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„Bist du jetzt zufrieden?", fragte ich und schaute raus auf die Straße. Die Nachbarn dachten ich würde sie nicht sehen, wenn sie sich hinter ihren Gardinen verstecken würde aber falsch gedacht. Das wäre der einzige positive Teil an meinem erzwungenen Umzug. Die dummen Nachbarn konnten nichts Besseres als dich dumm anzustarren und so tuen als wärst du eine Schaufensterpuppe.

Wir haben schon ein gutes Stück mit dem Auto zurückgelegt und die ganze Zeit wollte ich mit meiner Stille bestrafen aber sein dauerhafter Blick störte mich. „Du tust so als wärst du die Einzige, die gelitten hat oder leidet", er starrte nun auf die Straße.

"Und du tust so als wärst du hier der Opfer", erwiderte ich. Er grinste. Warum grinste er so dumm?


"Nun es ist je nachdem wer die Geschichte erzählt...in deinen Augen bin ich der Bösewicht", ich verdrehte genervt die Augen. "Wer bin ich denn in deiner Geschichte?", fragte ich.


Er zögerte. "Die Retterin..du wirst mich von der Dunkelheit retten. Eines Tages". Ich lehnte mich gegen das Fenster und starrte auf meine Hände.


Retterin. Wenn ich nicht lache. Er hat sich monatelang mit Alkohol getröstet, nachdem er Schuld war für mein Verlassen und dann sollte ich ihn retten? Nachdem er mich kaputt gemacht hatte?

Nein.

  Er folgte meinem Blick und runzelte die Stirn. "Wo ist dein Verlobungsring?", fragte er.

"In meiner Tasche", er nickte. Er wirkte irgendwie erleichtert. "Warum fragst du das?".

"Ich dachte du hast es weggeschmissen für einen kurzen Moment", gab er zu und fuhr Richtung ignisorischem Viertel. Ich beobachtete wie seine Körperhaltung sich langsam entspannte und nicht die stolze Haltung behielt wie vor meiner Familie.

"Nein, erwartest du so wenig von mir?", fragte ich beleidigt. Ich schaute kurz zu ihm. "Wäre ich du, hätte ich es höchstwahrscheinlich gemacht", meinte er. "Weil du impulsive Entscheidungen triffst. Das beste Beispiel ist als du mich mit meiner Cousine betrogen hast bevor du auch mir nur eine Chance gegeben hast sich zu erklären"


Der Gedanke, dass Helena meine Cousine ist, verstörte mich immer noch. Das Mädchen, welches mich abgrundtief hasst, war eine Blutsverwandte von mir. Als ich den ersten Schock überwunden hatte, dachte ich mehr nach und bemerkte gewisse äußerliche Ähnlichkeiten mit Helena.


Ich habe sie seit Monaten nicht gesehen und ich war Phelicia und Panthea dankbar, dass ich sie nicht sehen musste.


"Hmm, nicht meine beste Entscheidung", murmelte er. Ich lachte auf. "Nicht deine beste Entscheidung? Seit ich dich kenne, triffst du nur dumme Entscheidungen".


Ich schaute wie er seine Lippen zusammen presste und stur auf die Straße schaut. Er hatte wohl nichts mehr zusagen. Gut, denn ich hatte auch nichts mehr zusagen.


Die restliche Autofahrt war es still und Nathaniel erlaubte sich nicht mehr mich anzuschauen. Ich aber konnte nicht anders als ihn anzuschauen. Ich gebe unserer Bindung die Schuld, dass ich ihn anschaue. Ich kann nicht anders als seinen Gesicht mir genauer anzuschauen.


Mein Blick wanderte weiter runter zu seinem Oberkörper. Seine Schultern sind definitiv breiter geworden. Auch seine Oberarme wurden kräftiger in den letzten Monaten. Hatte er überhaupt Zeit Sport zumachen?


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