Kapitel 15

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"Willst du mir endlich sagen, was los ist?", begann Liam mit seiner ersten Frage, als er die Einkaufstüten auf den Küchentisch ablegte.

"Es ist nichts", versicherte ich ihm.

"Aria du schaust mir ins Gesicht und lügst mich eiskalt an", wurde er langsam wütend, weswegen ich zum Schweigen begann.

"Ich bin nicht dumm, Aria. Denkst du ernsthaft mir fällt nicht auf, wenn du irgendwas hast?", sprach er weiter.

Ich wollte nicht, dass er mich für verrückt hielt, denn all das war verrückt. Es war komisch und beängstigend.

Diese Anrufe, diese Nachricht, dieser Mann hatten höchstwahrscheinlich gar nichts miteinander zutun und ich bildete mir das nur ein. Vielleicht waren diese Anrufe wirklich ein Versehen gewesen, vielleicht war diese Nachricht nur von einem Bekannten, der den Tod meiner Oma früher mitbekam und vielleicht war dieser Mann einfach ein Fremder, der nicht mich, sondern irgendwo anders hin gesehen hatte.

Das alles klang viel glaubwürdiger, als meine paranoiden Ängste, die ich nicht unter Kontrolle hatte.

"Aria rede mit mir", drang seine Stimme in meine Gedanken hinein.

Ich merkte wie ungeduldig er wurde, jedoch starrte ich weiterhin auf den Boden und versuchte meinen beschleunigten Puls zu beruhigen.

Seine schweren Schritte konnte ich wahrnehmen, weswegen ich mich nicht von der Stelle rührte und den Blick nicht hob. Er stand direkt vor mir und wusste anscheinend nicht so genau, was er nun machen sollte. Ich konnte ihn aber verstehen, denn ich wusste es genauso nicht.

"Ich kann nicht auf dich wütend sein", begann er plötzlich und bei seinen Worten verengte ich verwirrt die Augenbrauen.

"Ich kann nichts in deiner Nähe. Du machst gar nichts, aber...du machst auch so viel, was mich schwächt. Das ist komisch und...nicht gut", redete er weiter, womit ich nicht gerechnet hatte.

Aus diesem Grund hob ich langsam den Kopf und schaute in seine blauen Augen, die nun meine Lieblingsfarbe war. Es war faszinierend. Ich konnte nie aufhören sie zu bewundern, denn sie waren einzigartig. Schon bei unserer ersten Begegnung, als er mich an die Wand gedrückt hatte und mich anstarrte, hatten sie mich beeindruckt. Er war komplett schwarz angezogen und nur seine Augen strahlten wie ein Diamant heraus.

Es war nicht Liebe auf dem ersten Blick.

Die Augen waren wie in mein Gedächtnis fest genagelt und mein Verstand ließ mich nie vergessen, dass diese Augen einem Mörder gehörten, doch nun gehörten sie dem Jungen, den ich liebte.

"Es tut mir Leid", entschuldigte ich mich.

"Wofür?", war er nun verwirrt.

"Ich habe dich angelogen", erklärte ich.

"Komm her", flüsterte er und schlang seinen Arm um meine Taille, sodass er mich in eine Umarmung ziehen konnte.

"Ich liebe dich", murmelte ich aus dem Nichts.

"Schön zu wissen, denn ich empfinde für dich genauso etwas", meinte dieser daraufhin, wofür ich ihm spielerisch auf die Brust schlug, aber ein Schmunzeln nicht unterdrücken konnte.

"Ich liebe dich auch, Engelchen", hauchte er schließlich und ich konnte einen Kuss an meinem Haaransatz spüren.

Langsam lösten wir uns wieder voneinander, wobei mich Liam für einige Sekunden schweigend betrachtete. Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen und somit konnte ich seine Grübchen erkennen. Er schaute glücklich aus. Anders konnte ich sein Gesichtsausdruck nicht deuten.

"Ich liebe deine Grübchen", kam es unkontrolliert aus mir raus, wodurch seine Mundwinkel ein Stück weiter nach oben zuckten.

"Ich liebe dein Lächeln", flüsterte er daraufhin gegen meine Lippen und somit konnte ich nicht anders, als zu lächeln.

"Komm, wir machen jetzt Essen", meinte er schließlich und schnappte sich meine Hand, um mich zum Waschbecken zu ziehen.

"Ich bin nicht gut darin", warnte ich ihn.

"Der Chefkoch bin ich, also keine Angst", grinste er und wusch sich die Hände, was ich ihm gleich tat.

"Warum muss ich dann mit kochen? Es ist doch viel besser, wenn du es machst und ich schaue dir dabei zu", schlug ich vor, wobei er sich etwas zu mir vor lehnte und lachend den Kopf schüttelte.

"Vergiss es", lehnte er ab und sah dennoch sehr amüsiert darüber aus.

Er entfernte sich von mir und schnappte sich die Tüten, um die Lebensmittel auszupacken. Mit dem Rücken war er zu mir gedreht. Genau an derselben Stelle stand er, als wir das erste Mal hier waren und er mir etwas zubereiten wollte.

Ich weiß noch ganz genau, was ich ihm sagte und wie ich mich zu ihm genähert hatte. Als er dort stand, hatte ich das Bedürfnis ihn zu umarmen, jedoch hatte ich nicht den Mut dazu gehabt. Aus diesem Grund griff ich nach seiner Hand und nicht nur mich, sondern auch ihn hatte es damals nervös gemacht. Er konnte mir kaum in die Augen schauen und er kämpfte innerlich mit sich selbst, doch in dem Moment hatte die Liebe gesiegt. Das Verlangen war viel zu groß gewesen, um es zu stoppen.

Verträumt begann ich darüber zu lächeln und blieb genau dort stehen, wo Liam seine Beherrschung verloren hatte.

"Genau hier hast du mich geküsst", sprach ich in die Stille hinein, worauf sich Liam umdrehte.

"Du schenktest mir einen ganzen Tag mit Momenten, die ich nie vergessen habe", fuhr ich fort.

"Du bist zu perfekt für mich. Viel zu perfekt", lächelte ich und mir lief unbewusst eine Träne über die Wange, wobei er einen Schritt auf mich zu kam.

"Manchmal habe ich so sehr Angst, das ich eines Tages aufwache und all das nur ein Traum gewesen ist", erzählte ich ihm.

Nach diesen Worten kam er auf mich zu und schlang seine Arme um meinen Bauch, sodass er mich nah genug an sich ziehen konnte. Seine Augen bohrten sich in meine hinein und blickten so tief, sodass ich mich darin verlor. Wie ein wunderschönes blaues Meer, was mich tief ins innere trieb, jedoch hatte ich keine Angst zu ertrinken.

"Das ist kein Traum. Es ist die Wirklichkeit und es gibt nichts, was uns jemals voneinander trennen kann, denn das würde ich niemals zulassen. Nicht einmal der Tod und das verspreche ich dir", versicherte er mir, dabei legte er seine Hand an meine Wange.

"War das etwa ein Black Versprechen?", lachte ich ein wenig, um die Stimmung zu lockern.

"Ein Black Versprechen, ja", grinste er darüber und zog mich in seine Arme.

"Ich hasse dich", murmelte ich.

"Ich hasse dich auch", flüsterte er und anschließend beugte er sich zu mir herunter, nur um seine Lippen gegen meine zu drücken.

Der VerstandWhere stories live. Discover now