28. Nicht alle Anweisungen sind klar ersichtlich!

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Zufrieden lächelnd kam Ruby sofort zu mir, während sich die anderen auf den Weg ins Gebäudeinnere machten. Das hieß wohl, dass sie Jean zufriedenstellend in seine Schranken gewiesen hatte.

Ohne, dass ich Ruby auch nur Luft holen ließ, begann ich mein eben erlangtes Wissen weiter zu geben: „Isayama hat da einen kleinen Zahlenfehler eingebaut."
Ruby fragte verwirrt: „Wieso?"
„Ich habe gerade Armin gefragt, wie alt er ist. Und weißt du was er geantwortet hat?", ich packte meine Freundin an den Schultern und schüttelte sie. „Weißt du was er geantwortet hat?!", fragte ich noch einmal fast hysterisch. „Er hat gesagt, er ist 18! ... 18!", beantwortet ich meine Frage selbst. Ich wirkte vermutlich gerade wie eine Verrückte, aber das war mir im Moment sowas von schnurzegal.

Auch Rubys Blick änderte sich: „Aber ... Aber ... Really?" Ich nickte nur energisch. Darauf kam zweifelnd: „He doesn't look like that."

Ich behielt mein energisches Nicken bei. Nach einer Minute kam von Ruby dann: „Ach, was soll's.", und ging auch auf das Schloss zu. Ich schaute ihr kurz entgeistert hinterher, ehe ich mir dachte, dass wir es ja sowieso nicht ändern könnten. Also trottete ich Ruby hinterher.

Das Essen verlief ohne weitere Vorkommnisse und wir versammelten uns für meinen Geschmack etwas zu schnell wieder auf dem Trainingsplatz. Auf diesem laberte Hanji Levi voller Begeisterung mit irgendwas voll, was der Angesprochene mit einem mehr als gelangweilten Blick quittierte.

Als nun die gesamte Mannschaft wieder Habt-Acht stand, wurde uns von dem kleinen Griesgram mitgeteilt, dass wir nun mit den 3D-Manövern trainieren würden. Na toll, wieder dieses Gurt-Gewurschtel.

Alle anderen gingen zielstrebig zu einer nahegelegenen Tür. Wohl um sich die Ausrüstung zu holen. Ruby und ich kamen erst gar nicht so weit, dass wir überhaupt daran denken konnten, den anderen zu folgen, denn uns wurde ein Haufen Gurte zugeschmissen. Von Hanji kam noch völlig überdreht dazu: „Seht mal, was ich für euch habe."

Ich sah sie an und bemerkte, wie sie mit zwei Stück braun-orangen Leder herumwedelte, dass sie uns schlussendlich grinsend hinhielt. Ich erkannte die Jacke mit dem Emblem der Aufklärungslegion. Den Flügeln der Freiheit.

Mit einem Aufschrei ließ Ruby die Gurte fallen und stürzte sich auf das Stück Stoff wie eine tollwütige Bestie. Selbst Hanji war so überrascht, dass sie zurücksprang, doch sie fasste sich schnell wieder. Ich versuchte die Gurte irgendwie mit einem Arm zu umfassen und nach der Jacke zu greifen. Das gelang mir auch einigermaßen, doch ich ließ die Jacke einfach wieder fallen als mir klar wurde, dass ich die Gurte UNTER der Jacke anlegen musste.

Seufzend machte ich mich daran mich wieder in das Gurtsystem zu werfen. Dieses Mal klappte, das auch ohne größere Probleme und auch Ruby steckte bald in den Gurten, nachdem sie endlich von ihrer Jacke abgelassen hatte. Doch das war definitiv nicht Levi zu verdanken. Der stand wieder teilnahmslos daneben und sah zu. Selbst als uns Hanji den Rest der Ausrüstung gab, rührte er sich nicht. Man hätte fast meinen können, er wäre eine Statue. Wie trostlos.

„Mit der Jacke fühle ich mich irgendwie anders", kam von Ruby. Sie hatte nicht ganz unrecht, aber es konnte auch daran liegen, dass die Jacke schwerer war als sie aussah.

Auch die restlichen Trainingsteilnehmer fanden sich wieder bei uns ein, nun mit vollständiger Ausrüstung. Hanji grinste ihnen begeistert entgegen: „Ab jetzt werde ich euch weitertrainieren. Natürlich nur für heute, ab morgen dürft ihr wieder mit Levi arbeiten." Wenn ich mich nicht täuschte, versuchten da gerade sehr viele ein Jubeln zu unterdrücken. Ich konnte es ihnen nachfühlen, doch hatte ich nicht das Gefühl, dass diese Worte auch für uns galten.

Diese Vermutung bestätigte sich auch als wir schon drauf und dran waren den anderen in den Wald hinterher zu laufen und Levi gelassen meinte: „Ihr zwei Rotznasen bleibt hier." Was wäre das auch schön gewesen. Ihr dürft mich jetzt keinesfalls falsch verstehen. Ich mochte Levi, aber mit ihm zu trainieren, war etwa so toll wie in einem Horrorfilm zu stecken.

Und somit blieben wir, wo wir waren, während Levi uns einen Moment musterte, bevor auch er Richtung Wald schlenderte. Das war doch jetzt ein Scherz, oder? Doch im Gegensatz zu unseren Kollegen blieben wir am Waldrand stehen.

Gemächlich drehte sich der Schwarzhaarige zu uns um und meinte: „Da ihr ja hoffentlich noch wisst wie man das 3D-Manöver verwendet, wird eure erste Aufgabe sein, auf die Plattform dort zu gelangen", dabei zeigte er in die Baumkronen über uns. Doch die beschriebene Plattform konnte ich nicht identifizieren, egal wie sehr ich die Augen auch zusammenkniff. Ich sah nur eine verschwommene Masse aus grün und braun.

Ruby, die genauso mit zusammengezwickten Augen nach oben schaute, schien es auch so zu gehen. Levi, der uns unterdessen gelangweilt beobachtete, fragte: „Seht ihr die scheißgroße Plattform etwa nicht?" Mein Blick ging wieder nach oben und Ruby und ich antworteten gleichzeitig: „Nicht ohne Brille."

Sollte Levi wegen dieser Aussage überraschte sein, ließ er es sich nicht anmerken. Das Einzige, das er tat, war, sich die Hand auf die Stirn zu schlagen. Diese wanderte dann auch gleich zu seiner Nasenwurzel, welche er sich mit zwei Fingern rieb. Wir schienen ihn schon an den Rand eines kleinen Nervenzusammenbruches zu treiben, dabei waren wir noch nicht einmal eine Woche hier.

Aufgrund dieser Reaktion blieb mir nichts anderes übrig als Ruby meine Hand hinzustrecken, in die sie sofort einschlug. Wenn wir noch zwei Wochen hier waren, würden wir ihn vielleicht wirklich in einen Nervenzusammenbruch stürzen.

Levi blickte nun wieder mehr als genervt zu uns. Mir fiel gerade das erste Mal auf, dass es Levi schaffte zwischen einem gelangweilten, wütenden und genervten Ausdruck zu wechseln, ohne etwas an seiner Mimik zu verändern. Krass. Ich wusste nicht, dass das funktionierte.

Im nächsten Moment wurde ich jedoch von unserem Trainer wieder aus den Gedanken gerissen, welcher versuchte uns nicht gleich anzuschreien. „Rauf da", befahl er mit Nachdruck und deutete wieder nach oben, ehe er sich selbst auf die nach wie vor nicht sichtbare Plattform schwang.

Attack on Titan becomes realityWhere stories live. Discover now