44. Auf! Auf! Zur Mauer!

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Ymir schlug sich wirklich gut, nur waren die anderen Titanen einfach in der Überzahl. Es dauerte nicht lange und Ymir kam stark in Bedrängnis. Doch die Titanen wurden langsam träge, aufgrund der schwindenden Sonne. Ymir rettete sich immer wieder in luftig Höhen, ehe sie sich erneut auf diese Monster unter uns stürzte.

Sie sprang von Nacken zu Nacken wie beim Tempelhüpfen. Ein Titan nach dem anderen fiel, doch langsam wurde auch das Titanenmädchen müde.

Als sie sich wieder einmal nach unten auf einen geschätzten 5-Meter-Klasse-Titanen schmiss, wurde sie gepackt und diese glubschäugigen Grinsebacken begannen immer langsamer werdend ihren Titanen zu zerlegen.

Das Einzige, das Ymir davor bewahrte ganz zerlegt zu werden, war das Hereinbrechen der Nacht. Kaum war nämlich die Sonne weg und der Himmel wurde von Sternen geziert, stockten die Titanen.

In einer grotesken Kunstinstallation verharrten die Titanen in ihren Bewegungen. Ymirs Titanen in ihrer Mitte, welcher sich ebenfalls nicht mehr regte. Mit einem „Ymir!" seilte sich Christa zu den Titanen unter uns ab und Ruby folgte ihr auf dem Fuß. Von hier oben sah ich wie sie zusammen versuchten, Ymir aus ihrem Titanen zu ziehen.

Eine geschätzte Viertelstunde später kam Ruby alleine zu mir zurück und meinte, dass wir uns auf dem Weg zurück zur Mauer Rose machen würden. Seufzend machte ich mich mit Rubys Hilfe daran, mich aufzurichten.

Wir seilten uns ab und Dione und Kara kamen entspannt angetrottet. Umständlich setzte ich mich auf Kara und wurde dabei netterweise von meiner besten Freundin ausgelacht. Zugegebenermaßen sah es wohl wirklich witzig aus.

Christa hatte die bewusstlose und dampfende Ymir vor sich auf das Pferd gesetzt, welche ihr nun ziemlich die Sicht versperrte. Wie sie so heil zur Mauer zurückkommen wollte, wollte ich sehen.

Als auch Ruby auf ihrem Pferd saß, trabten wir die Pferde an und ritten schnellstmöglich von diesem widerlichen Haufen von Körperteilen weg und hoffentlich in die richtige Richtung. Wenn nicht dann waren wir wirklich aufgeschmissen und sowas von Titanenfutter. Und kein Levi weit und breit, der Ritter spielen konnte und uns danach anschnauzte gefälligst nicht zu sterben.

Es passierte nicht viel, solange es dunkel war. Wir ritten ohne Pause durch und ich war heilfroh, dass wir keinem von Zekes Mondlichttitanen begegneten. Sonst wäre es wohl wirklich aus die Maus.

Als die Morgendämmerung einsetzte, bemerkten wir leider etwas spät, dass wir genau auf einen Titanen, der 15-Meter-Klasse, zu ritten. Erst als er anfing sich in Zeitlupe aufzurichten, weiteten sich meine Augen und ich schrie erstickt: „Leute!" Aufgeschreckt sahen die anderen zwei Mädchen zu mir. Christa hatte so tiefe Augenringe, dass man sie mit einem Zombie verwechseln konnte, wobei ich mir denken konnte, dass ich auch nicht besser aussah. Und Ruby ... war eben Ruby. Sie schreckte auf und murmelte desorientiert: „Was is' los?"

Ich brachte Kara zum Stehen, was auch die anderen zwei zum Anhalten veranlasste und zeigte in die Richtung des Titanen. Müde schauten meine zwei Begleiterinnen zu eben jenem Monster und die Reaktion konnte unterschiedlicher nicht sein.

Während Christa erschrocken ihr Pferd wieder in Gang setzte, um einen großen Bogen um diese Grinsebacke zu machen, drehte sich Ruby sogar noch im Galopp begeistert um und rief begeistert aus: „Hey, das ist Dina!" Wieso hatte ich nur so eine lebensmüde Freundin?

Freundlicherweise war Dina, wie meine Freundin so schön sagte, so nett und vermutlich auch noch nicht ganz bei Verstand und ließ uns unbehelligt ziehen.

Wir wichen auf unserem weiteren Weg noch dem ein oder andern Titanen aus, der dann nicht mehr ganz so zuvorkommend wie Dina war. Doch wir schafften es einigermaßen einen Abstand einzuhalten, der groß genug war. Das heißt keinen Corona-Babyelefantenabstand, eher einen 20 Mamaelefantenabstand. Wenn uns doch einer zu nahekam, nahm sich Ruby mit Freuden unserem Gast an und servierte gekühlten Tod mit Schwerthieben.

Auf einer weiten Fläche konnten wir in der Ferne eine Staubwolke sehen mit vereinzelten Menschen mit grünen Umhängen. Halleluja! Wenn die da herumhüpfen, dann waren wir auch gar nicht mehr so aufgeschmissen. Nur noch ein bisschen. Immerhin mussten wir noch zu ihnen kommen, ohne dabei zu krepieren.

Wir hielten direkt auf diese Staubwolke zu, glücklich endlich wieder andere Menschen zu sehen. ... Wer hätte gedacht, dass ich mal froh bin Menschen zu sehen. Doch unsere Freude wechselte schlagartig in Entsetzen als wir merkten, dass der Boden unter uns vibrierte.

Erschrocken drehten wir uns um und sahen einen 3-Meter-Titanen hinter uns her trampeln. Während ich mich wieder nach vorne drehte, schwang sich Ruby vom Pferd und somit auf den Titanen zu.

Ich drehte mich kurz um, um zu sehen, ob Ruby zurechtkam, was auch der Fall war. Sie seilte sich von dem zusammenklappenden Titanen und wollte auf dem Boden aufsetzen. Doch kaum berührte ein Fuß das Gras, begann sie sich zu überschlagen. So kugelte sie einige Meter weit.

Mit einem erschrockenem „Ruby!" wendete ich und steuerte auf die am Boden liegende Ruby zu. Bei ihr angekommen fragte ich sie: „Alles in Ordnung?" Zurück kam ein schmerzhaftes Stöhnen.

Sie setzte sich mit verzehrtem Gesicht auf und hielt sich den rechten Arm. Das gefiel mir gar nicht. Von außen konnte ich nichts erkennen, doch man sah ihr an, dass sie Schmerzen hatte.

„Was tut dir weh?", fragte ich sie mitleidig und auch irgendwie unruhig. Immerhin saßen wir mitten im Titanengebiet, ohne die Möglichkeit uns zu verteidigen, auf dem Boden wie ein appetitliches Frühstück.
Ich bekam zurück: „Ich bin mir nicht sicher, aber ich kann den Arm nicht bewegen." Wie zum Teufel hatte sie das schon wieder geschafft?

Ich wusste nicht was wir jetzt machen sollten. „Schaffst du es auf's Pferd?", hakte ich weiter nach. Gedrückt antwortete sie: „I'll try", und rappelte sich umständlich auf. Ich zog mein gesundes Bein aus dem Steigbügel und Ruby stellte einen Fuß, in den nun leeren Steigbügel und packte einen Arm von mir, um sich hochzuziehen. Dabei fielen wir fast beide von Kara, ehe sie es schaffte ihren Hintern hinter mir in den Sattel zu setzten. Beide aus der Puste jammerten wir vor Schmerzen, während wir zu unseren Leuten zurückritten.

Etwa 200 Meter entfernt, kamen uns schon zwei Reiter entgegen. Beim Näherkommen erkannte ich zwei mehr als bekannte Gesichter.

Attack on Titan becomes realityWhere stories live. Discover now