6. Levi Adaptionen haben folgende Nebenwirkungen: Überforderung

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Als wir nicht mehr weit zum Eingangstor hatten – es war einfach zu groß, um es als Tür zu bezeichnen – machte Ruby wohl das dümmste und gleichzeitig lustigste, dass sie hätte machen können. Sie zog ihr Handy aus dem Rucksack, in dem unsere Kleidung steckte, und ließ den „OI OI OI-Remix"* laufen.

In den nächsten 18 Sekunden, in denen der Remix ablief, begann Ruby zu grinsen wie verrückt, Levi blieb stocksteif stehen und brauchte den Großteil des Liedes, um sich zu uns umzudrehen und uns mit einem Blick zu erdolchen, bei dem sogar Leroy Jethro Gibbs** tot umgefallen wäre. Und der Kerl ist wie Levi.
Innerhalb von Millisekunden lokalisierte er Rubys Handy als Quelle der Musik und stürzte sich auf sie.

Da Levi zum Glück einige Meter vor uns ging, konnte ich mich noch vor Ruby stellen. Levi kam vor mir zum Stehen und das Einzige was ich instinktiv tat, ohne auch nur im geringsten an Konsequenzen zu denken, war meine Hände beschwichtigend zu heben und zu sagen: „Oi, Oi, Oi, Oi! Mate. Mate."*** Und das in meiner besten Levi-Imitation, die zugegebenermaßen grottenschlecht war.

Sofort stürzte Levi wieder los und nahm mich einfach mit, sodass ich bei seinem Versuch an das Handy zu kommen zwischen Ruby und Levi eingequetscht war.

Aber selbst Levis Schnelligkeit und Kampferfahrung halfen ihm nicht an das Handy zu kommen, welches Ruby möglichst weit hinter sich streckte, um es vor seinen Griffeln fernzuhalten.

Unterbrochen wurde unser Gekreische und Gebrüll schon wieder von der Frage: „Was ist denn hier los?"

Ruby und ich starrten den Blonden mit den markanten Augenbrauen überrascht an, während Levi ihm nur einen kurzen, genervten Blick schenkte, der zu sagen schien: „Das fragst du noch?" Neben ihm befand sich eine braunhaarige Frau mit einer Brille, die man eindeutig als Hanji Zoe erkennen konnte.

„Erwin, du lebst ja noch", durchbrach die überraschte Feststellung meiner Freundin, die kurzzeitig entstandene Stille. „Und du hast noch beide Arme", gab nun auch ich meine Beobachtung preis.

Nun ließ Levi von uns ab. Ich konnte mich endlich wieder normal hinstellen und schüttelte mich einmal, wie ein nasser Pudel, weil das gerade eindeutig und zwar GANZ EINDEUTIG zu viel körperliche Nähe mit einem Fremden war.

Ruby presste ihr Handy nun an die Brust als würde sie erwarten, dass Levi es ihr sofort entreißen würde. Was gar nicht so unwahrscheinlich war.

„Was habt ihr gesagt?", wurden wir nun scharf von Levi gefragt, sodass wir beide zusammenzuckten, als würde man uns einen Eimer Eiswasser überkippen.

Wie einige Minuten zuvor auch piepste ich: „Nichts." Worauf Levi sofort einen Schritt auf mich zumachte. Ehe er zu einem neuen Satz ansetzen konnte, versteckte ich mich auch schon hinter Ruby, welche mir es mit einem Schlag auf den Oberarm und einem Knurren dankte.

Nun sprach auch Hanji das erste Mal: „Ich habe ganz deutlich den Satz „Erwin, du lebst ja noch" gehört und irgendwas mit einem Arm. Da stellt sich mir die Frage: Wer seid ihr?" Levi zog mal wieder eine Augenbraue hoch, da er nun erkannte, dass wir Hanji nicht kannten. Doch bevor er irgendetwas sagen konnte, kam Hanji auf uns zu und streckte ihre Arme nach Rubys Handy aus. „Ooouuuhh, und was habt ihr da für ein komisches Ding!", sagte sie begeistert.

Ich setzte noch an zu sagen: „Nein! Sie verhält sich bei ihrem Handy ..." Weiter kam ich nicht, denn mein menschliches Schutzschild sprang mit einem Satz einen Meter zur Seite und knurrte Hanji wie ein wildes Tier an.

Leise seufzend beendete ich meinen Satz: „... wie Sasha", und legte meine Hand an meine Stirn.

Hanji blieb wie angewurzelt stehen und schien mein Kommentar vollkommen ignoriert zu haben. Levi jedoch nicht. Nein, der fragte prompt, woher ich den Sasha kenne.

Genervt dachte ich mir: „Natürlich, wieso sollte Mister Super-Soldat diesen Hauch eines Flüsterns auch überhören?", und beschwerte mich insgeheim mal wieder bei der Macht, die uns hierher verfrachtet hatte. Und uns die Schuhe verweigerte. Während Ruby Hanji nach wie vor nicht aus den Augen ließ, schloss ich meine kurz und presste meine Lippen fest aufeinander als ich sie wieder öffnete. Entschlossen schüttelte ich mit Blick zu Levi den Kopf wie eine Irre. Dabei rieselten vereinzelt Blätter, Tannennadeln und Zweige auf den Boden.

Mir kam der Gedanke, dass wir für Außenstehende völlig lächerlich wirken mussten. Immerhin standen sich hier zum einen eine eingefrorene Wissenschaftlerin, die sowie so schon jeder als verrückt abstempelte und eine, sich wie ein wildes Tier verhaltende 16-Jährige, die mit Zweigen und Blättern übersät war und zum anderen ein wütend dreinblickender Zwerg und eine andere verwilderte 16-Jährige, die wie eine Irre ihren Kopf schüttelte gegenüber. Und als Sahnehäubchen stand der Kommandant der Aufklärungslegion, der aber auch wirklich immer einen Plan hatte, ratlos daneben.

Sich der Situation bewusstwerdend gab ich das Schütteln meines Kopfes auf und blickte mir die Situation mal distanziert an, bevor ich anfing schallend zu lachen.

Ruby sah mich erst verwirrt an, bemerkte aber schnell, dass das Ganze hier aber auch wirklich lächerlich war und brach ebenfalls in Gelächter aus. Von den ranghohen Tieren der Aufklärungslegion kam nur ein noch ratloserer Blick.

Man konnte ihnen deutlich ansehen, dass sie überfordert waren. Nur leider brachte mich das nur noch mehr zum Lachen. Ich meine, wenn man überlegt, das sind Leute, die ihr Leben riskieren und sogar mit einer Horde menschenfressender Monster fertig werden, auch wenn sie keinen Plan haben und dann kommen zwei 16-jährige Mädchen machen ein paar Bemerkungen und sie wissen weder ein noch aus.

Erwin seufzte und fing selbst leicht an zu schmunzeln. Ich versuchte wieder ernst zu werden, was allerdings nicht so schnell funktionierte, da Ruby immer weiter lachte und ich einfach wieder anfangen musste, wenn ich sie sah. Um das nicht zu müssen, heftete ich meinen Blick auf Levi, da er der Einzige war, der hier noch ernst schaute. Nachdem ich mich eingekriegt hatte, schaute ich wie es Ruby ging. Sie stieß zwar noch vereinzelte Lacher aus, hatte sich aber soweit gefangen, dass sie nicht gleich am Boden lag.

Erwin seufzte ein weiteres Mal und erklärte nun möglichst streng, was überhaupt nicht hierher passte: „In mein Büro. Sofort!"

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*Video oben

** Hauptcharakter aus NCIS (wer's nicht kennt)

***ebenfalls auf youtube zu finden

Attack on Titan becomes realityWhere stories live. Discover now