kann mich nicht dazu bringen meinen Kopf zu heben. Das nächste, was ich spüre sind seine Arme, die mich umhüllen.

Beruhigend streicht er über meinen Hinterkopf und legt dabei seinen Kopf auf meinen. Wir stehen längere Zeit so da. Das einzige, was zu hören ist, ist Thomas ruhigstellendes flüstern.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so anzicken," sage ich schuldbewusst und sehe zu ihm auf. Er legt seine Hand unter mein Kinn und sieht mir tief in die Augen. „Mir auch, ich hätte dich nicht so hetzten sollen." Zärtlich wischt er meine Tränen mit seinen Daumen weg. Fragend sehen seine Augen mich an, bevor er sich zu mir herunterbeugt und seine Lippen auf meine legt.

Nach dieser hormonell bedingten Konversation suche ich meinen Ersatzrock und ziehe mich erneut schnell um. Nacheinander kehren wir in den Unterricht zurück. Die letzten Minuten der Unterrichtszeit vergehen quälend langsam. Als Mr. East uns endlich entlässt, packe ich langsam mein Federmäppchen und meinen Block ein. Thomas lehnt sich gegen meinen Tisch und wartet geduldig auf mich.

Zusammen bringen wir unsere Taschen weg und gehen dann in den Speisesaal, um Mittag zu essen. Thomas legt seinen Arm um meine Taille und zieht mich während dem Gehen sanft näher zu sich. Ein Gefühl von Geborgenheit und Fröhlichkeit breitet sich in mir aus. Ich sehe zu ihm auf und kann hinter seiner gespielt gleichgültigen Fassade das gleiche wahrnehmen. Für diesen Moment scheinen wir beide den Rest der Welt zu vergessen. Zumindest, bis wir bei Dylan und Minho ankommen.

Unglücklich auf die folgenden uninteressanten Gespräche unter Jungs atme ich hörbar aus. Thomas sieht fragend zu mir hinab. "Du musst nicht hier essen. Geh ruhig zu deinen Tratschtanten," sagt er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Überrascht sehe ich ihm in die Augen, um sicherzustellen, dass er es ernst meint. "Bist du dir sicher?" Kurz sieht er zu den anderen rüber. "Ja, jetzt geh schon." Grinsend umarme ich ihn und gebe ihm einen liebevollen Kuss, bevor ich zügig rüber zu meinem Stammplatz gehe.

Während dem Essen und den vielen amüsanten Gesprächen kann ich nicht eine Sekunde aufhören zu lächeln. Zwar kann ich nicht genau definieren wieso, aber ich habe das Gefühl, dass Thomas mir jetzt mehr vertraut. Und das macht mich glücklich.

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffWhere stories live. Discover now