73. Training. So geht's!

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Nachdem ich ein paar Runden mit Ruby gerannt war und wir zwei keuchten wie Moschusochsen in der Sahara, machten wir eine kurze Pause. Mich wunderte es wirklich, dass Levi uns so sehr vertraute, dass wir diese Runden rannten, dass er uns gar nicht hinterherkam, um uns zu beaufsichtigen. Na ja, er könnte sich hinter irgendeiner Hausecke verstecken und nur darauf warten, hervorzuspringen und uns das Hauptquartier putzen zu lassen ... Neee, das wäre zu viel Spaß für Levi. So viel Humor besaß er nicht ... wenn er überhaupt welchen besaß.

Die Sonne stand bald hellstrahlend am Himmel und mit ihr zeigten sich auch unsere Teamkameraden, die entspannt angegondelt kamen. Sie stellten sich zu uns und Connie stellte fest: „Ihr wart nicht beim Frühstück."
Sasha fügte an: „Deshalb habe ich eure Portionen gegessen. Sie waren wirklich köstlich."
„Ist alles in Ordnung?", wurden wir von Armin gefragt.
Zeitgleich gaben wir genervt zurück: „Nein!"

Alle sahen uns verwundert an. Und Eren hakte nach: „Warum nicht?" Wir kamen nicht zum Antworten, weil Levi sein Team über unseren Unmut aufklärte: „Weil sie Strafrunden laufen durften."

Ruby und ich schauten zu Levi und setzten beide einen so sauren Blick auf, dass man uns vermutlich für zwei wütende Zwillinge halten konnte, wenn man uns nicht kannte. Ja, Levi hatte seine Sympathie definitiv verspielt. Egal wie hilflos er am Vortag noch schien, heute konnte er von mir aus ruhig von einem Titanen niedergetrampelt werden.

Levi schickte alle in die Aufwärmrunden. Ruby und ich allerdings blieben demonstrativ an unseren Plätzen stehen. Mit seinem typisch neutralen Blick sah er uns an und erklärte: „Ihr zwei auch." Ruby und ich sahen uns gegenseitig an und Ruby ließ sich mit einem „Nö" in den Schneidersitz fallen. Ich machte es ihr nach und meinte: „Wir haben unsere Runden absolviert."

Mit verschränkten Armen fragte er: „Wie bitte?" Ich nickte einmal und erklärte: „Du hast uns schon verstanden." Nach einer kurzen Pause setzte ich noch nach: „Oder sprichst du mittlerweile doch japanisch?" Levi sah so aus als würde er gleich übergehen wie ein kochender Topf Wasser.

Er atmete einmal kurz durch und rieb sich angestrengt die Nasenwurzel. Ooohh, da war jemand kurz vor einem Nervenzusammenbruch ... oder der nächsten Eskalation. Levi knurrte mit der Hand weiterhin auf der Nasenwurzel: „Gut." Für die restliche Zeit, in der die anderen ihre Runden rannten, ignorierte Levi uns einfach. Und wir machten es genauso. Ich meine, der hat uns Strafrunden aufgebrummt einfach, weil er es kann. Da endete dann doch jegliche Sympathie.

Nach 10 Minuten war das Aufwärmprogramm durch und Levi gab die Anweisung, dass wir uns in zwei Gruppen aufteilen sollten. Es kam, wie es immer kommt, wenn es im Sportunterricht hieß „Bildet gleichgroße Gruppen". Anstatt zwei Gruppen zu bilden, standen wir in drei Gruppen zusammen.

Eine davon bestand aus Jean, Connie und Sasha, die andere aus Armin, Mikasa und Eren und dann blieben noch Ruby und ich. Historia war mit Erwin nach Stohess, um sich in ihre Pflichten als baldige Königin hinein zu fühlen. Sobald Erwin den Putsch eben durchbringt. Aber das war jetzt egal!

Alle sahen uns auffordernd an. Und schon klammerten wir uns aneinander fest wie zwei Ertrinkende. Niemand würde uns trennen!

Levi packte uns an den Schultern und schob uns auseinander. Mit einem „Abmarsch" schob er mich in Richtung Gruppe Eren und Ruby in Richtung Gruppe Jean. Als ich schon bei meiner Gruppe war, stand Ruby noch an ihrem Platz und grinste mir entgegen: „Selbst Levi hilft beim Verkuppeln." Hoffnungslos schüttelte ich meinen Kopf.

„Nein, tue ich nicht. Und jetzt beweg deinen Arsch zu deinem Team", schnauzte unser Sklaventreiber meine Freundin an. Ruby eilte auf Connie zu und stellte sich lächelnd neben ihn. Als nächstes erklärte Levi den Plan für heute. In unseren Gruppen traten wir gegeneinander an und sollten möglichst viele Attrappen erledigen. Wir legten unsere Ausrüstung an und auf dem Weg zum Wald schaute ich nachdenklich auf den Boden.

Von der Seite wurde ich angesprochen: „Geht es dir gut?" Ich hob meinen Blick und schaute auf Armin, der mich angesprochen hatte. Neben ihm ging Mikasa und auf meiner anderen Seite bemerkte ich Eren, die mich beide ebenfalls anschauten. Mit einem leichten Lächeln erwiderte ich: „Ich hasse es einfach gegen Ruby antreten zu müssen."

Wir blieben wieder vor dem Wald stehen und Armin nickte verstehend. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, kam von Ruby aus der anderen Gruppe,  die uns gegenüberstand: „Wir werden euch sowas von besiegen!"

Mein Gesicht verhärtete sich und ich meinte zu meinem Team: „Vergesst, was ich gesagt habe. Ich nehme alles zurück. Machen wir sie fertig, bis sie anfangen zu heulen." „Das ist die richtige Einstellung", kam von Mikasa, die mich seicht anlächelte.

Wir machten uns alle bereit und mit einem monotonen „Los!" von Levi fiel der Startschuss. Sofort schwangen sich alle in den Wald und machten sich auf die Suche nach Holztitanen.

Ich schwang mich von Baum zu Baum und beobachtete die Umgebung. Es dauerte keine zwei Minuten und ich sauste auf den ersten Titanen zu. Mit einem gezielten Schnitt erledigte ich das Holzkonstrukt.

Einmal schnappte mir Ruby eine Attrappe vor der Nase weg, was ich mit einem empörten „Hey!" kommentierte. Im Flug drehte sich Ruby noch um und rief zurück: „Shit happens!" Zu meiner Genugtuung knallte sie dabei fast gegen einen Baum. So nett wie ich nun mal war, lachte ich sie auch ungeniert aus.

Um meine Stimmung noch etwas aufzuheitern, zog ich Rubys Move bei Jean gleich zweimal durch. Gefiel ihm gar nicht. Er schrie mir ein paar wüste Beschimpfungen entgegen, wurde jedoch gleich von Levi zurechtgewiesen: „Kirstein, zügele deine Zunge oder du darfst später den Boden im Speisesaal mit einer Zahnbürste schrubben."

Nach einiger Zeit erschien am Himmel eine rote Rauchfahne. Das bedeutete wohl, dass der Spaß vorbei war. Ich kam zeitgleich mit Mikasa und Sasha am Waldrand an und die Sonne stach einem direkt in die Augen. Auch Jean und Ruby landeten neben uns. Jean atmete tief durch und seufzte: „Endlich wieder in der Zivilisation." Ruby hingegen stöhnte und schirmte ihre Augen ab.„Warum muss es in der Zivilisation Sonne geben?", jammerte sie. Ja, ich stimme dir da vollkommen zu, Ruby. Sonne ist etwas Grässliches.

Attack on Titan becomes realityDonde viven las historias. Descúbrelo ahora