2. Der Tod ist ein Riesenbaby

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In meinen Verstand drehte sich alles und versuchte irgendeine rationale Erklärung zu finden.

Ihr müsst wissen, wenn ich nicht gerade verrücktspiele und mich als wahnsinnig abtue, dann bin ich doch ein recht realistischer Mensch. Nur die Realität sagte gerade definitiv „Adieu!" und kippte irgendwo am Mars vor Lachen vom Stuhl.

Erst Rubys geflüstertes „Toni" ließ mich aufschrecken und meinen Kopf nach links schnellen. Dabei stießen unsere Köpfe logischerweise zusammen, weshalb ich schmerzhaft das Gesicht verzog. Ruby allerdings ließ sich nichts davon anmerken und starrte weiterhin von ihr aus gerade nach vorne. Also irgendwo hinter mir beziehungsweise über meinem Kopf musste irgendetwas immens interessantes sein.

Beschwerlich versuchte ich mich aufzusetzen und den regungslosen Körper von mir runter zu schaffen. Ein unmögliches Unterfangen. Also fragte ich kurzerhand: „Ähm, Ruby? Könntest du bitte von mir runtergehen?"

Nach wie vor klebten ihre Augen auf dem Fleck hinter mir, jedoch folgte sie meiner Bitte und kniete nun neben mir. Jetzt, da ich meine Bewegungsfreiheit wiedererlangt hatte, setzte ich mich erst auf und drehte meinen Oberkörper nach hinten.

Das Erste, das ich sah waren überdimensionale und sehr ungepflegte Füße. Als eingefleischter Percy Jackson-Fan kommt natürlich der Gedanke „Zyklop". Als ich meinen Blick weiter hinaufschweifen ließ zu einem etwas untersetzten Torso und dann weiter zu dem zu kleingeratenen Kopf mit den zu großgeratenen Sehorganen und dem großen Mund, der die Zähne des Riesen zeigte, übernahm die Attack on Titan-Suchtlerin in mir und schrie viel zu laut für meinen leergefegten Kopf „TITAN!!".

Das Ding, das irgendwie einem Riesenbaby ähnelte und eindeutig zu viel mit den Monstern aus dem Anime gemein hatte, um diese Tatsache zu ignorieren, stand starr auf seinem Platz und blickte uns unverwandt an. Seine Augen dienten nahezu als Reklame auf der stand „Fressen?".

Das Adrenalin, dass bisher durch meine Blutbahnen raste, schien wohl zu einsam zu sein, denn plötzlich hatte ich nur noch das Bedürfnis mich zu bewegen. Und das möglichst gleich.

Dem Drang weg zu laufen widerstehend begann ich mich langsam gänzlich umzudrehen. Auf halben Weg als ich auf meinen Knien saß, setzte das Monstrum einen Fuß nach vorne, der beim Aufsetzen ein Erdbeben der Stärke fünf oder sechs entstehen ließ, legte ich alle Vorsicht ab. Ich packte Ruby am Arm und zog sie in eine aufrechte Position. Nun aus ihrer Starre erwacht, begann sie zu grinsen.

Ungeachtet dessen begann ich zu laufen und zog sie am Arm mit, bis sie selbst anfing ihre Beine zu bewegen.

Jubelnd schrie sie mir zu: „Das ist ja soooo cooooool!!"

Entsetzt aber irgendwie ihre Gefühle verstehend blickte ich zu ihr.

Wir liefen direkt auf die Ebene.

Ich drehte mich einmal kurz um, um den Abstand zu unserm Verfolger in Augenschein zu nehmen und zu überlegen, ob wir das hier überstehen würden.

Ein irrationaler Teil meines verrückten Hirns hoffte noch, dass das Ding hinter uns doch nur einfach mit uns spielen wollte. Doch das versuchte ich zu ignorieren.

Ich bemerkte nebenbei, dass sich hinter dem Titanen wohl eine ehemalige Stadt befand, welche nun von Unkraut besiedelt war. Und hinter der Stadt sah ich eine Mauer. Da ich als Suchtlerin natürlich einen Großteil der Anime-Informationen schnell zur Hand hatte, kombinierte ich.

Dem irrwitzigen Gedanken verfallen bei der Mauer in Sicherheit zu sein, drehte ich mich wieder nach vorne, um Ruby mitzuteilen, dass wir die Richtung ändern müssten.

Dieses Vorhaben wurde jedoch jäh durch meine eigenen Beine verhindert. Ich hakte beim Laufen irgendwie das linke Bein in mein rechtes, was als Folge hatte, dass ich und der Boden ein Stell-dich-ein hatten.

Ruby, durch einen Aufschrei meinerseits aufmerksam geworden, drehte sich im Laufen um und knallte ebenso wie ich gerade mit der Fresse voll in den Dreck.

Nun beide am Boden liegend sahen wir den Titanen immer näherkommen und unserem Tod somit direkt in die blauen Babyaugen.

Und ich dachte immer der Tod sei, ein Engelstyp und einem Tablet in der Hand. Tja, so kann man sich täuschen. Stattdessen raste ein tonnenschweres, übergroßes, unproportionales Riesenbaby auf uns zu und würde uns wie zwei zähe Speckstreifen verspeisen.

Ich sah zu Ruby und rief: „Du warst die beste Freundin, die ich je hatte! UND VERDAMMT SEIST DU, DASS DU MIR ATTACK ON TITAN ZEIGEN MUSSTEST!"

Zurück bekam ich geschrien: „Ich hab' dich lieb, Toni! UND ICH BIN SOOOO STOLZ AUF DICH!!"

Mein Blick glitt wieder zu unserem Todesurteil.

Der Titan schien sich uns zum Vorbild genommen zu haben, denn er klatschte mit dem Gesicht gerade auf den Boden und schluckte dabei noch einige Liter Erde.

Auf dem Titanen erkannte ich zwei Gestalten mit Schwertern, die bedrohlich aufblitzten, als würden sie sagen wollen: „Eine falsche Bewegung und ich mache aus euch mundgerechte Würfel."

Attack on Titan becomes realityWhere stories live. Discover now