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"Was hast du gerade gesagt?", fragte ich vorsichtig. Ich wusste was er gerade gesagt hatte aber ich konnte es nicht glauben. 

Hochzeit.

"Es ist nicht so wie du denkst, Aurelia", er bemerkte meine besorgte Miene und nickte Helena zu. Doch sie wartete auf meine Zustimmung, ob sie das Zimmer verlassen soll oder nicht. Ich nickte leicht und starrte ihn an.

Ich hörte wie sich die Tür öffnete und danach sofort wieder sanft geschlossen wurde. Nun waren wir ganz alleine in seinem Büro.

"Was habe ich dir angetan, Nathaniel?", wisperte ich. Er runzelte die Stirn. Er öffnete seinen Mund um irgendwas zusagen, doch ich war schneller.

"Du hast gesagt, dass du mich liebst. Du hast es mir so oft gesagt, dass ich dir am Ende geglaubt habe. War das auch eine Lüge?", ich ballte meine Hände zu Fäusten, presste meine Nägel in meine Handfläche. 

Der Schmerz erinnerte mich, dass ich nicht vor ihm meine Emotionen zeigen sollte. Ich blinzelte die Tränen weg und wartete auf eine Antwort. Er positionierte seinen Stuhl richtig und schaute mich still an.

Wie hypnotisiert starrte ich in seine bernsteinfarbene Augen, die dunkler wirkten als sonst. Sie erinnerten mich gerade an Karamell. Wie Feuer, welches kurz davor ist gelöscht zu werden.

"Ich war nicht immer ehrlich zu dir aber in dieser Sache war ich aufrichtig". 

"Nicht immer ehrlich? Du warst nie ehrlich", ich betonte das nie und spuckte ihm die Wörter förmlich ins Gesicht. Er schaute kurz nach unten und ich hörte ihn wie er leise aufseufzte.

"Wenn du mich so sehr liebst, wie du es mir immer gesagt hast, dann warum spüre ich von dieser Liebe nichts?", meine Stimme zitterte und ich erwischte mich selbst wie ich lauter wurde. Die Wände waren hier dick genug, sodass ich wusste, dass mich niemand hören würde.

Er schaute auf und presste seine Lippen zusammen. Er wusste, dass ich noch etwas zusagen hatte und ließ die ganzen Vorwürfe auf sich ergehen.

"Willst du wissen was ich seit Monaten spüre?", fragte ich ihn. Das war eine rhetorische Frage, denn er wusste wie ich mich fühlte. Ich fühlte auch immer wie er sich fühlte und dies verbesserte nie die Situation.

Ich spürte jeder seiner Emotionen in mir in den letzten Wochen. Auch wenn ich es versuche zu ignorieren, spürte ich jedes Mal wenn er litt. Das machte es natürlich nicht besser für mich. Seine und meine Schmerzen gleichzeitig zu fühlen.

"Du hattest Schmerzen. Du hast immer noch Schmerzen. Genau in diesem Moment spüre ich wie du leidest", antwortete er. Seine klare Stimme verbreitete mir Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.

Ich hasste meinen Körper. Er verriet mich schon so oft vor ihm.

"Warum tust du mir dann das alles an, wenn du spürst wie sehr ich leide? Warum willst du das die Frau, die du liebst, leidest?", sein quälender Blick tat weh.

Nach all dem Mist den er mir angetan hatte, schmerzte mich der Gedanke, dass er auch litt und das hasste ich am Meisten. Er hatte mir so viel Leid zugetragen und ich wünschte mir so sehr, dass es mich gleichgültig lässt aber natürlich ging es nicht. 

Wenn ich ihn verletzte, verletze ich auch mich. 

Vielleicht war es wohl eine Bestrafung für uns Beide. 

VERSATILE IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt