"Genau deshalb wusste ich, dass es Ace war", erklärte er ruhig und schaute mich erneut an.

Er wandte den Blick ab, als ich nichts erwiderte. Daher stand er auf und stellte sich hinter die Sitzecke, um aus dem Fenster zu schauen. Schweigend und gedankenversunken beobachtete ich ihn dabei. Sein Anblick zerbrach mir das Herz, denn der Gedanke, das ich teilweise Schuld an der Feindschaft von zwei besten Freunden war, zerfraß mich innerlich auf. Mir war bewusst, dass ich nichts getan hatte, jedoch war ich trotzdem der Grund und diese Wahrheit konnte niemand leugnen. Vielleicht hatte ich nicht von ihnen verlangt, dass sie in der einen Nacht in mein Haus einbrachen, aber ihre Gefühle spielten eine große Rolle.

Der Hass zwischen ihnen wurde nur durch mich verstärkt, denn Liam liebte mich und Ace empfand auf einer komischen Weise ebenfalls etwas für mich. Es war ein merkwürdiges und beängstigend Gefühl. Ich konnte es nicht beschreiben, jedoch war jetzt alles anders, denn sie hielten zusammen.

Für mich.

Für mich, weil sie mich beschützen wollten.

•••

"Wo bleiben die?", fragte sich Hope und sie schien langsam ungeduldig zu wirken, sowie Katy und ich.

"Sie kommen bestimmt gleich", meinte ich.

Levin und Jayden waren einkaufen gefahren, da wir das so gut wie bei zwei Haushalten vergessen hatten. Katy bestand darauf, dass wir etwas richtiges Essen mussten, um wieder Kraft zu bekommen und daher schickte sie die beiden mit einer enorm langen Liste zum Supermarkt. Nachdem einkaufen mussten die Jungs jedoch feststellen, dass mit dem Motor etwas nicht stimmte, da er nicht ansprang. Aus diesem Grund waren Liam und Hunter zu ihnen gefahren, um nachzusehen. Ob sie sich damit auskannten und ihnen behilflich sein würden, glaubte ich eher weniger, aber wir hatten uns nicht eingemischt.

Wir machten uns aber Sorgen, da es fast beinahe drei Stunden vergangen waren und wir noch immer nichts von ihnen hörten. Wir riefen sie an, aber keiner ging an sein Handy ran. Liam schrieb mir nur eine Nachricht, dass sie bald kamen, aber das war vor ungefähr einer Stunde. Etwas nervös stand ich vom Sessel auf und öffnete ein Fenster, da es sehr stinkig drinnen war und ich frische Luft brauchte.

Nebenbei schweifte mein Blick zu Hope, die mit zusammengekniffenen Augen ihr Handy anstarrte, da sie auf einen Anruf wartete, der leider nicht kam. Es wunderte mich, dass sie noch nicht ausgerastet war, denn in der Blondine lebte keine Geduld. Sie kannte wahrscheinlich nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes. Amüsiert darüber schmunzelte ich ein wenig und schüttelte leicht den Kopf. Trotzdem bewunderte ich sie, denn es war unglaublich, wie sie mit alles umgehen konnte. Es waren so viele Dinge passiert, dennoch blieb sie positiv. Meine beste Freundin ließ sich nicht die Laune verderben und glaubte daran, dass irgendwann alles endete.

Ich zuckte überrascht zusammen, als plötzlich mein Handy zum Klingeln begann. Sofort nahm ich es vom Tisch und atmete erleichtert aus, als ich den Namen, den ich erwartete zum Lesen bekam.

"Wo bleibt ihr denn?", fragte ich besorgt.

"Wir mussten warten, weil der Wagen abgeschleppt wurde. Wir sind auf dem Weg", beruhigte er mich.

"Warum gibt ihr uns nicht Bescheid?", regte ich mich jetzt auf und schnaubte fassungslos darüber.

"Hat Jayden an Hope keine Nachricht geschrieben? Ich dachte ihr wisst, dass wir später kommen", war nun Liam derjenige, der leicht verwirrt schien.

"Nein, hat er nicht", antwortete ich.

"Jayden", wendete sich dieser daraufhin an ihn.

"Warum hast du Hope nicht geschrieben?", wollte dieser von ihm wissen, worauf kurze Stille auf der anderen Seite herrschte und die Mädchen sahen mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Oh scheiße, ich habs vergessen", meinte Jayden, worauf ich mir gegen die Stirn schlug.

"Hope wird mich töten", hörte ich ihn noch reden.

"Oder ich", murmelte Liam und ich musste einfach grinsen und konnte mich nicht davon abhalten.

"Kommt endlich", sagte ich dann.

"Wie Sie wünschen, Ms Evans", sprach er mit verführerischer Stimme und ich lächelte breiter.

"Was wir noch alles von Liam hören werden", nervte ihn lachend im Hintergrund Jayden.

"Nein, stop!", rief er wenige Sekunden später.

"Aria sag etwas zu deinem Freund!", schrie er.

"Er will mich töten!", klang er verzweifelt.

Im Hintergrund waren komischen Geräusche zu hören und ich vermutete stark, dass Liam wirklich versuchte ihn umzubringen. Im selben Augenblick klingelte es an der Haustür und Hope stand schon auf, um diese öffnen zu gehen. Ich konnte meine Mundwinkel nicht mehr kontrollieren und grinste so breit, dass es schon fast wehtat. Katy betrachtete mich ebenfalls amüsiert, jedoch blieb sie still.

"Man ich fahre, hört auf!", zischte Levin und klang sichtlich genervt von seinen Fahrgästen.

"Hunter tu doch was!", flehte er den Nächsten an.

"Ich misch mich nicht ein", kam es von diesem.

"Alter, ich bin dein Freund", erinnerte er ihn.

"Leider", hörte ich Hunter murmeln.

"Aria...Katy", hörte ich Hope plötzlich sprechen.

Ich hob den Blick, um sie anzusehen, wobei das Lächeln an meinen Lippen direkt verschwand. Die Jungs blendete ich vollkommen am Anruf aus und konzentrierte mich lediglich nur auf die vier fremden Männer, die hinter meiner besten Freundin standen.

"Liam", sagte ich.

"Ja?", kam es etwas spät von ihm.

"Aria?", fragte er verwirrt, als ich schwieg.

"Beeilt euch", verlangte ich ängstlich, bis mir das Handy aus der Hand weggerissen wurde.

Der VerstandWhere stories live. Discover now