Kapitel 28

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Skylar P.O.V

Als ich nach einem langen und großen Spaziergang wieder auf mein Zimmer gehe, bete ich weder Thomas noch Dylan oder Minho über den Weg zu laufen. Im Zimmer schließe ich rasch und geräuschlos die Tür hinter mir. Seufzend lehne ich mich dagegen. Niemand ist im Zimmer. Wo die bloß alle wieder sind?

Plötzlich höre ich ein komisches Geräusch. So, als würde sich gerade jemand übergeben. Mit gerunzelter Stirn trete ich leise zur Badezimmertür heran. Dann geht die Spülung. Nachdem erneut Wasser läuft und es wieder stoppt, geht die Tür auf. Susan sieht mich perplex an. Ihre Augen huschen panisch umher.

„Was machst du denn hier? Wir haben dich überall gesucht!" Breit lächelt sie und umarmt mich. Geschockt verharre ich und rühre mich kein Stück. „Su," frage ich mit einem Zittern in der Stimme. Verkrampft umarmt sie mich noch immer. Ruckartig löst sie sich von mir. Breit lächelnd sieht sie mich an. „Wir sollten zu den anderen gehen. Sie freuen sich sicher sehr, dich wiederzusehen."

„Su, wir müssen nicht-"
„Doch!" Fröhlich sieht sie mich an. „Wir sollten uns ablenken, meinst du nicht?" Widerwillig gehen wir zu den anderen. Mit einem Unwohlsein in meinem Bauch setzten wir uns zu den anderen auf die Wiese.

Als die anderen mich entdecken springen sie auf und überrennen mich beinahe. Schlechten Gewissens sehe ich zu Susan. Was ihr zugestoßen sein muss... Wie viel sie mit sich rumschleppen muss... Und das ganz alleine. Zumindest habe ich sie noch nie so viel reden gehört, wie vorhin. Bisher hat sie nie viel gesagt. Wie immer schmunzelt sie und wirkt auf den ersten Blick glücklich.

„Wenn du das nächste Mal alleine sein willst, sag uns gefälligst Bescheid," meckert Erica. Wir setzten uns in einen Kreis auf die Wiese.
„Wie geht's dir?" Alle Blicke ruhen auf mir. Flüchtig sehe ich zu Susan. Dann senke ich den Kopf. Die sich plötzlich ausbreitende Gänsehaut, lässt mir Tränen in die Augen steigen. Voller Mühe versuche ich sie runterzuschlucken. „Sky!"

Langsam hebe ich meinen Kopf und drehe mich um. Nick lächelt mich erfreut an. „Entschuldigt mich kurz," murmle ich und stehe auf.

Nick's Blick verändert sich, als ich mich nähere. „Ich hab gehört, was passiert ist. Wie geht's dir?" Stumm zucke ich mit den Schultern. Wir gehen den Kiesweg entlang und verfallen kurzzeitig in ein Schweigen. „Thomas hat dich nicht verdient," bricht er die Stille. Auch dazu sage ich nichts. „Du solltest niemals dein Lächeln wegen jemanden verlieren."
Wir sehen uns in die Augen. „Sky, ich weiß, dass du ihn noch liebst, aber durch so eine Person wirst du dein Lächeln niemals wieder erhalten. Lass mich dir helfen, es wieder zu bekommen." Seine Hände umfassen die meine und halten sie fest. „Gib mir eine Chance dir zu beweisen, dass du wieder glücklich werden kannst."

Ich entziehe mich seinen zärtlichen Händen und gehe einen Schritt zurück. Verlegen beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange. „Du hast Recht. Ich liebe ihn. Klar, weiß ich nicht, wie das in einem oder drei Jahren aussieht... aber jetzt gerade, da kann ich nicht-" Verständlich nickt er. „Ja, schon klar," ehrlich schmunzelt er. Ich erwidere es und verschwinde wieder im Gebäude.

Betrübt schlendere ich durch die Gänge. Dann trifft es mich, wie einen Schlag. Kenzie's Stimme schrillt in meinen Ohren und besorgt mir den nächsten Tinitus.

„Du blöder Idiot!"
„Mir doch egal, solange du sie nicht unter Kontrolle hast, wird Thomas sie doch nie im Leben loslassen."
Verwirrt trete ich näher an die offen stehende Tür heran. „Ich kommandiere dich herum, wann immer ich das will, verstanden?!"

Plötzlich spüre ich jemanden dicht hinter mir. „Na sieh mal einer an, wer spioniert denn da wieder nach?" Minho zieht mich rasch nach hinten. Peinlich gerührt steigt mir die Wärme ins Gesicht. Dann erinnere ich mich an das, was ich soeben gehört habe. Irgendwie vermute ich, dass diese Konversation von Thomas und mir handelte. Wer sollte uns auseinander bringen wollen? Wer wäre zu sowas fähig?

„Was grübelst nh du so angestrengt," fragt Minho neben mir gehend. Nachdenklich beiße ich auf meine Unterlippe. „Ich weiß nicht... glaubst du-"
„Ey Minho," ruft Dylan ihm zu. Unsere Köpfe drehen sich in seine Richtung. Mit einer Kopfbewegung deutet er Minho, mit ihm mit zu kommen. Seufzend sieht er wieder zu mir. Dann legt er aufmunternd die Hand auf meine Schulter. „Wir reden später nochmal darüber. Ich muss jetzt los." Ich nicke ihm zu und bleibe alleine zurück. Wieso ist er plötzlich so... nicht Minhohaft? Sonst flirtet er doch jede Sekunde oder macht dämliche Witze.

Das Klingeln meines Handys lässt meine Gedanken in den Hintergrund verschwinden. Ohne nachzusehen, wer es sein könnte, nehme ich ab.

„Hallo?"
„Sky, ich- kommt bitte in die Bücherei."
Stirnrunzelnd überlege ich, was das jetzt bedeuten könnte. Sam hat sich noch nie so angehört. Nervös trete ich den Weg zur Bücherei an.

Vor der Tür atme ich angespannt aus. Mit schnellem Herzschlag öffne ich sie und betrete die Bücherei. Ich gehe gerade aus durch zwei riesige Bücherreihen. Sam steht mit dem Rücken zu mir. Unsicher gehe ich weiter auf ihn zu. Als ich neben ihn trete, versteinere ich mich. Der kalte, wahnsinnige Blick, der mich von der Frau trifft, die eins behauptete meine Mutter zu sein und mich von der ersten Sekunde an zu lieben und zu beschützen. Sie sitzt an einem Tisch. Rasch steht sie auf und will auf mich zu kommen.

„Einen Schritt weiter und ich verspreche dir, es wird dein letzter sein," gifte ich die warnend an. Abrupt bleibt sie stehen. Zorn tritt in ihren Blick. „Wage es nicht so mit mir zu reden, Allison Stuart!"

Beschützend stellt sich Sam vor mich. „Lass sie in Ruhe," droht er ihr. Dankend sehe ich ihn an, auch wenn er es nicht sehen kann. „Habt ihr jetzt ein verdammtes Komplott gegen eure eigene Mutter geschlossen?!" Schwer schluckend trete ich wieder neben Sam. „Was willst du hier? Wie hast du uns gefunden?"

Sie setzt sich wieder hin und faltet die Hände auf dem Tisch zusammen. „Nun, ihr habt euren Vater umgebracht. Er hat noch Schulden offen, die ihr noch begleichen müsst." Kurzzeitig wechseln Sam und ich unsere Blicke. „Ich habe euch gefunden. Glaubt ihr etwa, dass die es nicht können? Wer weiß, vielleicht sind sie gerade auf den Weg hierher."

Mein Herz beschleunigt sich.
„Allison, du bist jetzt immerhin 18. Übernimm endlich Verantwortung," mahnt sie und steht wieder auf. Als sie sich davonmacht, eilt Sam ihr nach. Verzweifelt bleibe ich stehen.

Überfordert halte ich mich an den Armen fest.
Alles war perfekt. Ich hatte alles, was ich liebte und brauchte. Jetzt fühle ich mich plötzlich einsam und verlassen. Ohne jeglichen Plan, wie Sam und ich da jetzt wieder rauskommen sollen.

Freiheit in London (Fortsetzung zu Gefangen in London) tbs ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt